Mai - Juni 2012 – Südafrika

(Text: Martina / Fotos: Hermann + Martina)

 

Südafrika (8 Wochen) / 5700 km gefahren / ca. 43 Mio. Einwohner (plus all die Illegalen)/ 14 % Analphabeten / ca. 100 PKW auf 1000 Einw. / ca. 73 Internetanschlüsse auf 1000 Einw. (Quelle)



Unser Track durch Südafrika

Etwa schneller als geplant standen wir also wieder vor der südafrikanischen Grenze. Brav zeigten wir unsere Pässe um erneut ein 90 Tage Touristen-Visa zu erhalten aber der Grenzer meinte, wir hätten ja bereits eines bekommen als wir Anfang April das Land als Transit von Botswana nach Zimbabwe genutzt hatten. Dieses Visa läuft noch, wurden wir belehrt. Okay – aber das heißt es läuft auch am 19. Juni aus und wir benötigen ein paar Tage länger. „Kein Problem – in jedem Home Affair Büro bekommen wir problemlos eine Verlängerung“. Die Visa-Verlängerung wurde später dann doch nicht so einfach aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, so freuten wir uns über eine erneute schnelle Grenze und machten uns auf nun endlich den berühmten Krüger Park zu besuchen. Der Krüger : 360 km vom Norden (Grenze Zimbabwe) bis zum südlichsten Teil am Crocodil-River und etwa 54 km breit (im Osten Grenze zu Mozambique) – mit seinen 20.000 km² ist er damit eines der größten Wildschutzgebiete Afrikas. Der Park wächst dynamisch, z.B. wurden westlich etliche private Reservate geschaffen und dort die Zäune zum Krüger entfernt, genauso fallen die Umzäunungen nach Mozambique nach und nach, wo ebenfalls ein Park ist und es entsteht gerade der Great Limpopo Transfrontier Park . Es gibt sehr viele Tiere, insbesondere im südlichen Teil, der daher auch stärker besucht wird und die meisten Camps aufweist. Die Ferien waren vorbei in Südafrika und wir waren überzeugt nun problemlos Platz auf den sonst sehr ausgebuchten Campsites zu finden. Noch klären wollten wir, was günstiger ist: ein paar Tage den Tageseintritt zahlen oder doch die Wildcard zu erstehen, die dann den kostenlosen Zutritt zu 80 Parks in SA für ein ganzes Jahr ermöglicht. Es wurde dann ein etwas nerviger 1. Tag im Park, denn der Mitarbeiter am Tor „Crocodil-Bridge“ brauchte fast eine halbe Stunde um uns die richtigen Tarife nennen zu können, außerdem versagte sein Computersystem und ohne geht in den ganzen Nationalparks in SA gar nichts mehr! Am Ende mussten wir die Tagesgebühr bezahlen, dann zum nächsten großen Camp fahren (Lower Sabie) um dort die Wildcard zu kaufen und zu prüfen, wo noch Platz zum Campen sei. Eine schwierige Sache, denn auch dort stürzte das System mehrfach ab und erst nach über 1 Stunde hatten wir dann unsere – teure – Wildcard und die Info, dass der Mai der Monat der Rentner sei und daher so gut wie alle Campsites ausgebucht wären. Für uns bedeutete es zurück zum Tor zu fahren, dort unsere neue Wildcard zu zeigen und damit unseren Tageseintritt erstattet zu bekommen, dann wieder heraus aus den Park und zum nächsten Tor fahren denn der Pad im Park zum kleinen Malelane Camp war gesperrt. Auch die nächsten Tage wurde die Suche nach einem Stellplatz schwierig und wir verbrachten immer wieder viel Zeit an irgendeinem Parkschalter. Überall hieß es immer wieder „ausgebucht“ - sieht man dann die manchmal noch halbleeren Campingplätze ärgert man sich schon über das seltsame System in den Parks. Die Leute buchen und auch wenn sie dann gar nicht erscheinen ist der Platz im Sytem belegt – da kann man noch so diskutieren. Irgendwie schafften wir es aber doch 6 Tage lang unterzukommen und da das Herumfahren im Park ja auch die Hauptbeschäftigung dort ist, war das „Camp-Hüpfen“ auch nicht wirklich tragisch.

