Es ist Mitte Juni 2006 und wir starten in unseren Skandinavien-Urlaub.

 

Die Bilder dazu findet Ihr hier.

 

Von Hilden aus geht es über die Autobahn (viele Staus...) erst mal nach Oldenburg - nachdem wir dort in einem Tourenfahrer-Hotel übernachten, geht es mit der Fähre von Puttgarden nach Dänemark (viele Klatschmohnfelder - sonst nix).
Bei 26°C sitzen wir dann mittags kurz vor Malmö bei Köttbullar und sind uns einig, dass die Öresundbrücke kürzer ist, als wir erwartet hatten. Nach 508 km sind wir am Abend auf einem lauschigen Campingplatz (nähe Jönköping) mit super netten Platz-Leuten. Noch 2 Tage fahren wir täglich zwischen 520 und 580 km auf der E 4 durch Schweden, das nur aus Bäumen und Seen zu bestehen scheint - zwischendurch Pippi Langstrumpfhäuser und abends dreiste Möwen und Mückenschwärme, die uns belauern. Die Route führt uns an Upsalla und Umea vorbei nach Norden - es wird merklich kühler.

 

Tag 5: wieder nur „schnur-gerade-aus" Straßen - Abwechslung bringen nur Kreisverkehre, Rentiere auf der Straße und ein redseliger finnischer Grenzbeamter.
Dafür gönnen wir uns nach 670 km - auch wegen dem etwas feuchterem Wetter - in Kautokeino (Norwegen, ca. 3.000 Einwohner, samische Kulturhaupstadt) eine Hütte + einen Eintopf auf dem orsteigenen Campingplatz.

 

20. Juni 2010

Ein Stück von Martina wird immer in der Finnmark bleiben....
Beim Käseschneiden säbelt sie sich die halbe Fingerkuppe ausgerechnet am Mittelfinger der Schalthand ab. Zur Belohnung lernen wir das super ausgestattete Krankenhaus im Ort kennen und sind beeindruckt von der Freundlichkeit und den günstigen Preisen - die Behandlung, Verbandszeug + Medikamente für die nächsten Tage sind mit 185 NOK günstiger als die Hütte.
Nach 4-5 Wochen sollte die Wunde verheilt sein, meint der Arzt. Na Prima.
Man kauft also original samischen Wollhandschuhe um den Linken über die verletzte Hand zu ziehen, dazu der Regenhandschuh - damit und mit der geliebten Griffheizung sind die nasskalten Bedingungen halbwegs gebändigt.
Später - als der Verband langsam weniger dick aufträgt - schneidet Martina den linken Lederhandschuh zurecht - über den Mittelfinger wird eine Lederhaube aus der Apotheke gezogen.

 

So ausgerüstet fahren wir am nächsten Tag die restlichen 390 km zum Nordkap.
Nach dem etwas trostlosen Stück Finnland vorgestern, werden wir heute mit einer wunderschönen Natur beglückt. Leider regnet es den ganzen Tag und auf der Mageroya-Insel herrscht viel Nebel - schließlich stehen wir nur 1 m vor dem Kassenhäuschen zum Nordkap-Gelände und sehen NIX.
Dafür wollen wir kein Geld ausgeben - außerdem ist hier eh nur unsere ideelles Ziel gewesen - wir machen also keinen Stress sondern kehrt und mieten uns bei dem Wetter im nur 20 km entfernten Hotel ein.
Fasziniert sind wir von den vielen Radfahrern, die hier vollbepackt Ihre eigene Nordkap-Tour fahren. Sie begegnen uns noch häufig auf den einsamen Straßen und den vielen dunklen Tunneln Norwegens.

 

Unser erstes Etappenziel haben wir also geschafft - das Nordkap.
Nun soll es gemütlicher werden - weniger Tageskilometer, mehr Genießen.
Hinter Alta fahren wir an den ersten Fjorden entlang. Traumhaft schön!
Es ist zwar wechselhaft und oft nasskalt, auch weht es uns manchmal fast von einer Brücke, trotzdem fahren wir locker in 2 Tagen etwa 900 km auf tollen, kurvigen Straßen zu unserem nächsten Zwischenziel: den Lofoten.

