Herbst 2021 - Griechenland – Peleponnes
6.900 km / 51 Tage / Unsere erste längere Tour mit dem CS Rondo / Text, Fotos, Filme: Martina / Luftaufnahmen: Hermann
Kleinere Runden hatten wir schon mit dem Rondo gedreht, nun war es uns endlich möglich, auch eine größere Tour zu planen. Wir waren durchgeimpft, überall gab es überschaubare Regeln zur Einreise und wir füllten alle nötigen Formulare aus, damit wir von Italien aus die Fähre nach Patras, Griechenland, nehmen konnten.
Wir machten 3 gemütliche Stopps in Deutschland, sammelten unterwegs Reisefreunde ein und tuckerten dann über den alten Brenner nach Italien. Auch hier legten wir 2 entspannte Übernachtungen ein und dann nahmen wir die Fähre in Ancona.
Der Westen der Peleponnes – tolle Strände und drohendes Unwetter
Am 6. Oktober landeten wir in Patras an und direkt unser 1. Übernachtungsplatz stimmte uns ein auf das, was uns auf den Peleponnes erwartete: Viel Natur, wenig Menschen, manchmal erschreckend viel Müll (da sieht man unser Pfandsystem sehr positiv, könnte auch in Griechenland viel Gutes bewirken) und sehr gelassene, freundliche Einheimische.
Der Reiseführer lockte uns am nächsten Tag nach Elis, doch die Reste der antiken Stadt sind kümmerlich. Hier trainierten die Athleten, bevor es nach Olympia ging aber zu sehen gibt es vor Ort nichts. Immehin ist die kleine Nebenstraße durch die Berge abwechslungsreich und macht Lust auf mehr. Unser Ziel ist erst mal der Camping Aginara Beach, einer der wenigen, der um diese Zeit überhaupt geöffnet hat. Wir bleiben 2 Tage, genießen den Strand, gutes Essen, beobachten die Wettervorhersagen und verfeinern unsere Reiseplanung.
Der Regen treibt uns vor sich her – direkt nach Olympia
Eine üble Schlechtwetterfront setzt sich immer mehr durch und wir entscheiden uns, komplett die Seiten auf der Halbinsel zu wechseln, also einmal vom Westen in den Osten in 2 Tagen. Natürlich kann man auch dabei schon Eintauchen in die vielfältigen Altertümer, die hier überall zu finden sind und wir beginnen direkt mit dem Top-Highlight der Peleponnes: das antike Olympia!
Nicht weit hinter der beeindruckenden Ausgrabungsstätte finden wir ein schönes, ruhiges Plätzchen am Fluss. War uns IOverlander in Amerika eine große Hilfe, so ist es nun die Park4Night App, neben den Infos aus dem Reiseführer und den Satellitenbildern von Google, ergibt sich so schon im Vorfeld oft ein gutes Bild der Möglichkeiten Frei zu Stehen.
Hinter uns im Westen waren nun schon Sturm und Regenmassen. Wir kurvten bei sehr durchwachsenem Wetter durch die Berge mit seinen urigen Dörfern, so erreichten wir zügig Kiveri, wo gerade der Regen aufgehört hatte und uns ein trockener, sonniger Nachmittag gegönnt war.
Der Osten – wir schlagen dem Regen immer wieder ein Schnippchen
Es folgen Tage mit wahren Aprilwetter aber wir haben immer ein Auge auf die Wetterwarnungen vor Starkregen und richten danach aus, ob wir am Strand stehen oder eine Stadtbesichtigung machen. Das klappt alles ziemlich gut, wie ihr an den folgenden Fotos sehen könnt.
Nafplion, die fast schon mondäne Hafenstadt, lässt uns staunend vor einer Mega-Giga-Hyper-Yacht stehen und erfreut mit einer sehr netten Altstadt. Auf dem Weg dorthin nehmen wir noch eine Felsenkirche und eine echte Pyramide mit.
Schlafen werden wir, direkt oberhalb der Stadt, bei der Festung Paladimi. Alte Steine und tolle Aussichten, dazu Wiedersehen mit Reisefreunden. Was will man mehr von einem kostenlosen Stellplatz? Vielleicht eine ruhige Nacht? Der Platz ist auch bei der lokalen Jugend beliebt und weckt Erinnerungen an Südamerika :-))
Etwas verschlafen machen wir uns auf den Weg in die Berge, um Mykene mit seinem berühmten Löwentor zu besichtigen. Abgesehen davon und dem Museum ist Mykene aber nicht sonderlich spannend, finden wir.
