TÜRKEI - Ostanatolien Nord und Süd

August 2011 – östliches Zentralanatolien

 

Mesopotamien – zwischen Euphrat und Tigris

 

Plötzlich liegt unser Ziel – Erzincan – vor uns. Wir sind die 885 von Gümüshane gekommen und sowieso schon ganz schwindelig von der Aneinanderreihung von Bergen, tiefen Tälern, Hochebenen und Schluchten. Nun aber stehen wir sprachlos an einer Kurve der Abfahrt und blicken über das riesige Hochtal in dem die alte Stadt am Euphrat liegt . Diese Bergkulisse – Martina erinnert sie an die Fernsehbilder vom Kundus.



Einen Camping-Platz suchen wir mal wieder vergebens und zum wilden Campen ist es uns heute zu spät geworden: wir leisten uns eine Nacht im Hotel (Klimaanlage konnte nur 18°C – brrr / WIFI funktionierte nicht / kein Bier auf der Terasse wegen Ramadan bzw. Ramazan wie die Türken sagen / aber die Dusche war klasse!). Das in den Karten bezeichnete Altintepe ist nur ein Hügel mit ein paar alten Steinblöcken mitten im Tal. Hier lohnt kein Stopp.

 

Die 885 nach Süden (nach Pülümür – Tunceli) zeigt dafür, was eine traumhafte Strecke durch endlose Schluchten ist. Und Tunceli überrascht uns mit lockeren, lächelnden Menchen, unverschleierten Frauen und Männern die auf der Straße Tee trinken und essen (siehe wikipedia – Tunceli). Nach einem netten Plausch im Supermarkt, wissen wir, dass der Weg nach Ovacik durch den Munzur Vadisi National Park viele schöne Stellen zum wilde Campen bereit hält. Und so eine finden wir auch: ein paradiesischer Platz an einem glasklaren Bergfluss, unter schattenspendenden alten Eichen. Wir bleiben hier 2 Tage (große Wäsche, Hängematte, kleine Spaziergänge am Fluss).

 

Gut erholt und gelaunt nehmen wir in Ovacik die Abzweigung nach Hozat. Natürlich nachdem wir gefragt haben, denn Schilder gib es keine. Auch an der nächsten Abzweigung helfen uns ein paar Jungs auf Ihrem LKW weiter. Die „Straße“ forderte dann auch unseren Landy so richtig: Untersetzung ist schon eine tolle Sache! Nach dieser Offroad Einlage von knapp 2 Stunden freuten wir uns auf eine Teepause in Hozat. Nachdem wir an den Armeeposten, die die Stadt förmlich umzingeln, vorbei waren und auf der Straße ein Cafe gefunden hatten sah Martina den Vodafone Laden auf der anderen Straßenseite. Damit nahm die Geschichte „Internet-Stick“ ihren Lauf....

 

WIFI ist extrem selten hier, in Hotels klappt der Zugang zum Internet auch nicht immer also wünschten wir uns einen Eigenen. In Deutschland hatten wir uns bereits einen Stick zugelegt, bei dem die Karte auswechselbar ist (z. Zt. von Fonic angeboten). Bereits in Istanbul hatten wir einen erfolglosen Versuch hinter uns gebracht eine Karte für den Stick zu kaufen. In Tunceli hat uns ein Besuch im Internet-Café nur Nerven geraubt, daher beschloss Martina hier noch einen Versuch zu starten.

5 Tees (die mal wieder irgendwer für uns bezahlte), etlichen Ansprachen an Hermann und einem geschenktem Brot - damit er nicht verhungert - später, saß Martina dann auch wieder am Tisch.

Die halbe Straße, insbesondere jeder der Deutsch konnte, war inzwischen in die Aktion involviert.