Im Berg-en-Dal Camp hatten wir dann mal wieder ungebetenen Besuch...

Wir waren gerade angekommen und ich wollte die Markise öffnen, da schaute mich eine grüner Kopf irritiert an. „Hermann, komm! Wir haben mal wieder eine Schlange!“

Unser Allzweckwaffe (Besenstiel) kam zum Einsatz und wir klopften vorsichtig den Stoff ab.

Die Schlange zeigte sich in ihrer ganzen Pracht und die Nachbarn kamen neugierig dazu. Schnell kam man zu dem Schluss, dass hier ein Fall für die Ranger vorlag, denn es sei eine Grüne Baumschlange und die wäre sehr gefährlich. Hermann rannte also los und schlug an der Rezeption Alarm – kurz darauf kam der Chef-Ranger und meinte auf unsere Frage, ob die denn giftig sei:

„Nein! Die ist SEHR GIFTIG.......“. Glücklicherweise ist die Baumschlange aber nicht aggressiv und es dauert nur ein paar Minuten, da hatte er sie eingefangen.



Aufzuzählen welche Tiere wir alle gesehen haben würde viel Platz einnehmen, vielleicht ist es einfacher zu sagen, dass wir bisher keinen Erdwolf getroffen haben? Gnus, Antilopen, Elefanten, Löwen, Rhinos, Hippos, Büffel, Zebras, Giraffen aber auch Hyänen, Eulen, Adler, Mangusten und sogar einen Leoparden durften wir bewundern! Und das Größte ist, wenn die Tiere Junge haben – es ist kaum zu beschreiben wie beeindruckend es ist eine Familie Elefanten dabei zu beobachten wie sie mit ihren Kleinsten umgehen.



Der Kontrast unseres nächsten Ziels „Pilgrims Rest" zum Krüger war sehr groß. Statt 30°C hatten wir hier nur noch 13°C (am Tag! – in der Nacht mussten wir mal wieder mit Mütze schlafen), die Bergwelt war grün, der Caravan Park leer, etwas heruntergekommen und der Ort ein einziges Museum. Die alte Goldgräber Stadt ist liebevoll gepflegt und erhalten worden – klar, denn das zieht die Besucher an. Es gibt also in jedem Laden Nippes und Nützliches, tolle kleine Cafés und viele Leute, die ein paar Rand verdienen wollen – sei es als Nussverkäuferin („Hey Mama! Kauf meine Nüsse!!" „Danke, mag keine Nüsse" „Dann kauf eben meine Avocado!!!"), Autowäscher oder fotogene Zulu Frauen, die – gegen Bares – gerne in die Kamera lächeln. In der Post geben wir den geliehenen Campingführer an Penny auf (siehe Bericht Mozambique), genießen köstlichen Pfannkuchen, plaudern mit der reizenden Cafebesitzerin (die danach mitfahren möchte – sie würde auch für uns kochen....) und verlieben uns in die alte Tankstelle des Ortes.



Nur wenige Kilometer nördlich liegt eines der vielen Naturwunder Südafrikas, der Blyde River Canyon (800 m tief, 26 km lang). Wir finden eine moderne Urlaubsanlage mit Camping und klettern diverse Aussichtspunkte ab. Der Sandstein Canyon ist wirklich atemberaubend schön.



Zu den Drakensbergen waren es jetzt etwa 500 km Richtung Süden und – da wir keine Lust auf langes Fahren haben und so selten längere Strecken als 250 km am Tag zurücklegen – schauten wir auf der Karte, wo wir einen Zwischenhalt einlegen könnten. Die Stadt Volksrust liegt ungefähr in der Mitte der Strecke, also schnell geguckt ob dort ein Camping ist, Navi programmiert und los.



In Ermelo hatten wir gerade gewechselt und ich saß am Steuer als ein Wagen dicht hinter uns herfuhr obwohl reichlich Platz zum Überholen war. „Wieso fährt der nicht vorbei?“

Er gab dann doch Gas aber schon 10 km weiter war eine Kreuzung und dort stand der Wagen, ein älterer Bure daneben und fuchtelte wild mit den Armen.

Wir blickten uns kurz in die Augen – anhalten oder nicht? Na, gut – hören wir mal was er möchte.

