AMERIKA - der Süden - Kolumbien

August 2018 – Kolumbien

1.260 km gefahren

Text: Martina/ Fotos: Hermann + Martina / Filme: Martina

Über die Zentral Kordillere ab in die Wüste

Nach unserem Medellin Abstecher führte unsere Route nun wieder über die mittlere der 3 Kordilleren zurück zum Flusslauf des Rio Magdalena, der nach 1538 km ins karibische Meer mündet.

Die Hauptstraßen von Nord nach Süd bzw. umgekehrt sind – mal abgesehen von Baustellenabschnitten – in gutem Zustand. Spannend wird es in Kolumbien immer dann, wenn man über die Berge möchte. Von Salento Richtung Tatacoa Wüste war die direkteste Verbindung die Ruta 40 ab Armenia.

Um es kurz zu machen: wir brauchten für die Hälfte der Strecke (ca. 26 km) fast 5 Stunden und mussten dort einen Übernachtungsstopp einlegen. Der einzige Grund für die vielen Staus waren die LKW – hier ein Unfall, da ein abgestürzter Laster, der geborgen wurde und ständig mussten alle halten, weil die Sattelschlepper sonst nicht um die Kurven kamen. Am nächsten Tag ging es dafür relativ flott hinab in die Tiefebene und wir waren zurück in der Hitze.

Wir haben aufgehört zu zählen, wie oft man hier von 3000 m auf 200 m wechselt und dabei zwischen 10°C und 38°C alles mitnimmt.

Eine Kuriosität in Kolumbien ist die nur 330 km² „große“ Tatacoa Wüste. Sie liegt im doppelten Regenschatten zwischen der Zentral- und der Ostkordilliere.

Neue Reifen in Neiva

Für uns wurde sie für 2 Nächte zum Schlafplatz, da wir in der nahen Stadt Neiva einen Glückstreffer gemacht haben: wir konnten 2 neue Reifen bestellen.

Klar,dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man so viele Sternschnuppen in der Wüste beobachten kann ;-)

 

Reifen sind ein Thema für uns, denn die Größe 14.00 – 20 ist nun nicht so wirklich üblich in Amerika. Umso mehr staunten wir, als ein Sattelschlepper neben uns hielt, der exakt diese Größe aufgezogen hatte. Unsere sind von Continental, halten nun schon über 80.000 km aber sind nun wirklich langsam fällig. Der LKW einer Ölfirma hatte Michelin Reifen und der Fahrer meinte, die würden wir in Bogota bekommen.

Die nächsten Stunden waren wir nur in Recherchen vertieft aber wir konnten keine exakteren Infos finden. Daher suchten wir den örtlichen Michelin Händler in Neiva auf und versuchten unser Glück. Am Ende lernten wir, dass die Michelin Reifen nicht im normalen Handel zu kriegen waren aber dafür gibt es passende Militär Reifen von Firerstone, Made in Brazil und 2 könnten wir bis morgen auch bekommen.

Auch gut, denn an der Flanke des rechten Vorderreifen hatten wir uns nun auch noch einen fetten Cut eingefangen und daher bereits diesen 2 Tage vorher gegen den Ersatzreifen getauscht. Wir ließen uns also 2 neue Vorderreifen aufziehen und der gute Continental kam wieder als Ersatzrad nach hinten.

Archäologische Schätze im Andenhochland - San Agustin

Jetzt fehlen uns also noch 2 neue Reifen. Wir werden daher die nächsten Wochen immer wieder versuchen weitere Firerstone Tipo-M, Heavy Duty 14.00-20 Reifen zu bekommen.

 

Am südlichen Ende der Provinz Huila liegt, bereits wieder auf 1.400 m an den östlichen Hängen der Zentralen Kordillere, der kleine Ort San Agustin und der Fundort der nach ihr benannten „San-Agustin-Kultur“. Viel mehr weiß man noch nicht über diese vergangene Kultur die dort bereits ab dem 33 Jhd. vor Christus erste Spuren hinterlassen hat.

Die besonders interessanten monolithischen Steinskulpturen (Götter- und Dämonendarstellungen) sind ca. 200 vor bis 700 nach Christus errichtet worden und etwa 400 wurden bisher im feuchten Andenhochland gefunden. Daneben gibt es einige megalithische Tempel im archäologischen Park zu bewundern und besonders schön ist das Naturheiligtum „Quelle von Lavapatas“, Vulkangestein mit herausgearbeiteten Gesichtern und Becken für zeremonielle Waschungen, über das sanft das Wasser eines Flusses geleitet wird.

Gerschüttelt - nicht gerührt - auf der Schlaglochpiste Ruta 20

Wir hatten nun zu entscheiden, wo wir die Grenze nach Ecuador nehmen wollten: entweder die Hauptgrenze bei Ipiales oder die kleinere bei San Miguel.