Dann folgen 2 Tage Strand-Hopping um dem angekündigten Starkregen wegzuhüpfen. Auch das klappt wieder sehr gut. In Tolo stehen wir mal auf einem Camping und danach, weil Tolo nicht so schön ist, wie der Reiseführer versprochen hat, am Salanti Beach. Dies ist mal ein Traumstrand, wenn man die Bauruine mitten in der Bucht ausblenden kann.
Leider wird der Strand von Dauercampern zu sehr „belagert“, d.h., die Stoffwechselhinterlassenschaften von Einigen werden irgendwo in den Büschen entsorgt. So was geht gar nicht und macht solche letzten freien Plätze leider auf Dauer kaputt.
Wir erkunden den östlichsten „Finger“ - Urige Häfen, Monemvasia und eine atemberaubende Tropfsteinhöhle
Auf dem Weg zur kleinen Hafenstadt Leonidi machen wir einen Zwischenstopp an der Doline Mikri Spilia bei Didyma. Dolinen entstehen, wenn Karsthöhlen zusammenfallen und größere Krater hinterlassen. Im Berghang fällt die große Doline direkt ins Auge aber interessanter ist die Kleinere, unscheinbar neben einem Olivenhain gelegen. Im Altertum glaubten die Menschen, dies wäre der Zugang zur Unterwelt. Mönche machten sie später zum Raum ihrer Askese und kleine Kapellen wurden errichtet. Geräusche von außen hört man nicht im Krater, nur Vogelgezwitscher. Ein besonderer Ort.
Fährt man den 3. Finger der Peleponnes ab, erlebt man schroffe Berge, kleine Ortschaften, lauschige Buchten und mittendrin Monemvasia.
Im Byzantinischen Reich Stützpunkt und Festung wurde der Felsen schon 583 besiedelt, später war die entstandene Stadt wichtig zur Sicherung des Seewegs von Konstantinopel nach Venedig.
Lange galt die Festung als uneinnehmbar. Sowohl Araber als auch Normannen bissen sich die Zähne aus. Die Geschichte ist wirklich spannend.
Zur Erkundung Monemvasias ist festes Schuhwerk zu empfehlen. Die Unterstadt ist schon sehenswert und bei unserem Besuch auch nicht überlaufen aber der Anstieg zur Oberstadt steil und manchmal holprig, doch es lohnt sich!
Fast am Zipfel des Fingers überzeuge ich Hermann, dass wir unbedingt zur Kastania Höhle müssten. Dass der Weg dorthin sooo steil werden würde, hatte ich nicht geahnt und so manchen bösen Blick vom Fahrer bekommen. Unser Rondo schlug sich aber wirklich gut und als wir dann die Besichtigung der Höhle mitmachten (Nur geführte Touren, keine Fotos oder Filme erlaubt), war der Friede wieder hergestellt: dies ist die schönste, üppigste, farbenfroheste und größte Tropfsteinhöhle, die wir je gesehen haben!
An einem winzigen Strand bei Palaiocastron ließen wir den Tag ausklingen und entdeckten dabei, dass auch hier alte Steine zu finden waren und eine entzückende kleine Kapelle, die uns DAS Griechenland Foto schlechthin schenkte. Danke!
Der mittlere „Finger“: ein gestrandetes Schmuggelschiff, Overlandertreffen und die wilde Mani mit Wehrtürmen, einem Orakel und dem 2. südlichsten Punkt Europas (Festland)
In der Sandbucht Valtaki vor der griechischen Stadt Gythio ist 1981 das mutmaßliche Schmuggelschiff Dimitrios durch einen Sturm gestrandet. Jetzt rostete es da sehr fotogen vor sich hin.