„Ihr seit doch Reisende!? Wo kommt Ihr her? Wo soll es hingehen? Wo wollt Ihr schlafen? - Ihr schlaft bei uns!! Folgt mir!“. Wir hatten keine Chance - Mr. und Mrs. Moll kidnappten uns mitten von der Straße weg.

 

Kurz hinter Volksrust liegt die Metzgerei der Moll´s, wir bekamen alles stolz gezeigt, wurden bekocht, durften im Gästezimmer übernachten und verbrachten einen sehr netten Abend in der „Guten Stube“ der beiden. Die quetschten uns richtig aus, wollten Bilder sehen, Geschichten hören und mit uns über Gott-und-die-Welt reden. Es war spannend so hautnah einen Einblick in den Alltag der Leute zu bekommen und endlich verschiedene Biltong Typen (luftgetrocknetes Rind- oder Wildfleisch) zu probieren. Vieles an den Lebensgewohnheiten ist uns so fremd (kein Haushalt ohne Maids, Nannys, Gärtner etc. - natürlich Schwarze), einige Ansichten erstaunlich einleuchtend (Ohne Verbrechen würde die Wirtschaft in Südafrika zusammenbrechen – all die Sicherheitsdienste, Zaunbauer, Wachleute und Hundefutterhersteller wären arbeitslos. Außerdem sei 1/3 der Waren geklautes Zeug.) aber erschreckend auch zu sehen mit welchem Misstrauen, welchen Ängsten und Unverständnis Schwarz und Weiß nicht miteinander sondern nebeneinander leben. Parallelwelten.



Dann – endlich – die Drakensberge! Das höchste Gebirge im südlichen Afrika. Der Thabana Ntlenyana mit seinen 3.482 m liegt zwar auf der Seite von Lesotho (was eigentlich ein einziger großer Berg ist...) aber die meisten spektakulären Aussichten sind von der südafrikanischen Seite her. Wir starteten in Monk´s Cowl und sind schon ganz wild auf´s Wandern aber erst mal heißt es eine kalte Nacht zu überstehen. Es friert und wir testen erstmals unsere Standheizung für die Nacht.

Klappt gut! Doch am nächsten Morgen sitzen wir quasi im Nebel – es nieselt bei gerade mal 5°C.



Plan B: Clarens besuchen. Die kleine, hübsche Stadt (viele Galerien) war eine Empfehlung von Mrs. Moll („You MUST go to Clarens!!“). Die „Wurstecke“ bietet sogar ein paar deutsche Spezialitäten und wir erstehen Leberkäse für unser Abendessen. Die Strecke zum Ort war landschaftlich traumhaft – über den in Bau befindlichen Straßenabschnitt reden wir jetzt mal nicht.

Auf einer Farm in der Nähe verbringen wir – unter sternenklarem Himmel – eine weitere kalte Nacht. Inzwischen bauen wir unseren Landy mit ein paar Griffen um: das hintere Bett-Brett wird mit unserer Allzweckwaffe (Besenstiel) fixiert, die Heizung und Musik angeworfen und wir sitzen gemütlich auf unserer Sitzecke.



Der Regen hatte sich verzogen – auf zum Royal Natal National Park und seinen Wanderwegen.

Auf dem großen Mahai-Camping im Park sind wir sogar nicht allein, ein paar Hartgesottene mit Zelten sind auch da – da wollen wir nicht tauschen, denn es werden wieder Temperaturen unter Null erreicht und wir müssen das Eis vom Tisch wischen um unseren Frühstückskaffee trinken zu können. Als nächste Luxusstufe haben wir nun auch Internet in unserem „Wohnzimmer“. In Südafrika haben wir ein günstiges Angebot genutzt und unserem Stick eine MTN Karte verpasst.

Damit kann man – fast überall – emails schreiben, Fussball-Liveticker lesen, WDR 2 hören oder auch z.B. nach Reifen suchen. Da es gegen 17:30 Uhr draußen dunkel wird nutzen wir dies auch reichlich. Wir erleben so z.B. das „Skandalspiel“ F95: Hertha live mit.



Wir wandern durch die großartige Bergwelt und genießen die fantastischen Aussichten.

