AMERIKA – der Süden – Chile
Dezember 2018 – Chile
Von der Atacama Wüste nach Patagonien
5.380 km gefahren / Text: Hermann / Fotos: Hermann + Martina Filme: Martina
Grenzübergang Ollagüe nach Chile
Auf bolivianischer Seite mußten wir ca. 1 Stunde warten, es war gerade Mittagspause.
Der bolivianische Grenzbeamte hat dann, nachdem alle Formalitäten erledigt waren, 15 Dollar von uns haben wollen, für was keine Ahnung. Da wir von diesem Versuch, Geld abzuzocken schon gehört hatten, haben wir eine Zahlung natürlich freundlich lächelnd abgelehnt. Erst hat er blöd geguckt, dann hat er uns mit einer Handbewegung bedeutet zu gehen. Das ging ja schnell, Thema erledigt.
Aber jetzt mußten wir zur chilenischen Seite. Dort wurde unser Auto sehr intensiv untersucht. Die Dame vom Zoll wollte aber auch in jeden Schrank und jede Schublade gucken. Erbsen, Bohnen, Knoblauch und Fleisch hat sie uns abgenommen. Die 12 frischen Eier wollte sie auch noch haben, doch da war Schluß. Wenn die Eier hartgekocht sind, können wir sie behalten. Also haben wir unsere Eier direkt vor Ort noch schnell gekocht. So konnten wir sie wenigstens behalten.
Die Nacht haben wir dann kurz hinter der Grenze in einem verlassenen Dorf verbracht.
Als wir am nächsten Morgen weiterwollten, standen plötzlich Oskar und Heike mit Ihrem Sprinti neben uns.
Wir sind dann kurzentschlossen zusammen Richtung Chiu Chiu gefahren. Dort wollten wir uns die meistfotografierte Kirche der Atacama-Wüste ansehen. Leider konnten wir sie nicht von innen besichtigen, da die Dame die den Schlüssel verwaltet, krank war.
Nachdem wir uns wieder von Heike und Oskar getrennt hatten, führte uns unser nächstes Ziel nach Calama. Das Auto auf dem Camping abgestellt und die Kupfermine Mina Chuquicamata besichtigt. Diese Übertage Mine ist eine der größten Kupfermine der Welt. Das Loch, aus dem das Kupfer abgebaut wird, ist inzwischen fast 1,4 Kilometer tief. Der Abbau über Tage soll wohl im nächsten Jahr eingestellt werden, dann beginnt der Abbau unter Tage. Im Übrigen hat die Mine diese Besichtigungstour kostenlos durchgeführt. Mit dem Bus wird man erst in die verlassene alte Stadt geführt und fährt dann weiter - mit Helm auf dem Kopf! - zur Aussichtsplattform.
Auf dem skurillen Camping wird man schon mal auf die Mine eingestimmt...
Natürlich besuchten wir auch San Pedro de Atacama, ein kleines Dorf in der Wüste, das schon fast Kultstatus hat. Ist aber mittlerweile etwas von Touristen überlaufen.
Die Atacama-Wüste ist eine der trockensten Wüsten der Welt und erstreckt sich auf über 1200 Kilometer im Norden Chiles.
Auf dem Weg zur Küste kamen wir durch Antofagasta und fuhren weiter die Ruta 1 entlang. Zwar trockene Wüste aber landschaftlich eine sehr schöne Strecke, tolle Felsformationen, gebirgig und mit ganz tollen Farben. Auch hier fanden wir immer wieder schöne Stellplätze für eine ruhige Nacht. Genauso im Nationalpark Pan de Azucar, der uns sehr gut gefallen hat.
Auf der Panamericana ging es dann weiter duch die Wüste. Die Strecke ist nicht besonders aufregend, eher langweilig. Aber man kommt gut voran.
Natürlich legten auch wir einen Fotostopp an der berühmten Skulptur Mano del Desierto ein.
An der Bahia Iglesia konnten wir wieder frei am Strand campen und haben uns den Ort in Ruhe angesehen. Es ist zwar ein Touri-Ort aber da im Moment noch keine Hochsaison ist, war es eigentlich ganz angenehm. Daher haben wir beschlossen, den Ofen am Abend auszulassen und sind stattdessen zum Abendessen in ein kleines Restaurant gegangen.