 

Auf einem Camping-Platz nahe Svolvaer (Insel Austvägoy) gönnen wir uns (11°C, Regen) wieder eine Hütte und gucken im Gästehaus das Achtelfinale Schweden:Deutschland - 0:2 ;-)

 

26. Juni 2010: 11°C, bewölkt, leichter Wind - ein Sommertag auf den Lofoten, Kinder springen im Badeanzug über die Straße...
Ohne Gepäck erkunden wir die Inseln. Reine ist sehr schön und auch der weiße Sandstrand bei Ramberg. Richtig niedlich ist Nusfjord und die Fischsuppe dort ein Gedicht. Das Wikinger-Museum in Borg ist absolut sehenswert.
Blumenwiesen, Berge mit Schneehauben dahinter, kleine rote Häuschen als Blickfang, die Lofoten sind ein Traum.

 

Die Hütte bietet uns Luxus wie eigenes WC oder eine heiße Dusche - nachdem auch unsere Wäsche wieder sauber ist, verlassen wir nach 3 Tagen die Lofoten wieder mit der Fähre von Svolvaer nach Skutvika auf dem Festland.

Über die E6 geht es Richtung Bode und dann auf die E17. 260 km durch atemberaubende Bergkulisse und immer wieder Fähren. Abends haben wir Saltstraumen erreicht. 400 Millionen qm3 fließen durch eine 150 m breite Meerenge.
Der Gezeitenstrom ist imposant und von der Brücke über der engsten Stelle bestens zu beobachten. Ein Paradies für Angler.
Wir bleiben einen weiteren Tag zum Wandern.

 

Auf der E17 lassen wir die Motorräder Richtung Mo I Rana rollen - unzählige Fjorde und den Svartisen Gletscher passieren wir. Windgeschützt erreicht das Thermometer fast 20°C! Während der Fährfahrt von Jektvika nach Kilbogham überqueren wir wieder den imaginären Polarkreis.
Kurz vor Trofors finden wir- nach 50km langer Suche - endlich einen Zeltplatz.

 

Der 30. Juni ist ein Traumtag. Herrliches Wetter (23°C und Sonne) und Kurven, Kurven, Kurven. Plötzlich stehen wir auf der E6 umzingelt von Rettungs- und Bergungsmannschaften. Ein Rettungshelikopter landet auch noch. Auf völlig gerader Strecke hat es ein Auto geschafft kopfüber im Graben zu liegen. Wir hoffen die beiden Insassen haben es geschafft.....


Kurz vor Steinkjer finden wir einen Campingplatz am See inklusive Fernsehmöglichkeit, so erleben wir den Sieg von Deutschland nach Elfmeterschießen gegen Argentinien.

 

Ein kurzer Abstecher nach Trondheim reicht uns an Kultur und Menschen.
Die alten Speicherhäuser am Hafen mit schönen, urigen Lokalen werden von viel jungem Volk belebt.

 

Nach einer schlechten Nacht auf einem lauten, überfüllten Campingplatz ist es am 2. Juli mit 28°C fast schon zu warm. An den Trollstiegen jagt ein grandioser Ausblick den Nächsten. Imposante Wasserfälle und eine traumhafte Abfahrt durch die Berge mit wunderschönen Hochtälern bringen uns bis auf einen einsamen Campingplatz bei Solvang. 15 Fahrminuten vor Geiranger.


Der Platz ist eigentlich genial - aber es gibt hier keine Möglichkeit fernzusehen - dabei ist übermorgen das Halbfinale DE:I, daher fahren wir am nächsten Morgen doch weiter. Kaum aufgepackt und losgefahren sind wir schon in Geiranger - der dortige Campinglatz ist zwar belebter aber mit einer unschlagbaren Lage (und einer Waschmaschine!). Da kann uns auch der plötzliche, sinnflutartige Regen nicht schocken.

