Marokko 2009

bzw. unsere Reise hin und zurück Marokko

9. Mai 2009
JA! Endlich wieder unterwegs!!
Nach 524 km, davon 95% auf deutschen Autobahnen und 5% auf französischen Nationalstraßen, haben wir in Belfort/Frankreich einen Campingplatz am See gefunden: L´Etang des Forges.
Die Handgriffe am Landy sind zwar noch nicht routiniert aber wir sind schwer angetan von dem Luxus, der uns umgibt - im Vergleich zum Zelten mit den Mopeds.
Was haben wir uns auf diese Reise gefreut: 5 Wochen Zeit, stressfrei über Land bis nach Marokko und dann dort ausgiebig Land und Leute erkunden.

11. Mai 2009
Frankreich gefällt uns wieder mal sehr gut, diesmal sind wir über das Zentralmassiv gefahren. Sobald es ländlicher wird, sind alle Verkehrsteilnehmer einfach viel gelassener.
Obwohl wir nicht wirklich französisch sprechen haben wir - mal abgesehen von Paris - noch keine negativen Erfahrungen mit den Einheimischen gemacht. Bitte, Danke und die Tageszeit schafft man immer auch in der Landessprache und ein Lächeln dazu - mehr braucht man meist doch gar nicht. Nun sitzen wir (Wiederholungstäter) bei Holger in Maux, seine Herberge Laz Clausez war für uns ein Muss als Zwischentopp. Wir werden wieder hervorragend essen und noch nett über Marokko und John Lee Hocker plaudern.

13. Mai 2009
Über schöne Nebenstraßen sind wir über die Pyrenäen, wobei wir Andorra „links liegen lassen" konnten - das war uns ein Anliegen...
Am Rio Sagre entlang führte unser Weg in die Ebene Richtung Zaragoza. Ab hier machten wir dann über die A2 ein wenig Kilometer. Wir campen in Sabinas am Rio Jabon und am nächsten Abend auf dem schönsten Campingplatz von Cordoba (N37 57.700 W4 48.836) - mitten im Wald!
Man darf nur die sanitären Anlagen nicht zu kritisch anschauen. Da wir es mal wieder geschafft haben, die einzigen Gäste zu sein, haben wir damit aber kein Problem und genießen einfach nur die tolle Lage.

14. Mai 2009
Algeciras. Die Tickets sind gekauft. Das ging problemlos - sogar mit Rabatt - bei einem der Shops an den Straßen zum Hafen. Bloß nicht einem der dreisten Schlepper folgen!
Für´s campen mussten wir dann wieder 20 km zurück Richtung Malaga. Satt und sauber sitzen wir vor unseren Karten und Reiseführern. Unser Plan ist morgen bis zu einem Stellplatz (Motel Rif) kurz hinter Ouezzane / Rif zu fahren.
Im Internet wird aktuell vor dem östlichen Weg durch´s Rif abgeraten - Rauschgifthändler sollen auch vor Straßenbarrikaden nicht zurückschrecken, na ja - vorsichtshalber werden wir mal die Strecke Ceuta - Tétouan - Chefchaouen - Ouezzane (N13) nehmen.