In Tangoy haben wir uns dann mal einen Camping gesucht. Als wir ankamen, waren wir bis auf ein kleines Zelt, die einzigen Gäste. Alles total ruhig und direkt am Strand gelegen. Haben uns schon auf eine ruhige Nacht gefreut. Tja, das war wohl nix.
Nachts um 23.30 Uhr schlägt doch tatsächlich noch eine chilenische Großfamilie auf und baut unter lautem hämmern Ihre Zelte auf. Als sie dann auch noch einen riesigen Lautsprecher aufbauten, war klar, mit Ruhe wird das nichts mehr. Zumindest haben sie in dieser Nacht auf Musik verzichtet. Dafür ging das Geplärre am nächsten Morgen los und endete erst am nächsten Morgen um 5 Uhr. In dem Bereich sind die Südamerikaner absolut schmerzfrei. Es ist denen völlig egal ob Du nebenan schlafen willst, die machen einfach Ihre Party. An diese Unsitte werde ich mich wohl nie gewöhnen können.
Wir waren jedenfalls sehr froh, als wir am nächsten Morgen den Platz verlassen konnten.
Über den Nationalpark La Campana, wo es endlich grüner wurde, ging es dann Richtung Santiago.
Dort sollte unser „Eddie“ mal wieder eine Wellness- Kur bekommen. Also Ölwechsel, alle Filter wechseln, Ventile einstellen und eine neue Ventildeckeldichtung. Das Ganze dauerte zwar 2 Tage, die Filter waren nicht so einfach zu bekommen, aber die Jungs haben gute Arbeit abgeliefert. Wir durften auf dem Firmengelände übernachten und bekamen sogar ein kostenloses Mittagessen. Also, die MAN Vertretung in Santiago, nennt sich übrigens Porsche Inter Auto, können wir empfehlen.
In Laguna Verde wurde dann wieder mal Camping gemacht. So konnten wir sind dann mit dem Bus nach Valparaiso gefahren, um Martina`s Geburtstag zu feiern. Mit einer kleinen Holzseilbahn ging es dort runter in den Hafen. Das dortige Viertel erinnerte uns ein wenig an St. Pauli.
Um die Schweizer Pia und Felix zu treffen, sind wir dann nach Isla Negra gefahren. Die zwei haben sich dort eine Wohnung gemietet um Ihren Landrover zu reinigen. Sie wollen ihn nach Australien verschiffen, dazu muß das Auto blitzblank sein. Da verstehen die Australier keinen Spaß.
Wir haben mit den beiden einen angenehmen Abend verbracht. Da Felix noch diverse Pisco-Sorten im Angebot hatte, hat Martina dann gerne an einer Pisco-Verköstigung teilgenommen. Das hielt sich aber alles im Rahmen, Martina konnte noch auf eigenen Füßen zum Auto zurück.
Vielen Dank für den netten Abend und wir hoffen Ihr bekommt Euer Auto schön sauber.
Auf der Ruta 5, also der Panamericana, fuhren wir weiter bis Victoria und ab da zum Nationalpark Conguillio.
Einen schöner Zwischenstopp hatten wir an den Laja Fällen.
Der Conguillio soll einer der schönsten Nationalparks Chile´s.
Die Fahrt mitten durch den Park gestaltete sich als sehr schwierig für unseren „Eddie“. Das wäre mit einem Landrover wesentlich besser gegangen. Aber mit unserem Möbelwagen haben wir auch die Engstellen geschafft. Man muß halt nur ein wenig auf die Äste achten, die können schon ordentliche Kratzer machen. Aber ist ja nochmal gut gegangen. Haben die erste Nacht sehr ruhig an einem kleinen See gestanden. Die zweite Nacht ganz einsam in einem Vulkanfeld. Die Gegend hier, absolut toll.
Danach führte unsere Route wieder an die Küste. Hinter Valdivia ging es weiter nach Niebla. Wir fanden einen ruhigen Stellplatz direkt an den Klippen über dem Meer. Dieser wird wohl in der Zukunft nicht mehr genutzt werden können, die Grundstücke waren schon parzelliert, da werden in nächster Zeit wohl einige Häuser gebaut werden, mit wilden Campen ist dann wohl Schluß.