 

Ein Muß: die Fjordrundfahrt! Man wird förmlich besoffen von der Natur.
Über das Ende des Spiels gegen Italien reden wir hier nicht.....

 

Hinter Geiranger liegt die E15 in wunderbarer Landschaft, riesige grüne Täler umgeben von dicht bewaldeten Bergen machen den Anfang, dann folgt die E55 mitten durch das Breheimen - Hochgebirge („Heimat der Gletscher").
Schließlich endet der Weg im grünen, engen Tal des Sognefjords.

Kurz vor Urnes schlagen wir unser Zelt auf einem lauschigen Campingplatz auf.


Von hier aus erkunden wir ohne Gepäck die Gegend: die alte Stabkirche wird besichtigt und wir fahren zum Gletscher-Zentrum in Jostedalen. Am Ende der dorthin führenden Sackgasse beginnt ein „Hilfsweg" bis zu einem Stausee und dieser schmale, kaum befestigte Weg machte richtig Spaß.

 

Unsere Tour geht weiter gen Süden über die E25 durch ein riesiges Skigebiet, dass man sich in Kanada wähnt. Keine Fotos konnten wir von der Hardangervidda schießen, der Wind pfiff so stark, dass man auf der E7 ständig Schräglage fuhr - auf gerader Strecke! Die Straße durch dieses 9000 qkm große Hochgebirgsplateau endet an einer enormen Schlucht, in die ein Tunnel in endlosen Spiralen hinunter führt.
Der Regen lässt uns auf ein Zimmer in Eidford zurückgreifen.

 

Am nächsten Tag geht es in Regenklamotten Richtung Stavanger.
Patschnass kommen wir in Jossang an und finden eine schöne private Hütte mit Blick in den Idsefjorden inklusive.


10. Juli 2010 Die Sonne scheint!

Wir schmeißen uns in die Wandersachen und machen uns auf zum Predigtstuhl - eine schöne 2 Stunden Strecke führt zum Dach des Steilfelsen und bietet spektakuläre Aussichten.

 

Noch 3 Tage bleiben uns, dann müssen wir unsere Fähre in Oslo nehmen.
Wir nutzen die Zeit um auch noch den Süden Norwegens zu sehen.
Die Besiedelung ist deutlich höher als bisher, mehr Verkehr, mehr Städte.
In Mandal - der weißen Stadt - herrscht der Wohlstand, teure Yachten, Restaurants und Cafes. Der Campingplatz schockt mit doppelt so teuren Kursen als wir bisher bezahlen mussten - er entschädigt etwas mit einem tollen großen Sandstrand.

 

Soviel Zivilisation nervt uns - wir machen uns am 12. Juli auf durch die Telemark zu cruisen und sind heilfroh die dichte Hauptverkehrsstraße nach 80 km zu verlassen und auf die E9 abzubiegen. Die 405 überrascht uns als kleine, feine Motorradstrecke.
Kreuz und quer fahren wir schließlich bis nach Vradal und verbringen hier die letze Nacht im Zelt in Norwegen. Die Fähre wird uns am 12. Juli um 20 Uhr von Oslo nach Dänemark bringen.

 

Fazit:

Nach 8170 km sind wir voller positiver Eindrücke zurück von unserer Nordkap-Runde. Camping ist in Skandinavien extrem einfach. Die Strassen sind sehr gut!
Das Wetter war durchwachsen, die Hälfte der Zeit hatten wir unsere Regenklamotten an. Die Natur-Eindrücke sind überwältigend, besonders in Norwegen - die Tundra in der Finnmark, die Fjorde und Gletscher, die Hardangervidda - alles ist berauschend in seinen Ausmaßen und seiner Schönheit.

 

Nur Elche, die haben wir nicht gesehen ;-)