15. Mai 2009 - Die Grenze
Das Übersetzen war zügig erledigt, dafür wurde der Grenzübertritt auf marokkanischer Seite dann spannend. Wie wohl üblich, herrschte ein - auf den ersten Blick - sehr unübersichtliches Gewimmel. Sofort wieselte ein traditionell gekleideter Herr mit baumelnden Ausweis um uns herum - wies uns energische (auf deutsch) einen Platz in der Schlange zu und erklärte, jetzt müssten wir aussteigen, den Wagen stehen lassen und zu Fuß mitkommen.
Na - DAS war ja was für uns.
Wir schauten uns tief in die Augen und in Sekunden hatten wir beschlossen: okay - wir werden uns mal auf das Abenteuer einlassen - natürlich nicht ohne den Wagen zu verriegeln und genau im Auge zu behalten. Zuerst versuchte Martina noch sich selbst am Schalter für die Passkontrolle anzustellen aber sofort kam der flinke Herr und erklärte freundlich aber bestimmt: Nein, nein - erst zum Doktor! Es ist doch Schweinegrippe!!
Die Tür zu einem Container wurde geöffnet, da saß ein junger Mann und hatte einen weißen Kittel übergeworfen - offensichtlich der Doktor! Vor ihm ein Schreibtisch, hinter ihm Schachteln mit Spritzbesteck (wurde schon erwähnt, dass Hermann eine ausgeprägte Spritzeinphobie hat...?). Der Doktor prüfte die Pässe, trug uns in eine lange Liste ein, dann übersetzte unser „Helfer": Ah ja, Sie sind aus Deutschland. Wohin wollen Sie? So herum reisen, so so. Wie viel Schweinegrippefälle gibt es denn so in Deutschland? Martina behauptete dann ohne zu zögern: 5! Alles Mexiko-Urlauber! Ein Polizist kam herein und nahm die Pässe mit - unser Helfer nickte nur und verschwand auch. Unser Arzt führte uns nun hinaus und wir sollten jeder durch eine dort aufgebaute mobile Schleuse gehen. Ob damit Fieber gemessen werden sollte? Bei der Hitze?
(Später haben wir erfahren, das an der Grenze in Tanger überhaupt keine Prüfungen etc. stattgefunden haben). Bei uns ist wohl alles im grünen Bereich. Der Polizist erscheint wieder und gibt uns die abgestempelten Pässe zurück. Der flinke Herr taucht auch wieder auf und drückt Martina Formulare in die Hände: die Daten des Autos müssen eingetragen werden.
Leider ist der Text in arabisch und französisch - prompt wird sich natürlich verschrieben, aber unser Helfer besorgt sofort ein neues Formular für die offensichtlich etwas dumme Frau.....mit seiner Hilfe schaffen wir es dann auch, den Wisch richtig auszufüllen.
Mit diesen Papieren dann ab zum nächsten Schalter, auch hier wieder den Pass vorzeigen, aber diesmal nur Hermanns, da er als Wagen-Eigentümer eingetragen ist.
Gut: der PC funktioniert. Schlecht: der Beamter ist ein Paradebeispiel des trägen, langsamen und muffigen Staatsdieners. Der flinke Herr hat uns letztlich souverän durch das doch etwas komplizierte Prozedere geschleust und wir geben ihm daher auch 7 € „Aufwandsentschädigung".
Wir steigen in unsern Landy und fahren endlich los.....genau 2 Meter weit - der nächste Grenzbeamte will alle Papiere sehen. Alles i.O. Wir fahren wieder los - erneut 2 Meter, dann der nächste Check. Dieser Beamte rennt mit unsern Papieren mal hierhin - mal dorthin, dann bekommen wir sie wieder. Wir starten erneut - diesmal kommen wir 3 Meter weit, nochmal die Pässe zeigen.
Dann haben wir es nach noch nicht mal 1 Stunde geschafft! Wir sind in Marokko.

Die N13 Richtung Fes ist gut ausgebaut und landschaftlich schön gelegen. Das Rif-Gebirge ist grün und überall blühen Blumen und der Oleander.
Da! Eine Gaststätte in der Einheimische auf ihr Essen warten. Sofort rechts ran und testen was die Küche so anbietet. Für 40 Dirham (= 4 €) bekommen wir 2x leckere Kefta mit Ei in würziger Sauce, dazu frisches Brot und 2 Cola.

Nach 190 Tageskilometern haben wir den anvisierten Stellplatz (N34 46.338 W5 32.701) hinter Ouezzane gefunden . Der Platz gehört zu einem Restaurant, ist sauber und hat Stromanschluss.
Leider liegt er nicht sehr lauschig sondern wir sitzen quasi auf einem Parkplatz und schauen durch einen hohen Maschendrahtzaun auf die Straße. Mal LKWs, dann Feldarbeiterinnen, die auf kleinen Eselchen morgens hin und am Abend zurück die Straße entlang kommen.
Nachts schlafen wir kaum, da ab 3 Uhr früh ein Konzert aller glücklichen Hähne der Umgebung angestimmt wird, welches erst wieder nach Sonnenaufgang enden sollte. Dafür haben wir uns ein üppiges Mahl im Restaurant gegönnt: Suppe - Salat - Couscous - Nachtisch.

 

16.Mai 2009
Etwas gerädert machen wir uns auf den Weg.
Jetzt üben wir das Zusammenspiel Karte, Garmin Navi und TTQV auf dem PC im Cockpit des Landy - und es funktioniert gut. Also ab auf die Nebenstrecken. Diese sind holprig und teils mit Schlaglöchern in denen ganze Eselskarren verschwinden könnten aber dafür ist die Umgebung einfach wunderschön, auf den Feldern sind emsig Menschen beschäftigt und nehmen sich trotzdem noch Zeit uns freundlich zu winken und unsere Grüße zu erwidern.
Fes bewundern wir nur von einem höher gelegenen Aussichtspunkt.
Hermann hat leider verstärkt Rückenschmerzen. Schon länger war er zuhause deswegen in Behandlung und hat auch viel trainiert, doch nun wird es von Stunde zu Stunde schlimmer.
26 km hinter Fes liegt Sefrou („Durch Afrika" Reise Know-How Band 1: 45 000 Einw., hübscher Ort, im 7 Jh. gegründet. Sehenswerte Medina.)
Wir haben die Koordinaten des Campingplatzes und es gibt eine Ausschilderung - trotzdem brauchen wir ein wenig um den versteckt liegenden Platz oberhalb der Stadt zu finden:
Camping Sefrou ca. 1 km vom Zentrum. Höhe: 948 m