Um den See Llanquihue herum leben viele eingewanderte Deutsche. Man konnte sich schon fast ein bißchen heimisch fühlen. Mit dem Wetter hatten wir auch richtig Glück, wir konnten den Vulkan Osorno bei Sonnenschein in seiner ganzen Schönheit bewundern. Glück gehabt, am nächsten Tag hat er sich komplett hinter den Wolken versteckt.
Leider ist unser Lenkgetriebe undicht, wir haben daher einen Dichtungssatz bei Indutec bestellt. Das Päckchen soll nach MAN in Puerto Montt geschickt werden. Da das natürlich einige Tage dauert, sind wir für eine knappe Woche auf die Insel Chiloe gefahren. Es ist die größte chilenische Insel und wegen Ihrer Holzkirchen berühmt. Die Kirchen gehören übrigens zum UNESCO Weltkulturerbe.
Nachdem wir schon einige Kirchen besucht hatten, wollten wir an die Küste bei Chepu.
Normale Gravelpiste, etwas einsam und viel Wald. Das letzte Stück der Piste hatte es aber in sich. Die Piste ging ziemlich steil herunter, der Gravel war feucht, tiefe versetzte Löcher. Habe nach einigen hundert Metern angehalten und wir haben den Rest erstmal zu Fuß inspiziert. Es gab dermaßen hohe und versetzte Absätze, da kommen wir vielleicht runter, aber möglicherweise nicht mehr rauf. Ausserdem hatte ich nicht die geringste Lust, unseren „Eddie“ umzukippen. Also haben wir beschlossen, marsch marsch, zurück. Nach 3 Versuchen rückwärts den Hang wieder hoch zu kommen, mußten wir einsehen, das geht so nicht. Habe dann versucht das Auto zu wenden, aber die Piste war zu steil und zu eng. Als der Wagen dann auch noch seitlich leicht wegrutschte, habe ich nicht weiter versucht zu wenden, sondern habe den „Eddie“ wieder mit der Nase nachn unten abgestellt. Jetzt wurde mal der Spaten ausgepackt und die schlimmsten Stellen von Hand begradigt. Derweil hatte sich auch Martina`s Puls wieder ein bißchen bruhigt.
(Anmerkung der Red.: Mein Herz war ganz tief in der Hose verschwunden....)
So, nachdem die Handarbeit erledigt war, der nächste Versuch. Mit möglichst viel Power jetzt rückwärts den Hang hoch, bloß nicht vom Gas gehen. Hat geklappt.
Zur Belohnung gab es dann ein leckeres Curanto. Curanto ist ein traditionelles Gericht der Insel Chiloe. Meeresfrüchte, Fleisch, Hühnchen, Kartoffeln und einiges mehr. Sehr leckeres Gericht, absolut zu empfehlen.
Wir haben auf der Insel immer wieder schöne Stellplätze gefunden und dabei sogar mal unverhofft andere Overlander getroffen.
Gefreut hat uns besonders das Wiedersehen mit Andreas und Luke, die wir zuletzt 2016 in Nova Scotia gesehen haben.
Natürlich konnten wir Chiloe nicht verlassen, ohne die Pinguine von Chiloe zu besuchen. Es gibt dort Humboldt- und Magellan Pinguine. Wir gönnten uns eine kleine Bootstour zu den Pinguinen. Es war zwar ordentlicher Seegang, Martina hat es dennoch ohne Schaden überstanden, sie ist ja auf den Galapagos Inseln richtig seekrank geworden. So ist das eben, ich kann die Höhe nicht vertragen, Martina die See nicht.
Stehen nun an einer Copec-Tanke und warten darauf, daß das Päckchen ankommt. Gerade in diesem Moment kriegen wir die Nachricht: Päckchen ist da!
Haben morgen um 9 Uhr einen Termin in der MAN Werkstatt. Wenn alles gut geht, werden wir morgen zur Carretera Austral aufbrechen.
Aber darüber wird Euch dann Martina berichten.
Bis bald, Euer Hermann