Besonders ich bin sehr glücklich denn endlich, endlich kann ich wieder ohne Schmerzen laufen.

Fast 14 Monate lang habe ich mit einer Achillessehnenentzündung gekämpft und fast schon nicht mehr damit gerechnet das sie mal ausheilt.



Nach Royal Natal machten wir noch Stopp am Wagendrift Dam, in der Nähe von Giants Castle im Highmoor-Gebiet, am Bushmans Nek und schließlich am Mount Currie. In Himeville besuchten wir das tolle kleine Museum, wanderten herum und fuhren mit Freude die vielen kleinen Straßen durch die Drakensberge. Eine unfassbare Gegend: Weite, Bergkulisse vom Feinsten, Täler und Höhen in den schönsten Herbstfarben. Laut Karte gibt es bei Bushmans Nek einen Grenzübergang nach Lesotho – das war auch so, allerdings nur für Wanderer.

Jetzt waren wir doch nicht nach Lesotho hineingefahren – aber man kann bekanntlich nicht alles haben.



Ein anderes Naturwunder Südafrikas hätten wir auch gerne gesehen: die Blumenpracht im Namaqualand (Westküste), die ist aber nur kurze 2 Wochen im Frühling – also im September – zu bewundern. Dafür hatten wir inzwischen von verschiedenen Einheimischen 2 kleinere Parks ans Herz gelegt bekommen: den Mountain Zebra Park und den Addo Elephant Park. Beide lagen nun auf dem Weg zur Küste bei Port Elizabeth. Wir besuchten beide und waren begeistert. Wir fanden sie viel schöner als den Krüger!



Besonders der Addo wurde unser Favorit – natürlich auch wegen der unfassbar vielen Elefanten.

Stundenlang kann man ihnen zusehen. Wir brauchten uns nur an ein Wasserloch zu stellen, die Tiere kamen in Scharen. Große Familien, kleine Junggesellen Gruppen oder einzelne alte Bullen – alles traf sich dann am Wasser. Was für ein Gerenne, wenn es zum Trinken ging und wie gemütlich dann der Abmarsch. Die Begrüßungszeremonien und die Erziehungsmaßnahmen gegenüber den Kleinen, alles konnte man hautnah miterleben.



Im Addo braaien (Grillen auf Südafrikanisch) wir dann auch mal mit und man muss sagen, dass auf Holz gegrilltes Fleisch wirklich vorzüglich schmeckt. Nachts hörte man die Löwen brüllen und an unserem letzten Tag sahen wir sogar welche. Ich liebe es wenn bunte Vögel einem zum Frühstück ein Ständchen halten oder am Abend ein Rhino zum Wasserloch kommt, das direkt von deinem Stellplatz aus zu sehen ist. Außerdem machten wir eine weitere interessante Bekanntschaft, denn wir trafen Bruno und Renate (siehe auch unter LINKS), die Schweizer sind bereits seit 12 Jahren unterwegs, hatten viele tolle Tipps für Südamerika und machten uns mit ihrem wirklich perfekt ausgebauten MAN etwas neidisch. Sagte ich „etwas“? Ehrlich gesagt hat es uns nachhaltig beeindruckt WIE gut man eine Wohnkabine einrichten kann und inzwischen könnten wir uns so etwas – für die Zukunft – auch vorstellen...



An der Sunshine Coast tankten wir noch etwas Sonne bevor es weiter nach Westen gehen sollte. Hier sind die tollen Strände, hier teilen sich Weißer Hai und Surfer das Meer. Die Saison ist vorbei und damit Ruhe auf dem Camping in Jeffrey´s Bay – außer uns sind dort nur 3 befreundete Rentnerpaare, die z.B. ihr Haus vermietet haben und nun mit dem Wohnwagen herumzuckeln.

Jeder verbringt seine Zeit damit das Meer zu beobachten, den Strand abzulaufen und sich nach tollen Muscheln oder ähnlichem zu bücken. Wir stehen nah am Ozean und lassen uns vom Meeresrauschen einlullen.



Das Meeresrauschen war so laut, dass wir beide nichts mitbekommen hatten...

Gegen 3 Uhr früh war einer der Rentner wach geworden, weil er Geräusche aus dem Vorzelt hörte.