N33 49.211 W4 50.593.
Hier thronen wir quasi über der Stadt.
Mal wieder sind wir die einzigen Übernachtungs-Gäste - ein paar Einheimische nutzen die Anlage als Park. Hermann kann sich kaum bewegen, was die Stimmung natürlich drückt.
Was die Bord-Apoheke hergibt wird versucht und wir hoffen,das es ihm bald besser geht.

17. Mai 2009
Früh am Morgen fahren Autos vor: 2 Marokkaner und ein Europäer treffen ein. Wir tippen mal, dass dies der im Reiseführer beschriebene finnische Besitzer des Platzes ist.
Später erfahren wir, dass der „Finne" ein Ire namens Toni und auch nur ein Partner des eigentlichen Besitzers Hamid ist. Martina fragte nach, ob sie eine Idee hätten, wo es medizinische Hilfe geben könnte, denn Hermann war inzwischen nicht mal mehr in der Lage einen Schritt zu laufen. Die Frage war der Startschuss: sofort wurde telefoniert und nach keinen 10 Minuten saßen wir beide schon bei Hamid und Toni im Auto. Es ging zum Krankenhaus im Ort und hier wurden wir schon erwartet. Bevor Hermann noch gucken konnte, hatte er schon eine Spritze im Po und war um 5 € ärmer. Für weitere 4 € kauften wir in der Apotheke die verschriebenen Schmerzzäpfchen und dann waren wir auch schon wieder zurück auf dem Campingplatz. Nach ein paar Stunden kannten wir die Um- und Ausbaupläne für den Platz, die Alkohol-Läden (in denen es wirklich alles gibt) im Ort und den Souk, wo Martina Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln für gerade mal 1,60 € kaufen konnte. Die Jungs (Toni, Hamid + noch 2 andere) leerten lustig ihre Whisky-Flaschen und konnten nur lachen über unsere Infos bestimmte Straßen wegen Kiffhändlern besser zu meiden oder das Alkohol verpönt wäre.
Dank der Behandlung ging es Hermann etwas besser - wir lauschten den Muezzin und fühlten zum ersten mal, dass wir wirklich allein nach Afrika gefahren waren ;-)

18. Mai 2009
Es sieht übel aus. Hermann kann sich nicht mehr ohne Hilfe bewegen.

Sitzen geht so gerade.
Tabletten, Spritze, Zäpfchen, Massage - das gar nichts hilft macht uns klar, dass es wohl nicht gut aussieht.Geplant war eigentlich in 1-2 Tagen Richtung Sahara zu reisen aber es ist uns beiden bewusst, dass es so keinen Sinn macht. Am frühen Nachmittag dann haben wir uns - schweren Herzens - entschieden: Wir müssen zurück und Hermann wohl unter´s Messer.Ihn in seinem Zustand in ein Flugzeug zu setzen - keine Alternative. Beim Fahren können wir uns immerhin abwechseln, alles andere muss Martina nun alleine übernehmen.
Also - auf zum Hafen.

20. Mai 2009
Wir haben in Tanger gecampt und dann am 19. mit der Fähre nach Tarifa übergesetzt.
Nach einer erneuten Nacht auf dem Platz kurz vor Algeciraz fahren wir 900 km bis knapp hinter Valencia. Wir haben Sorge, dass es schlimmer werden könnte mit Hermanns Rücken und geben daher Gas. Es ist Mittwoch und wir wollen, dass er noch Ende der Woche beim Arzt ist, damit zur Not direkt operiert werden kann. Die E15/A7 lässt es gut laufen und führt dazu noch durch die wunderschöne Sierra Nevada.

 

22. Mai 2009
2.600 km haben wir in 3 Tagen runtergespult - jetzt sind wir völlig platt. Sofort ist Hermann bei seinem Orthopäden und auch noch im Krankenhaus - 2. Meinung holen. Dann werden wir auf Montag vertröstet.
Na - da hätten wir uns gar nicht so beeilen müssen.......

 

2 Monate mit Arzt, OP und Reha-Terminen liegen vor uns. Unser Gefühl hatte nicht getäuscht - nur eine Operation konnte noch helfen. Wir sind letztlich froh, dass Hermann wieder „hergestellt" werden kann auch wenn wir sehr traurig sind, dass es mit unserem Wüstenbesuch nicht geklappt hat.