TÜRKEI - Schwarzmeerküste Teil 2

Östliche Schwarzmeerküste August 2011

August 2011 – Schwarzmeerküste

 

8 Tage lang sind wir über Zonguldak, Inebolu, Sinop, Samsun und Trabzon immer an der Küste entlang bis nach Rize gefahren. Bis nach Georgien wären es da nur noch 100 km gewesen aber wir hatten allmählich genug von der Küste gesehen und wollten nun nach Süden weiter.

Langsam haben wir ein Gefühl für das Land und sein Menschen entwickelt. Kaum hat man in irgend einem Dorf angehalten wird man auch schon zum Cay (Tee) eingeladen. Wo kommt Ihr her? Wie gefällt es Euch? Wo wollt Ihr hin? Was ist das für ein Auto?? Es gibt sofort eine Unterhaltung auch wenn wir oft keine gemeinsame Sprache haben. Wirklich viele Männer sprechen aber auch etwas Deutsch. Sie sind oder waren mal in Essen, Bottrop, Köln, Düsseldorf oder Stuttgart zum Arbeiten gewesen. Wir erleben große Gastfreundschaft auf eine zurückhaltende und sehr zuvorkommende Art und Weise.

 

Die Landschaften – insbesondere wenn man mal vom Meer weg und hin zu einem der vielen Wasserfälle oder einer Höhle fährt – ist teilweise wirklich spektakulär. Bei Sinop sind wir einen ganzen Tag herum gefahren: über Erfelek (wo wegen dem Feiertag / Freitag die Stadt voll war mit Menschen und wir natürlich wieder direkt zum Tee geladen wurden) besuchten wir den ausgeschilderten aber mickrigen Wasserfall. Die Straße lag jedenfalls traumhaft und Schotter, Geröll und Schlaglöcher machen unserem Landy auch noch Spaß. Sehr empfohlen worden war uns die Höhle bei Inalti, auch diese fanden wir, obwohl die Ausschilderung in der Türkei unterirdisch ist und keine Karte oder unser GPS wirklich Genaues angegeben hat. Wir sind inzwischen erprobt im Abschätzen, wo wohl der richtige Weg liegen mag – meist klappt dies auch...

Die letzten km zur Höhle (immerhin 1000 m hoch gelegen) waren steil, steinig und schmal. Mit viel Gefühl musste man trotzdem 3x an LKWs vorbei eiern, die einem hier wirklich überall begegnen (schon erwähnt, dass die Türkei eine einzige große Straßenbaustelle ist?).

Die Höhle jedenfalls ist wirklich einen Besuch wert: geht sie doch – riesig groß – bis zu 2km hinein in den Berg.

 

Ab Bafra wird die Küstenstraße (zu ca. 80%) zur gut ausgebauten – teils dreispurigen Schnellstraße.

Größere Städte (auc mal über 400 000 Nüfus = Einwohner) wechseln sich nun ab und der Verkehr ist wieder entsprechend dichter. Dafür sind Camping-Pätze, eh schon Mangelware in der Türkei, hier noch seltener. Wir finden einen in Ünye, direkt am Meer mit eigenem Strandzugang und bleiben 2 Nächte. Eine reizende, ältere Dame (Dauercamper) versorgt uns Abends mit Selbstgebackenem bzw. Gekochtem. Es ist kühler geworden und die Wolken werden dichter.



Zeit langsam Richtung Süden zu ziehen. Wir wollen von Of aus die kleine 915 bis nach Bayburt nehmen. Da es so auffallend ausgeschildert ist, wird unser Tagesziel Uzungöl. Es stellt sich – nachdem wir an vielen Teeplantagen und Teefabriken vorbei immer höher hinauf gefahren sind – als kleines Bergdorf heraus. Schön an einem kleinen See gelegen aber leider nieselig und kalt. Eine der möglichen Wanderrouten von hier aus schenken wir uns daher. Nach einer ruhigen Nacht auf einer Wiese zieht es uns weiter. Wir können die Straße wegen Steinschlags leider nicht weiter nach Bayburt nehmen, sondern müssen nochmal zurück zur Küstenstraße bis nach Trabzon. Von hier nehmen wir die 885 Richtung Gümüshane. Und weil wir nun so gute Erfahrungen mit den braunen Sehenswürdigkeiten-Schilder gemacht haben, schieben wir einen Abstecher nach Sumela ein. Wir Banausen wussten nicht, was uns erwartet und wurden daher mit einer wunderbaren byzantinischen Klosteranlage in den Bergen überrascht (inklusive Nippesbuden, Restaurant und Parkgebühr). Reisen bildet eben.



Nach 10 Tagen am Schwarzen Meer sagen wir Güle Güle zu dieser Region, denn bereits nach dem 1. Pass (Zigana 2010m) änderte sich das Klima (es wurde immer trockener und wärmer) und damit die Vegetation – aber das ist eine andere Geschichte.