Er ging nachschauen. Kaum hatte er die Wohnwagentür geöffnet hatte er auch schon ein Messer im Gesicht. Der Angreifer redete nicht, stach sofort zu und hielt ihm das Messer auch noch an den Hals.

Es gab ein Gerangel, viel Blut floss, die Ehefrau drückte den Autoalarm und als die Nachbarn kamen flüchtete der Verbrecher. Es war ein großes Glück, dass es keinen Toten gab! Die schweren Verletzungen mussten genäht werden und sahen wirklich übel aus.

Da war sie wieder, die andere Seite Südafrikas. Danach hörten wir all die üblichen Geschichten: das die Farbigen ja noch ganz nett sein (Zitat: „klauen auch aber laufen dann weg...“) aber vor den Schwarzen hätte man nur Angst (Zitat: „Die töten ohne Grund, schlagen ihre Frauen und Kinder“). Der Angreifer war auch ein Schwarzer gewesen – da wurden alle Ängste der Weißen untermauert. Einer meinte nachher zu uns: „Wir leben hier wie in einem Gefängnis“.

 

Beim Herausfahren aus der Stadt blicken wir nochmal auf die hübschen, großen Villen am Strand und den stattlichen Häusern des Ortes. Kurz hinter der Stadt liegt dann das Township: kleine, ordentliche aber schmucklose Häuschen in Reih und Glied – wie eine Kaserne und auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Wellblech-Slum derjenigen, die ganz unten sind – Flüchtlinge und Gastarbeiter aus Malawi, Mozambique, Zimbabwe und Co.



In Wilderness gibt es wieder einen National Park und wir haben ja die Wildcard. Campen in einem der Parks fühlt sich außerdem deutlich sicherer an...Es gefiel uns so gut, dass wir trotz Gewitters und Regen 2 Tage blieben. Ich habe mehrfach versucht den Lorie – einen wunderhübschen, bunten Vogel – zu fotografieren aber das scheue, flinke Tier war immer schneller.

 

Danach ging es auf der Garden Route weiter – die Südafrikaner lieben diese Strecke und wenn alles blüht sieht es auch wirklich prächtig aus aber eben wie in einem schönen Teil Europas. Wir fühlten uns „wie aus Afrika heraus gefallen“ und machten noch mal einen Abstecher von der Küste weg.

Die Route 62 führt durch das bergige Weinland und in Montagu und Umgebung könnte man gerade reichlich Weinfeste besuchen. 2006 sind wir hier schon mal mit Udo + Beate Pass (siehe Links) auf Motorrädern unterwegs gewesen – damals allerdings bei deutlich schönerem Wetter als 12°C und Regen. Jetzt kam das Gefühl ganz stark in uns hoch: wir sind am Ende unserer Afrikareise.

 

Unser letztes Ziel sollte Kapstadt sein bzw. die nähere Umgebung. Es galt nun die Verschiffung zu organisieren (Gordon´s Bay), Bekannte und Freunde zu treffen (Muizenberg und Kapstadt), neue Reifen aufzuziehen (Kapstadt) und etliches anderes. Wir übernachteten in Hermanus, DEM Hotspot für Walbeobachtungen – aber hatten leider nur Regen, Regen, Regen.

Dafür hatten wir dann auf der wunderschönen Küstenstraße nach Gordon´s Bay riesiges Glück: von eine Haltebucht aus konnten wir mehrere Delphingruppen beobachten und dann – kurz vor der Stadt tatsächlich ein Wal! Den mit dem Fotoapparat zu kriegen war nicht möglich aber es war sooo schön!



Die nächsten 2 Wochen verbrachten wir in Capetown und Umgebung. Natürlich mussten wir die obligatorischen Fotos am Kap schießen (wo wir fast wegflogen, so windig war es). Dann wurde es noch mal stressig, denn wir benötigten ja noch eine Visa-Verlängerung. Wir machten das nächste Home Affair Büro ausfindig und wurden dort direkt wieder weggeschickt: Nein – für solche Visa müssen Sie jetzt nach Kapstadt, die Abteilung arbeitet nur noch dort. Also auf in die Stadt. Die ganze nervige und teure Aktion (425 Rand ~ 42 € p.P.) dauerte länger als jede Grenze... 4 Stunden brachten wir dort zu. Anstellen, Formulare ausfüllen, Kopien von diesen Papieren, den Pässen, dem Carnet und noch ein paar Dingen machen. Diskussionen führen, warum wir kein Rückflugticket nach Deutschland vorzeigen können oder wo wir eine Bankerklärung herbekommen sollten.