Pro für Ipiales war, dass man von dort zügig und einfach zu einem wunderbaren Overlander Treffplatz bei Ibarra kommt. Contra waren die Nachrichten über Tausende von venezolanischen Flüchtlingen an der Hauptgrenze.

Unser Los fiel auf Ipiales, was bedeutete, erneut die Berge nach Westen zu überqueren.

Wir machten uns auf den Weg die Ruta 20 nach Popayan nehmen und dabei wurde das Wetter östlich des Bergkammes immer schlechter.

Mehr als die Hälfte der 80 km langen Stecke ist eine schlaglochverseuchte, harte und teils sehr enge Piste bis auf 3.100 m hoch. Regen und Nebel machten das Vorankommen auch nicht freundlicher und wir waren froh am Abend kurz vor Coconuco – etwa 20 km vor Popayan einen Übernachtungsplatz zu finden.

Noch froher waren wir, als wir später erfahren haben das nur 2 Tage später (der Regen war immer schlimmer geworden) andere Routen (#26 und die Trampolina del Muerte #10) wegen Erdrutschen gesperrt waren und dann auch noch Überschwemmungen den Ort Mocoa – mal wieder - verwüstet haben. Da hatten wir aber mal wieder Glück gehabt.

Mit der Gondel zur Basilika von Las Lajas

Als letzte Station besuchten wir noch den Ort Las Lajas. Ein wichtiger Wahlfahrtsort in Kolumbien. Spektakulär spannt sich eine Brücke und darauf steht eine beeindruckende Basilika mitten im Canyon. Während eines Unwetters suchte eine Indigena mit ihrer kleinen taubstummen Tochter Rosa in den Felsen Schutz und dabei erschien ihnen die Jungfrau Maria.

Rosa sprach plötzlich die Worte: Die liebe Frau sprichst zu mir.

(So weit die Legende)

Die Kirche ist jedenfals einen Besuch wert und wir verbanden die Seilbahnfart mit einer kostenlosen Übernachtung auf dem Parkplatz der Bahn.

An der Grenze - mit tausenden Flüchtlingen aus Venezuela

Unser letztes „Abenteuer“ in Kolumbien war dann die Grenze und wir müssen sagen, es waren schon bedrückende und eindringliche Gefühle als wir versuchten in Ipiales das Land zu verlassen. Tausende Menschen aus Venezuela, das immer mehr im Chaos versinkt, sind auf der Flucht vor der hoffnungslosen Lage. Mehr als 500.000 Flüchtlinge sind dieses Jahr bereits von Kolumbien nach Ecuador und viele versuchen von dort weiter nach Peru oder Chile zu kommen.

Nicht alle haben legale Papiere und viele harren schon seit Tagen am Grenzübergang aus.

Das Leid ist vielen ins Gesicht geschrieben, trotzdem versuchen die Menschen weiter höflich und freundlich zu bleiben. Kinder weinen, junge Menschen drängeln gequetscht wie die Sardinen neben uns in einer separaten Reihe. Die Stimmung ist kritisch, denn es gehen Gerüchte, der neue Präsident Kolumbiens will die Grenze für Flüchtlinge schließen.

Wir stehen fast eine Stunde in der Reihe für Kolumbianer und andere Ausländer bevor sich überhaupt mal das Tor zu den Schaltern öffnen. Alleine den Weg durch die Menschenmasse zu dieser Reihe zu finden war schon schwierig gewesen.

Der Rest ist einfach. Einmal am Schalter wird der Pass ausgestempelt, wir gehen zum Zollschalter und geben unsere Einfuhrpapiere für den STEYR nur ab. Dann rüber zur ecuadorianischen Seite, Einreisestempel holen und zum Zoll, wo uns eine reizende Beamtin mit ein paar Brocken Deutsch („Führerschein, bitte“) und einer total unkomplizierten Abwicklung überrascht. Keine Kopien, keine Kosten.

Das war also Kolumbien. Wir hatten 6 unglaublich abwechslungsreiche Wochen in diesem wunderschönen Land mit seinen freundlichen Menschen. Natürlich gibt es noch immer Drogenbarone und Paramilitärs in Kolumbien aber die Entwicklung der letzten 25 Jahre ist so positiv, die Bewohner fleißig und stolz auf die Fortschritte und sie freuen sich ehrlich über Besucher, wodurch das Reisen im Land wirklich viel Spaß macht.

Die größten Herausforderungen (nicht nur) für Touristen stellen die Bergstraßen und der Straßenverkehr, denn Verkehrsregeln werden von den Einheimischen als „unverbindliche Vorschläge“ ausgelegt. Ständig wird in Kurven überholt, Geschwindigkeitsangaben oder Überholverbote schlichtweg ignoriert. Allerdings fährt niemand aggressiv und das ist ja schon mal Besser als in Deutschland, nicht wahr? ;-)