AMERIKA - der Süden - Argentinien

März 2019 – Von Mendoza in den Norden / der "Reifenmonat"

                                                                                                           2.700 km gefahren / Text: Martina/ Fotos: Hermann + Martina Filme: Martina

Weinlese bei Mendoza und Hoffnung auf neue Reifen

Unser Stellplatz nahe Mendoza auf der Posada Cavieres gefiel uns so gut, dass wir fast eine Woche blieben. Mal in Ruhe „Büroarbeit“ machen, ein paar Filme für schlechte Tage aus dem Netz saugen und interessiert zuschauen, wie mit modernsten Gerät so eine Weinlese heutzutage durchgeführt wird. Außerdem kamen noch Conny und Roger, die wir von der Carretera Austral her kennen und wir lernten Conny und Georg kennen. So konnte man mal wieder schön klönen (rheinländisch für „gepflegte Konversation“).

Hans, der belgische Besitzer, gab uns außerdem die Adresse eines großen Reifenhändlers in der nächsten Stadt. Wir versuchten mal wieder unser Glück und fuhren hin. Natürlich waren keine 14.00er auf Lager aber „man wollte sich kümmern“.

Wir erwarten nicht viel und tatsächlich werden wir nichts mehr vom Händler hören.

Eine, wie wir bisher erlebt haben, recht typische Eigenart der Südamerikaner: alle sind immer unglaublich freundlich und wollen helfen aber haben Hemmungen zu sagen: Nein, geht nicht, kann ich nicht o.ä. Da wird lieber vertröstet und dann meldet man sich einfach nicht mehr.

 

Meine stundenlange Internet Recherche hatte aber inzwischen einen Treffer erzielt, nachdem wir einen Tipp von Chris bekamen, mal eine bestimmte Reifenbude in Chile zu versuchen. Auf der Seite von SDN in Santiago de Chile (das nur 360 km entfernt von Mendoza - auf der anderen Seite der Anden – liegt) wurden sogar 2 verschiedene 14.00 R20 Reifen angeboten! Bingo!!

Vermerkt war nur, dass die Reifen „die nächsten Tage“ eintreffen würden.

Es war Freitag Abend, der Händler würde Montags wieder öffnen und wir entschlossen uns spontan, dann mal eben über den Pass rüber nach Chile zu düsen.

Das ist nämlich eine weitere Erfahrung: auf Mails etc. wird kaum mal geantwortet und zum telefonieren reichen unsere Spanisch Kenntnisse nun gar nicht, am Besten erscheint man persönlich.

 

Andenpass nach Chile

Von Mendoza nimmt man die Ruta 7, die sich sehr schön am Rio Mendoza entlang langsam bis auf 3.200 m schraubt. Der Pass Internacional Los Libertadores ist gleichzeitig der Grenzübergang und hier reduziert sich unser Fahrspass schnell auf Null, denn wir stehen im Stau. LKW sieht man kaum aber Unmengen PKW. Das so viele Wochenendausflügler mal eben über die Grenze fahren hätten wir nicht gedacht.

Die letzten 2,5 km fahren wir aber, wie die paar anderen Lastwagen und Busse, an der Schlange vorbei. Am Grenzposten, wo alle PKW rechts abbiegen und sich vor über 14 „Drive-thru“ Häuschen anstellen, winkt uns ein Beamter dann auch direkt zur linken Seite, zu den „dicken Brummern“.

Zuerst stellten wir uns dann an der falschen Schlange an (nur für Busreisende), wurden danach auch vom nächsten Grenzbeamten abgewiesen und zu dem Herrn geschickt, der uns so nett eingewiesen hat um mit ihm dann die zuständigen Beamten zu finden, die auch die anderen LKW abfertigen aber nach fast 30 Minuten und einigen Telefonaten heißt es schließlich, wir müssten uns auch bei den PKW einreihen.

So kann man auch Zeit totschlagen.

 

Ansonsten läuft die Grenze aber zack-zack. Die Dame im Häuschen wickelt erst unsere Ausreise aus Argentinien ab und direkt danach die Einreise nach Chile.

Das ist mal effizient und dauert ca. 5 min!

Hinter den „Migration“ Buden stehen die Zelte des Zoll, wir werden drumherum gewunken und nach kurzem Check mit dem Drogenhund und der Übergabe einer Tomate (etwas sollte man den Zoll ruhig finden lassen.. ;-)...) sind wir wieder in Chile und winden uns die Ruta 60 und ihre 26 Kurven hinunter bis Los Andes.

Montag morgen sind wir beim Reifenhändler in Santiago.

Große Bude, viele Angestellte und wir werden, wie immer sehr freundlich, nach unseren Wünschen befragt. 2 Mitarbeiter sind dann damit beschäftigt ihr eigenes Internet Angebot zu prüfen, zu telefonieren und nach etwa 45 Minuten ist der letzte Stand: Ja, wir können Reifen bekommen, Lieferzeit 90 Tage..... Och! Hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt.

Ein oder 2 Wochen hätten wir uns schon beschäftigen können in Chiles Hauptstadt und Umgebung aber 3 Monate? Am übernächsten Nachmittag rollen wir wieder auf der Posada Cavieres ein und haben beschlossen frohen Mutes darauf zu vertrauen, dass wir keinen weiteren Reifenschaden zu beklagen haben werden. Was blieb uns auch übrig!

 

Unser Plan war nun relativ zügig Richtung Paraguay zu reisen um eben dort einen neuen Versuch zu starten. So ergab sich diese Route: Besuch des Park Ichigualasto (Valle de la Luna), weiter über Santiago del Estero in die Provinz Chaco und dort im nordöstlichen Zipfel die Grenze nach Paraguay und seiner Hauptstadt Asuncion nehmen.

Bei San Juan übernachten wir an der Anbetungsstelle der Senora Correa, eine wichtige Volksheilige der Argentinier - neben Gauchito Gil. Die Witwe Correra starb hier der Legende nach aber ihr Baby überlebt an ihrer Brust bis es gefunden wurde. Somit wurde sie zur  "Heiligen" für alle Arten von Reisenden und kaum ein LKW Fahrer der keine gefüllte Wasserflasche ihr zu Ehren als Opfergabe zurück lässt.

Das Naturreservat Ischigualasto hat uns - trotz des grauen Wetters - gut gefallen. Am Parkeingang gibt es Stellplätze (im Eintrittspreis enthalten) und man fährt dem Parkranger im Konvoi hinterher.

Man beachte den geschickten Filmschnitt!

Sieht doch aus als wenn wir allein gewesen wären ;-))

Irgendwo an der Ruta 38 sahen wir einen großen Michelin Händler und fragten aus Spass einfach mal nach. Der Chef, ein feiner, ältere Herr, kramte sein altes, dickes Telefonbuch hervor und nach einem kurzen Anruf erklärte er uns, dass da jemand wäre, der einen gebrauchten 14.00 R20 auf Lager hätte. Wir waren baff.

Er erklärte uns den Weg und keine 5 Minuten später standen wir im Schlamm einer ziemlich „rustikalen“ Reifenbude am Rande der Hauptstraße.

Tatsächlich wurde dann wirklich ein gebrauchter Michelin angerollt und im nieseligen Dunkel sah der gar nicht so schlecht aus. Der Regen wurde heftiger, wir uns handelseinig und flugs hatten die 3 kräftigen Kerle den alten, kaputten Firestone Reifen vom Ersatzradhalter runter und den „Neuen“ rauf gewuchtet.

 

Bis Estero klappte unser Routen-Plan auch weiter hervorragend aber dann kurz vor der Kleinstadt Quimili stellte Hermann genau das fest, wovor wir so Sorgen hatte: auch der 2. Firestone Typo-M bildete eine Beule an der Innenflanke. Noch war sie nur etwa handteller groß und fühlte sich fest an aber der Anfang war gemacht. Gott-sei-Dank hatten wir ja den neuen Ersatzreifen gefunden und machten uns daher auf eine Werkstatt zu finden, die uns beim Wechsel helfen konnte. Wir wurden fündig und nachdem wir 3 Stunden gewartet hatten (Siesta Zeit von 12 bis 16 Uhr!) kamen wir auch sofort dran.

Als der Michelin dann aufgezogen war und aufgepumpt wurde, mussten wir feststellen, dass eine unscheinbarer Stelle an der Flanke leider ein durchgehendes Loch war und die Luft sofort wieder entwich. Was für ein Frust! Hatten uns die Halunken echt einen kaputten Reifen verkauft.

Nach einigen Hin und Her wurde dann der Michlin geflickt, erneut hinten ans Auto gehängt und der beulige Firestone wieder aufgezogen.

Hinter Asuncion war unser Ziel den Camping Hasta la Pasta von Rene und Marion zu besuchen und ich suchte seine Telefon Nummer heraus um ihnen schon mal eine Nachricht zu senden: „Haben eine Beule im Reifen.

Sind auf dem Weg und rollen die nächsten 800 km mit 40 km/h auf euch zu. Hoffen in 4 Tagen da zu sein.“

 

Die Strecke wandelte sich zu „Palmen-Pampa“ war also zwar grün aber langweilig und wir hangelten uns von Tankstelle zu Tankstelle. Unsere Nerven entspannten sich nach den ersten 200 km etwas aber es war schon sehr belastend, dauernd mit dem großen „Peng“ zu rechnen und mit Schneckengeschwindigkeit voran zu zockeln. Schließlich hatten wir es aber wirklich – schon nach 3 Tagen sogar – bis zur Grenze Clorinda / Asuncion geschafft.

Die Grenze war simpel, nur das Hermann das Büro der Zöllner verlassen musste, da er nicht mit ansehen konnte, wie unfassbar langsam und hilflos der Azubi (?) unser TIP ausfüllte.

Das war also unser „Rest Argentinien“. Schneller als gedacht haben wir das Land verlassen, es gäbe natürlich noch viel, viel mehr zu sehen aber so ist das beim Reisen: es kommt eben oft anders als mal gedacht. Wenn ihr also Geschichten über die weitere Ruta 40 im hohen Norden oder über Städte wie Cordoba möchtet, gibt es nur eins: kommt her und erlebt es selber ;-)

 

Wie unser „Reifenabenteuer“ in Paraguay weitergegangen ist erzähle ich Euch dann im nächsten Bericht.

Bis dahin bleibt gesund und habt eine schöne Zeit!

 

Martina