Letztlich gaben wir es den Beamten handschriftlich, dass wir das Land Anfang Juli verlassen wollen - natürlich in doppelter Kopie. Am Ende haben wir eine Quittung erhalten, dass wir den Antrag eingereicht hätten und damit 30 Tage länger bleiben dürfen (Die Bearbeitung des Antrags dauert vorraussichtlich länger...). Mit diesem Papier soll dann auch die Ausreise klappen. Na – da sind wir mal gespannt...



Die meiste Zeit wohnten wir nun bei Duncan, Elli, Chloe + Siesta in Gordons Bay. Duncan betreibt dort seit gut einem Jahr die Firma africanoverlanders – mit Campingmöglichkeit und Stellplätzen für Fahrzeuge. In erster Linie ist er aber ein engagierter Agent und organisiert Verschiffungen.

Eine ziemliche Arbeit, wie wir hautnah miterleben durften.

Bevor es für uns nach Südamerika geht musste jetzt erst mal der Landy ein Rund-um-Pflegeprogramm bekommen: neue Reifen, ausführliche Inspektion, Grundreinigung und noch ein paar neue Aufkleber – Wellness für´s Auto.

 

Waren wir nicht in Werkstätten, nutzten wir die Zeit um die Umgebung zu erkunden: Gordons Bay selbst ist z.B. ein netter kleiner Ort, nicht so touristisch wie Hermanus und auch hier kommen die Wale bis in die Bucht. Wir fuhren ein paar der Aussichtspunkte an der Küstenstraße an und hatten wieder Glück: Delphine! Am nächsten Tag wurde deren Anzahl leider arg dezimiert, denn einige Orkas kamen und müssen viele gefressen haben – haben uns Einheimische erzählt.

 



Außerdem konnten wir Ulli und Elvira besuchen. Die 2 hatten wir in Namibia kennengelernt und vielleicht hat ja der ein oder andere zufällig mal den Pro7 Bericht über „Trabbi-Ulli“ gesehen? Ulli ist nämlich – als die Mauer weg war – mit einem Trabant (schön im „Zebrastyle“) durch Afrika gefahren. Auch mit dem Motorrad hat er der Kontinent erkundet und arbeitet nun seit vielen Jahren schon in der Nähe von Kapstadt für eine Hilfsorganistaion im Township Lavenderhill:

New World Foundation.



Und noch jemanden wollten wir in Kapstadt treffen: Robin und Linda, mit denen wir die Grenze Ägypten/Sudan (Assuan, Fähre Nasser Stausee, Wadi Halfa) erlebt hatten. Dazu mieteten wir uns im ca. 70 km entfernten Kapstadt ein Ferienapartment für´s Wochenende.

Am Tag machten wir eine Stadtrundfahrt und am Abend gab es dann ein schönes Wiedersehen mit den beiden. Bevor es auf ein Bier in ihre Lieblingsbar ging fuhren sie uns noch zum Signalhill, von wo man die beste Aussicht über die Stadt hat.



Wir hatten Zeit genug um auch die Waterfront in Ruhe zu durchstreifen. Noch vor 20 Jahren halbverfallen ist sie inzwischen eine der Haupttouristenziele der Stadt.



Es gibt viele Leute, die sagen Kapstadt wäre mit die schönste Stadt der Welt. Meiner Meinung nach ist sie wirklich landschaftlich schön gelegen und es gibt nette Bereiche in der Stadt, der Hafen ist z.B. toll aber da ist auch der District 6 – der Stadtteil, in dem auch nach dem Ausrufen der Apartheid viele Kapstädter sich dem Gesetz widersetzten und kunterbunt zusammenlebten, bis die Bulldozer kamen (viele „farbige“ Einwohner wurden damals nach Lavenderhill zwangsumgesiedelt) – der Stadtteil ist noch heute eine grüne, mit Unkraut überwucherte Wunde.