Die Karte zu kaufe war noch relativ einfach – dazu wurde nur ein Dolmetscher und die Mädels aus den Nachbarboutiquen zur Hilfe geholt. Der Ladenbesitzer übernahm auch die Aktivierung usw. was nur eine halbe Stunde dauerte....weitere 30 min nahmen dann noch etliche Versuche von Martina, dem Ladenbetreiber und einigen Helfern in Anspruch mit dem Stick und unserem Laptop nun auch in www zu kommen. Erfolglos. Schließlich beließen wie es dabei und verließen unter vielem Händeschütteln die Stadt. Auf dem Weg nach Elazig überquerten wir mit einer Fähre den 1. großen Stausee dieser Region, den Karakaya. Ab der großen Stadt ging es flott die E99 hinunter nach Südwesten. Kurz vor Malatya bogen wir links ab um nach einem Stellplatz zu schauen.Da – eine kleine, geschützte Stelle neben einer Schule schien uns geeignet. Ein Gewitter zog auf und wir machten uns hungrig an die Essensvorbereitungen. So einsam war der Platz aber trotz Ferien nicht: ein Herr (Hausmeister??) tauchte auf und machte uns mit Gesten und Englisch-Fetzen klar, dass

wir hier nicht schlafen können. Wir sollten doch zum Nemrud fahren.

Essen durften wir noch, dann fuhren wir in die Abenddämmerung. Schon 15 min später hatten wir eine Stelle gefunden – ein kleiner Pass mit Blick rechts und links in die Berge. Es wurde eine ruhige Nacht! Es war der Tag der Premieren: morgens mit Flusswasser gewaschen und den Wassertank aufgefüllt und Abends neben der Straße geschlafen.



Der nächste Morgen bringt Ziegen und Schafe, den Abtransport einer Straßenraupe und ein Auto mit netten Herren – einer aus Köln, die uns ebenfalls den Nemrud ans Herz legen.

Also gut – wir folgen der Straße und den Schildern (!) zum Nemrut Dagi Milli Parki.

In einer Kurve treffen wir eine österreichische Familie im Landy (130er) und Absetzkabine, die die Nacht oben auf dem Nemrud verbracht haben. Eine weitere Empfehlung.

Nach 30 km Schotterpiste (schon die vielen Straßenbaustellen erwähnt?) erreichen wir ein kleines Hotel. Hier gibt es Tee, ein WC und Infos: König Antiochus der 1. (86-38 v. Chr.) hat hier auf dem Berg sein Grabmal gebaut, mit einer 60 m hohen Steinpyramide und wunderbaren 10 m hohen Skulpturen nach Westen (Richtung Persien) und nach Osten (Griechenland) hin.

 

Wir verschaffen uns einen Überblick und einen wunderbaren Stellplatz, mit Blick ins Tal des Euphrat und zum Atatürk-Stausee auf der anderen Seite.

[Übrigens – hier schaffte es Martina dann doch noch den Internet-Zugang zu aktivieren und wir konnten hier tatsächlich unsere emails lesen!]

Als wir zum Sonnenuntergang wieder den Berg erklommen haben, stehen wir einer Meute von ca. 150 Touristen gegenüber – von der anderen Seite führt eine Asphaltstraße hoch auf der die Busse ankommen. Nun gut – die Sonne versteckt sich sowieso hinter Wolken. Da die Zufahrten keine Verbindung haben, genießen wir eine ruhige Nacht auf 2137 m Höhe und sehen die größte Sternschnuppe unseres Lebens...

Um 3 Uhr ist es mit der Ruhe vorbei – auf der östlichen Seite sammelt sich wieder alles um den Sonnenaufgang zu sehen. Martina schaut mit.



Der nächste Tag bringt wieder Fahrspaß – auch wenn wir nach 9 km in einer Sackgasse (Hof einer Bergbauernfamilie) stehen und wieder zurück müssen – eine Episode am Rande (Das Kartenlesegerät der Tankstelle hinter Adiyaman funktionierte nicht und Martina blieb als Pfand da während Hermann mit einem der Jungs in der Stadt Bares holte) und tatsächlich zum Schluss sogar einen echten kleinen Camping-Platz (mit Pool!).

Hier erholten wir uns von der vielen Kultur ;-)

Unser nächstes Ziel: Sanli Urfa – aber das ist eine andere Geschichte.