TÜRKEI - Schwarzmeerküste Teil 1

Westliche Schwarzmeerküste Juli 2011

31. Juli 2011 – Türkei

 

Es ist Sonntag – wir lagern unter großen Bäumen in einer Parkanlage zwischen Zonguldak und Devrek, westliche Schwarzmeerküste.

Es sind etwa 30° C aber es geht ein leichter Wind. Im Schatten wunderbar auszuhalten.

Wir werden heute keinen Meter fahren, sondern uns nur ausruhen, Wäsche waschen, Fotos sortieren und solche Dinge.

Gestern früh sind wir – nach einer Nacht direkt am Strand, auf einem ganz einfachen Camping Platz hinter Kocaali (etwa 100 km östlich von Istanbul) – weiter auf der Hauptstraße bis nach Akcakoca gefahren. „Haupstraße“ heißt, dass alles geboten wird: von der geschotterten Piste durch die kleinsten Dörfer in den Bergen (etwa bis 500 m hoch) bis zur 2-spurig ausgebauten neu asphaltierten Straße kurz vor der nächsten großen Stadt. Die Gegend ist endlos bewaldet und ein beliebtes Ziel für die Bewohner aus z.B. Ankara, hier gibt es Wasserfälle, Almen und Strände.

In Akcakoca hielten wir auf der Suche nach einem Bankautomaten an (1 TL = 0,43 €). Einparken heißt auch sofort Händeschütteln und kurz plaudern mit den Männern, die überall vor den kleinen Läden sitzen. Man bekommt gezeigt, wo die nächste Bank ist – d.h. unauffällig folgt uns einer der Herren und als wir an der nächsten Kreuzung kurz unschlüssig schauen, steht er schon bereit und weist uns den richtigen Weg. Wir haben wieder Geld, also in den nächsten Bäckerladen – die Auswahl an leckeren Sachen ist groß. Nach kurzer Zeit stehen wir wieder am Wagen.

Dort unterhalten sich schon ein paar Männer über den Landy, einer davon spricht uns freundlich in perfektem Deutsch an: Ecevit. Wir kommen ins Gespräch und nach etwa einer Stunde haben wir mit ihm einen kleinen Rundgang gemacht, viel erzählt bekommen, einiges gelernt und gemeinsam Tee getrunken. Die Moschee in Akcakoca ist ein interessanter hochmoderner Bau, der Architekt soll in dieser Form nur eine weitere – in Pakistan – gebaut haben. Leider haben wir unseren Fotoapparat nicht dabei. Ecevit besucht mit uns das kleine Fremdenverkehrsbüro und deckt uns ein mit Informationen. Zum Schluß machen wir noch ein gemeinsames Foto und er gibt uns seine Telefonnummer – falls wir irgendwo mal Probleme haben sollten.

Wir erzählen dies so ausführlich, weil es typisch ist für die Art, wie uns die Einheimischen bisher hier begegnen: zurückhaltend freundlich, sehr zuvorkommend, einfach extrem angenehm.

Wir fahren noch weiter über Eregli (Werften mit riesigen Frachtern – sehr interessant!) nach Zanguldak (bestimmt 150000 Einwohner – von der Bar direkt am Hafen kann man Frachter, Segler und Surfer beobachten) – danach schlugen wir den Weg Richtung Berge (Devrek) ein – hier soll es Camping Plätze geben.

Da! An einer Kreuzung steht ein großes Schild: Restaurant – Kamping - Otel.

Wir fahren auf das riesige, parkähnliche Gelände und suchen – Cafe, Hotel, Bungalow, Schwimmbad aber Camping?

Wir fragen an der Rezeption. Ja – tatsächlich, wir können hier campen und uns einfach einen Platz im Park suchen. Es ist wie alles was wir hier in der Region bisher gesehen haben, die besten Tage sind schon länger her aber es geht wieder auswärts. Vor 10 Jahren waren hier mal sehr viele Touristen (und wohl auch die letzten Camper auf diesem Platz...) - dann kam der Einbruch und nun wird es langsam wieder mehr. Ausländische Reisende sehen wir fast gar nicht – aber das wird sich sicher wieder ändern.

Wir rechnen also mit einer ruhigen Nacht, da fahren immer mehr Autos vor und Musik beginnt: eine türkische Hochzeit! Okay – verloren. Wir setzten uns daher in den Garten des Hotelrestaurants und bestellen 2 Bier. Ein paar Getränke später, mit toller Live-Musik und einem Bissen von der Hochzeitstorte später ist tatsächlich noch vor Mitternacht wieder Ruhe – unglaublich. Wir haben eine ruhige Nacht – eine Nacht, wo die Sprenkleranlage losgeht und unsere Wäsche wieder nass macht und einer der doofen Köter Martinas linken Croc (diese hässlichen aber soooo praktischen Plastikschuhe) klaut. Den Schuh haben wir übrigens – mit einigen Bissabdrücken doch noch wieder gefunden. Das war also ein Tag an der Schwarzmeerküste. Ab morgen wird es dann auch interessant: Ramadan beginnt.



Ecevit