Wir waren gemeinsam mit unseren Reisefreunden Oskar und Heike auf die Peleponnes gekommen und etlich Tage zusammen gefahren aber natürlich trennten sich unsere Wege auch mal und dann ist ein Wiedersehen umso netter. Außerdem waren weitere Panamericana Bekannte nicht mehr weit: „Mozart“ mit seinen Fahrern Günter und Michaela. Auf dem Camping Mani Beach feierten wir ein schönes Overlander Treffen und hatten uns alle viel zu erzählen. (Danke an Michaela für das schöne Foto)
Nach entspannten Camping Tagen, aufgefülltem Wassertank und frisch gewaschener Wäsche, machten wir uns auf die Mani weiter zu „erfahren“.
Lagia z.B. überraschte uns mit seinen imposanten Kirchenschmuckbildern, dem netten Ortskern, einer famosen Taverne und den Geschichten des jungen Wirtes über die Traditionen des Dorfes.
Am Orakel von Poseidon trafen wir unerwartet weitere Amerika-Bekannte und wir verbrachten dort, nachdem wir die steinige Wanderung zum Kap Tenaro, dem südlichsten Punkt der Mani, absolviert hatten, eine ruhige Nacht.
Die Landschaft ist rauh, die alten Sitten waren es auch.
Die Menschen lebten hier sehr abgeschieden und entwickelten leider eine brutale Tradition: die Blutrache.
Ganze Generationen von Jungen und Männern verbrachten ihr Leben in Wehrtürmen, die fast jede Familie hier erbaute.
Von hier konnte man wunderbar auf den Nachbarn schießen aber durfte auch nicht wirklich vor die Tür, da man sonst selbst gemeuchelt wurde.
Nun sind viele Türme verfallen aber allmählich werden auch immer mehr restauriert und dienen als leicht gruseliges Feriendomizil.
Besonders gutes Beispiel: Vathia, das wahrscheinlich am meisten fotografierte Dorf der Mani.
Was fehlte jetzt? Genau: Strand. Und wir hatten Glück und am Dino-Eier Strand war noch reichlich Platz. Der schmale Streifen wird eigentlich als Parkplatz für den Besuch der Pirgos Dirou Höhle genutzt, da wir aber die tollste Höhle schon gesehen hatten, schenkte wir uns den Ausflug und zählten lieber die riesigen, weißen Kiesel. Und endlich konnten wir auch mal baden gehen, denn die Sonne lachte als ob nie etwas gewesen wäre.
Der westliche Teil der Mani ist etwas dichter besiedelt und wurde uns langweilig, hier und da „nahmen“ wir eine Kirche mit und schauten uns den hübschen Ferienort Stoupa an.
Jetzt waren wir wieder bereit für die nächste Runde alter Steine, deshalb fuhren Hermann und ich einen großen Bogen ins Landesinnere um Mystras zu sehen. Mit dem 4. Kreuzzug der Kreuzritter beginnt die Geschichte der Bergfestung, im Byzantinischen Reich entsteht eine Stadt zu Füßen der Burg und so muss man ordentlich bergauf und bergab um Mystras zu erkunden.
Der westlichste Finger: verschlafene Orte, bewohnte Ruinen, wunderschöne Strände, ein Eifelturm und eine venezianische Festung
Nach der Besichtigung Mystras war es noch früh am Tag, daher rollten wir kurz entschlossen 110 km bis zu einem ruhigen Strand bei Messini.
Die kommenden Tage besuchten wir nach und nach Petalidi, Koroni, Tsapi Beach und Finikounda. Überall war die Saison vorbei, was bedeutete viel Platz zum freien Übernachten aber auch geschlossene Läden und Cafés. Gut, wenn man alles selbst dabei hat.
Unbedingt sehen sollte man Methoni!
Die venezianische Festung war riesig und die erhaltenen, vorgelagerten Wachtürme begeistern uns. Seht selber:
Wir machten eine Übernachtung im Hafen von Pylos und waren so am nächsten Tag ausgeruht an der anderen Seite der Navarino Bucht.
Der ein oder andere wird nun vielleicht hellhörig.
Und richtig: hier fand die berühmte Seeschlacht am 20. Oktober 1827 statt. Mit ihr erlangte Griechenland die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich.
Nun lag viel Treibholz von den Stürmen der letzten Wochen herum aber wir waren an der Wanderung zum Paleocastro interessiert.
