Juli - August 2012 – Buenos Aires / Argentinien

(Fotos/Filme: Hermann und Martina; Text: Martina)

Nachdem wir Afrika also mit unserem eigenen Auto durchquert hatten, gab es für uns noch einen vierwöchigen Nachschlag in Südamerika. Zum Beginn unserer Reise hatten wir keine Vorstellung, wie lange wir wirklich unterwegs sein würden. Wie würde es sein, wie ein „Zigeuner" zu leben? Hält unsere Beziehung das aus? Kommt irgendwann doch das Heimweh? Wie lange reicht unser Geld und was machen wir bei Krisen der Lieben daheim?

Als wir in Argentinien ankamen sah alles noch nach einer Weiterführung der Tour aus und wir bereiteten uns darauf vor – auch z.B mit einem Sprachkurs.

An dem Tag als unser Landy schließlich auch endlich im Hafen von Buenos Aires ankam, sah die Planung dann komplett anders aus: Wir würden nun hier und jetzt diese Reise beenden und wieder zurück nach Deutschland gehen.

Die Entscheidung war uns wirklich nicht leicht gefallen, denn auch wenn die Vernunft schon längst einen Schritt in die eine Richtung gegangen ist rennt das Herz doch erst einmal in die andere Richtung weiter.

Inzwischen sind wir also wieder „in good old Germany". Es gab einen schweren Krankheitsfall in der Familie und wir haben eine intensive Zeit der Sterbebegleitung nun hinter uns. Wir haben neue, größere Pläne für die Zukunft und arbeiten nun daran diese möglich werden zu lassen.

Somit gibt es also keine Roadmovies aus der argentinischen Pampa (vorerst...) aber immerhin ein paar Eindrücke aus Buenos Aires.

Hier ein Satelliten-Bild der Nasa von der Mündung des Rio de la Plata – rechts unten sieht man die Hauptstadt Argentiniens und links oben an der Mündung Montevideo / Urugay.



Urheber: Earth Sciences and Image Analysis Laboratory, NASA Johnson Space Center

Gewohnt haben wir im Stadteil Belgrano, genauer gesagt im Caseron Porteno (http://www.caseronporteno.com/) einem sehr familiären, hübschen kleinen Tango Hotel. Als „Nichttänzer“ waren wir zwar die Exoten aber es hat viel Spaß gemacht die bunte Schar der Besucher dort zu erleben. Jeden Abend konnte man Tango-Stunden nehmen – kostenlos!

Besonders ans Herz gewachsen ist uns Alejandra, die gute Seele des Hotels.



Noch viel interessanter als das gutbürgerlicher Belgrano fanden wir Boca. Das ärmliche Arbeiterviertel zeigt das pralle Leben, hier die verrufene Ecke wo man sich als Tourist besser nicht alleine sehen lässt (es sei denn man gibt Kamera, Geldbörse und manchmal auch sein Leben gerne her), dort das schrille, freundliche Fleckchen wo sich Tango-Cafés und Boutiquen in quietschbunten Häuschen aneinander schmiegen.



Neben dem berühmten Caminito ist natürlich das Stadion der Boca Juniors DIE Attraktion des Viertels. Unfassbar, wie sich so eine große Fußballarena plötzlich mitten zwischen den engen Straßen und den einfachen Häusern erhebt. Der Besuch ist absolut empfehlenswert! Das Museum ist liebevoll und interessant gestaltet und bei einem Rundgang durch das Stadion erfährt man nicht nur viel Neues und nette Anekdoten, sondern erlebt auch die Argentinier hautnah in Ihrer Begeisterung für den Club und seinen berühmtesten Sohn: Maradona.



Erreicht man Boca am Besten (und Sichersten...) mit dem gelben Sightseeing Bus, so führen alle Subte (U-Bahnen) zu DEM Platz der Stadt: Plaza de Mayo. Hier steht der Präsidentenpalast, wo schon Evita vom Balkon aus die Massen mitriss und nun Christina Kirchner ihrer – viel diskutierten – Arbeit nachgeht. Das archäologische Museum und die alte Kathedrale ziehen die Leute an außerdem ist auf dem Platz selber dauernd viel Betrieb: Demonstranten, Besucher, Touristen aus dem In- und Ausland – kein Wunder, dass hier auch die Dichte der Gauner und Taschendiebe besonders hoch ist. Vielleicht waren wir eingelullt von unseren bisher ausschließlich positiven Erlebnissen in Afrika? Vielleicht ist es eine Mischung aus Gutmütigkeit und dem Gefühl „so was passiert nur den anderen“ gewesen, jedenfalls sind auch wir Opfer einer beliebten Masche geworden: Unter Bäumen bekamen wir vermeintlichen Taubendreck ab und schnell eilte uns ein freundliches Paar zur Hilfe. Mit Wasser und Taschentüchern wurde hantiert, geschickt wurden wir beschäftigt, abgelenkt und für einen kurzen Moment wurde es hektisch und unübersichtlich. Dieser Augenblick reichte den beiden Hermann die Geldbörse aus der Hose zu ziehen, Bares und Karten heraus zu fischen und ihm das Portemonnaie wieder zurück zu schieben – leer! Gemerkt haben wir es tatsächlich erst etwa 30 Minuten später als wir in einem Café bezahlen wollten.



Trotz dem Schreck haben wir uns später wieder auf das Entdecken der Stadt eingelassen. Genauer anschauen wollten wir uns z.B. noch das schicke Viertel Recoleta, wo man neben den Reichen der Stadt und ihren feinen Restaurants den nun schon traditionellen „Hippie-Markt“ findet und natürlich den weltberühmten Friedhof, auf dem auch Evita Peron beigesetzt wurde. Eine echte Pilgerstätte.



Oft waren wir mit der Subte unterwegs.

Manchmal fuhren wir mit dem Linienbus und 2 mal haben wir uns den gelben „Stadtrundfahrt“-Bus gegönnt, auch weil man von so einem Doppeldecker aus einfach eine tolle (Über)Sicht hat.

Buenos Aires ist eine lebendige, interessante Stadt mit einer spannenden Mischung an Menschen, viel Musik, Kunst, Handwerk und noch mehr Leidenschaft.

Ein Muss und unsere 2. ausdrückliche Empfehlung ist der sonntägliche Markt in San Telmo. Antiquitäten, Musik, Kleinkunst, Flohmarkt – hier kann man sich stundenlang treiben lassen.



Neben unserem Touri-Programm hatten wir viel Bürokratie, Rennerei und Diskussionen mit Behörden (Wer über afrikanischen Zoll schimpft hat noch keinen in Südamerika erlebt...), Fluggesellschaften (Nach über 3 Monaten haben wir wirklich noch Geld von Quatar-Airways erstattet bekommen! Die hätten uns nämlich beim Abflug in Kapstadt ohne eine teures Rückflug-Ticket nicht mit genommen, was wir aber so erfolgreich reklamiert haben, dass wir immerhin einen Teil des Geldes wieder bekamen) und Schifffahrtsgesellschaften (wer sich hier keinen Agenten nimmt spart nicht viel und definitiv am falschen Ende!!).

Nicht alles war erfreulich aber dafür haben wir die wunderbare Alejandra kennengelernt und - wer weiß – vielleicht sitzen wir wirklich eines Tages in ihrem eigenen Lokal aber DAS wird dann wirklich eine andere Geschichte sein...