Politisches Hick-Hack verhinderte bisher die Neuansiedlung und Gestaltung. Dann die kleineren und größeren Townships um die Stadt herum. Für die ca. 1,5 Millionen Menschen, die in Khayelitsha leben müssen ist der Begriff „Traumstadt“ sicherlich zynisch.

Natürlich ist nicht alles schlecht in diesen Wohngebieten aber fast 50% Arbeitslosigkeit, Drogen, Gewalt und Bandenkriminalität machen allen das Leben schwer. Desto bemerkenswerter wie freundlich und entspannt unser Besuch in einem der „Inn-Lokale“ in Gugulethu war.



Wenn man mit „Kapstadt“ die ganze Kap-Gegend meint, stimmt das Superlativ vielleicht aber doch wieder, denn die Nähe zum National Park am Kap der Guten Hoffnung, die umliegenden Orte und Landschaften an der False Bay, die kleinen Dörfer und Weingüter wie Stellenbosch – das alles ist schon wirklich sehr schön.

 



Viel Zeit verbrachten wir aber bei Duncan und Elli – wir beobachteten wie ihr kleiner Hund (Mischung Husky/Schäferhund) jeden Tag 3 cm wuchs, wurden Ersatz-Tante und Onkel für Chloe ihre 17 Monate alte Tochter und erlebten gemeinsam das Wechselbad der Gefühle bei teilweise stündlich wechselten Informationen zu den Konditionen in Südamerika. Bis wir endlich den Wagen in den Container packen konnten hatten wir alle Möglichkeiten durch: Buenos Aires, Urugay, Venezuela, Chile, Deutschland (?!) um letztlich doch wieder in Buenos Aires zu landen.

Es war ein echt harter Job für Duncan.



Das Dreamteam - Chloe und Siesta

Zur Belohnung bekamen wir einen fast nagelneuen Container :-)

Dieser geht erst nach Port Elizabeth, dort auf das Schiff nach Buenos Aires und am 31. Juli soll es in Argentinien ankommen. Wir fliegen am 10. Juli und zwar fast genauso so lange....nämlich knapp 31 Stunden von Capetown (Zwischenstopp Johannesburg) nach Doha (Quatar) und von da nach BA ( Zwischenstopp Sao Paulo). Flug und Hotel sind gebucht – Argentinien wir kommen!!

Aber DAS ist eine andere Geschichte.....



Ein paar erwähnenswerte Dinge: zu Beginn wunderten wir uns sehr über die vielen „alten“ Golf die in Südafrika herum fahren. Dank Google sind wir nun schlauer! Der Golf 1 wurde noch bis 2008 im VW Werk Südafrika gebaut und ist ein extrem beliebtes Auto (Einsteiger Variante „Chico“).



Pap - mit Fleisch und Soße

Die Zipfelmützen- , Schürzen- und Blaumanndichte ist enorm hoch unter der Nicht-Weißen Bevölkerung. Und es gibt erschreckend viele dicke (noch geschmeichelt...) Menschen – bei den Weißen, weil sie zu viel essen und bei den Schwarzen, weil sie 3x am Tag Pap zu sich nehmen, einen gehaltvollen aber geschmacksneutralen Maisbrei.



Nachwuchs Buren Outfit

Sehr viele weiße Männer – hauptsächlich Buren – tragen im Sommer wie im Winter kurze Hosen und einige gehen barfuß (sogar in den Supermarkt), besonders die Buren Kinder (was wir bei dem Dreck auf den Straßen, den eiskalten Fliesen in den Malls oder den vielen Skorpionen, Dornen und Schlangen nicht verstehen können).



Entlang der Südafrikanischen Küste gibt es nicht nur niedliche Pinguine, Delphine oder Wale. Viele Haie sind hier und der Weiße Hai ist leider eine Gefahr insbesondere für die Surfer. So gibt es in Südafrika einen interessanten Job: den Haibeobachter. Auf der A44 zwischen Gordons Bay und Hermanus ist so ein junger Mann und wenn er nicht gerade mit dem Fernglas das Wasser absucht erzählt er gerne von seinem tollen Job. Erst vor 4 Wochen hat hier ein Hai wieder einen Surfer angegriffen. Bein verloren, Schock, Tod. Es gibt ungefährlichere Sportarten...