Der Weg ist ungepflegt, die Festung verfällt langsam und unsere Wanderung durch die Ruine ist nicht nur schweißtreibend, sondern auch nicht ungefährlich. Die Belohnung folgte aber: von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Ochsenbauchbucht!
Omegaförmig ragt sie in die Lagune, ein echter Hingucker. Beim Abstieg warfen wir noch einen Blick in die Nestor Höhle.
Um den Tag komplett zu machen, legten wir noch einen Stopp beim nahen Nestor Palast ein und schauten uns danach die Ochsenbauchbucht von unten an. Der Parkplatz war teils überschwemmt, Scherben zeugten von Autoaufbrüchen und ein Hippipärchen schlug sich gerade in die Büsche für die Morgentoilette. Nö, danke. Wir wechselten wieder zur Navarino Bucht, legten die Füsse hoch und warteten auf den angekündigten Regen.
Gemütlich fuhren wir die Küste Richtung Norden, dabei staunten wir nicht schlecht, als am Ortsrand des kleinen Ortes Filiatra der Pariser Eifelturm auftauchte. Eine bemerkenswerte Kopie, finden wir.
Wir verabschieden uns von den 3 Fingern und besuchen das antike Messene
Außer einigen Campern lag Kalo Nero, als Nordwestlichster Punkt des 1.Fingers im Dornröschenschlaf. Prima, so hatten wir Platz und Ruhe. Erholt ging es dann auf kleinen und kleinsten Wegen durch die Berge zur antiken Hauptstadt Messeniens: Messene. Die Ausgrabungsstätte ist riesig, immerhin haben hier in der Antike mal 23.000 Menschen gewohnt. Theater, Stadion, Brunnenhaus, Hallen, Tempel, Villen, das Mausoleum einer der Eliten Familien, es gibt unwahrscheinlich viel zu sehen und zu laufen. Es ist die aktuell am meisten beforschte archeologische Stätte, daher wächst sie ständig und ist somit auch wiederholten Griechenland Reisenden ans Herz zu legen.
Unsere ausgesuchte Nebenstraße ist nach einem Erdrutsch gerade wieder befahrbar und wir können durch das Arkadische Tor in der alten Stadtmauer fahren um nach Messene abzubiegen:
Auch der nächste Tag führte uns auf kleinen und kleinsten Straßen durch die Berge. Besonders die Dorfdurchfahrten sind teils abenteuerlich und wir mehr als einmal froh, diesmal mit einem kleinen Womo unterwegs zu sein. Das Zwischenziel Agios Theodora ließ uns staunen: scheinbar gegen alle Regeln der Statik wachsen auf dem Dach der kleinen Kapelle mehrere Bäume. Wurzeln findet der Betrachter aber weder Außen noch Innen. Kurios.
Unser Ziel erreichten wir an einem endlich mal sonnigen Nachmittag: die Lousios Schlucht. Auf den winzigen Wanderparkplatz passten wir und unsere Reisefreunde so gerade. Auf der anderen Seite der kleinen Fußgängerbrücke findet man unteranderem noch Reste des antiken Heilbadortes Gortis. Zeus soll hier als Baby im Fluss gebadet worden sein.
Zum Parkplatz ging es den gleichen Wanderweg zurück und nach einer Kaffeepause machten wir uns auf, ein letztes Mal „alte Steine“ zu gucken:
der Apollon Tempel.
Die 2001 a la Christo eingepackte Tempelruine liegt auf 1127m und hier wird wohl auch die nächsten 200 Jahre noch restauriert. Genug „Mosaiksteine“ liegen jedenfalls noch drumherum.
Die letzten Tage auf den Peleponnes verbrachten wir am Elea Beach, testeten im Mini Dorf Korakochori das excellente Restaurant, beobachteten beim Frühstück die Fischer in Katakolo und schlossen den Kreis mit einem Stop beim Aginara Beach Camping bei Glyfa.
2 Tage erkundeten wir nochmals die Strände der Westküste, bevor wir in Patras die Fähre nach Ancona nahmen.
Die Unwetter hatten ziemlich gewütet, doch durch unsere kurzentschlossenen Planänerungen erlebten wir eine wirklich gute Zeit auf dieser schönen, spannenden Halbinsel.
Danke Griechenland!
Und als Kirsche auf der Sahnetorte hier noch ein kleines Video aus der Vogelperspektive: