Oktober 2011 – Äthiopien

Äthiopien (14 Tage) / etwa 2.200 km gefahren / das höchstgelegen Land des Kontinents / ca. 80 Mio. Einwohner / über 57% Analphabeten / ca. 1 (!) PKW auf 1000 Einw. / ca. 0,7 PC auf 1000 Einw. (Quelle)



Track Äthiopien

Im Hof der Polizeistation auf sudanesischer Seite hatten wir etwa 20 Männer im Verschlag und ebenso viele junge Frauen unter einem Baum hocken sehen. Arme Teufel.

Zügig brachten wir die üblichen Dinge an der Grenze hinter uns – auch auf äthiopischer Seite war die Abwicklung unkompliziert und sehr modern: alles digital inklusive Fingerprints.

Jetzt blieb nur noch der Zoll. Und plötzlich ging gar nichts mehr: 3 Stunden mussten wir warten, da alle in einem „Meeting“ waren. Die Gefangenen, die wir gesehen hatten, waren aufgegriffene Illegale und ihretwegen die lange Besprechung.

Was soll man da machen, uns blieb nur dem Treiben an der Grenze (Fußgänger konnten passieren) zuzuschauen. Daraus hätte man auch einen Film machen können.Leider sehen Grenzer u.ä. Staatsdiener Fotos nicht so gerne. Es war ein Hin und Her wie im Ameisenhaufen. Manche überquerten den Grenzposten allein während wir dort saßen 6 x. Dauernd griffen sich die Zöllner wieder jemanden aus der Menge. Mal mussten Tüten da gelassen werden, mal jemand die 5 neuen Hemden, die er übereinander an hatte, dort ausziehen.

Als die Besprechung zu Ende war ging es aber ausgesprochen schnell und freundlich weiter – und niemand wollte einen Brief der deutschen Botschaft sehen!

Nun waren wir sehr gespannt – hatten wir doch schon wahre Horrorgeschichten über den Verkehr in Äthiopien gelesen: chaotisch und voll mit Menschen und Tieren wären die Straßen, dazu würden alle am Wegesrand ständig „You You“ und/oder „Money Money“ schreien, wenn die Kinder einen nicht gerade mit Steinen beschmeißen.

Aber weit gefehlt! Klar sind viele Menschen zu Fuß auf der Straße, da hier fast niemand motorisiert ist, ja auch logisch. Aber alle gehen brav zur Seite und sind überhaupt nicht chaotisch. Bei den Tieren ist dies schwieriger – insbesondere Esel sind wirklich unberechenbar und laufen einem sogar noch entgegen. You-Rufe ertönten wirklich aber freundlich, mit einem Lachen und Winken dazu.

Wir entspannten uns und genossen die wunderbare Landschaft.



Auch Gonder, die alte Königsstadt, ist schöner als wir gedacht hatten. Unser Stellplatz ist urig an einem städtischen - total heruntergekommenen - Hotel gelegen. Der Garten ist Klasse, die sanitären Anlagen ein Albtraum. Mit einem tollen Blick ins Grüne genießen wir unser erstes Bier seit Ägypten. Wir besichtigen am nächsten Tag die 7 ha goße Burgen Anlage und uns wird klar, warum Gonder auch „Das Camelot Afrikas“ genannt wird.



Einen Tages-Trekking-Ausflug starten wir von Gonder aus in den Simien National Park. Es wird eine fantastische Wanderung. Wir sind völlig aus dem Häuschen wegen der traumschönen Berglandschaft und sehr von der freundlichen Art der Bergbewohner angetan. Wir dürfen bei der Familie unseres Führers einen Kaffee trinken – d.h. einer richtigen Zeremonie beiwohnen, wie es hier üblich ist. Die Bohnen werden frisch geröstet und während der Kaffee kocht wird Popcorn gemacht. Es schmeckt köstlich und die liebevolle Stimmung in der winzigen Hütte entspannt total.



Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Highlight des Landes: Lalibela. Der gleichnamige König hat hier nach Axum und noch vor Gonder – also so vor 500 Jahren – residiert und 11 Kirchen in den Fels schlagen lassen. In 23 Jahren soll dies geschafft worden sein – unfassbar. Der Ort wurde sofort das Ziel der christlichen Pilger und ist es noch heute! Es gibt Menschen, die hier her zum Sterben kommen – man findet tatsächlich ihre Skelette. Wieder haben wir einen Campingplatz an einem netten Hotel inklusive Nutzung der Dusche und des WC eines der leeren Zimmers - und es ist sauber! Wir essen ganz hervorragend und verbringen die Abende im Garten mit Blick über das Bergstädtchen.



Unsere Route führte uns nach Lalibela wieder nach Westen und dann südlich zum Tana Lake. Eigentlich ist der See berühmt für seine blaue Farbe, doch nun (Regenzeit) war er eine braune Brühe. In Bahir Dar campten wir direkt am See und nutzten die Möglichkeiten einer größeren Stadt: Geld holen, Internet und etwas einkaufen – wobei die Auswahl in den winzigen „Supermärkten“ extrem übersichtlich ist: Kekse, Klopapier und Nudeln bekommt man immerhin.

Uns beeindrucken die Baustellen immer wieder bzw. in welch haarsträubender Weise hier die Verschalungen oder Gerüste aus Bäumen gemacht werden.



Außerdem konnten wir von Bahir Dar aus einen Ausflug zu den Wasserfällen des Blauen Nils machen. Eine wunderbare Wanderung. Unser Guide erklärte unterhaltsam u.a. wie riesig die Fälle mal waren, als noch kein Elektrizitätswerk am Rande Wasser abzweigte. Uns beeindruckte aber auch so was wir sahen.



Wildes Campen ist in Äthiopien so gut wie unmöglich, schon einen Stopp zum Pinkeln einzulegen ist nicht so einfach, denn es ist einfach überall jemand auf dem Weg. Und wir sind natürlich hoch interessant – da bleibt man gerne stehen und guckt zu was wir so treiben. Auf der Route vom Tana See nach Süden sind auch die Campingplätze nicht sehr üppig – so bleibt uns wieder mal nur der Hof eines Hotels in Dejen. Ein schmutziger kleiner Ort oberhalb des Blauen Nil Canyons.

Die Straße führt weiter mitten durch den Canyon, wo bei wir sehr achtgeben müssen: es sind viele Absätze in der Straße von gut und gerne 30-50 cm!



Um die Hauptstadt Addis Abeba konnten wir zwar keinen Bogen machen – die Route nach Süden führt mitten durch – aber wir hielten uns dort nicht auf. Es wurde eine lange Etappe direkt zum Lake Langano, einem der mittleren Lakes der Seenplatte im Süden des Landes (Großer afrikanischer Grabenbruch). Auch sein Wasser war eingefärbt von der robraunen Erde aber schwimmen würden wir hier sowieso nicht, da wimmeln zu viele Krankheiten. Dafür gibt es Unmengen an Vögeln, die meisten Exemplare waren uns völlig unbekannt. Einen Tag campten wir und einen weiteren gönnten wir uns eine Lodge. Luxus pur :-)

Ausgeruht ging es weiter nach Süden nach Yabello. Eigentlich ein guter Ausgangspunkt für Besuche bei den „Tribes“, den verschiedenen Stämmen, die hier noch recht abgeschieden Ihre Traditionen bis in die heutige Zeit retten konnten. Uns erwischte aber hier der Regen.



Von Yabello aus erreichten wir Freitag Mittag die Grenze bei Moyale. Auch hier hatte es geheißen, dass sie ab Freitag Abend geschlossen wäre. Mal wieder eine falsche Info. Allerdings haben sie auf äthiopischer Seite enge Öffnungszeiten. Wir mussten z.B. die Mittagspause abwarten, die „Immigration“ öffnete wieder um 14 Uhr. Es regnete nun nicht mehr, es schüttete!

Dazu muss man wissen, dass auf der kenianischen Seite keine Asphaltstraße mehr auf uns wartete, sondern fast 500 km Erdpiste - „unbefahrbar bei Regen“ heißt es. Aber das ist eine andere Geschichte.