April 2012 – Zimbabwe (...und ein kleines bisschen Südafrika)

Südafrika (1 Woche) Zimbabwe (3 Wochen) / 3.660 km gefahren / ca. 12,6 Mio. Einwohner / 9,3 % Analphabeten / ca. 35 PKW auf 1000 Einw. / ca. 40 Internetanschlüsse auf 1000 Einw. (Quelle)



Unser Track durch Zimbabwe

Von Gaborone aus nahmen wir nicht den großen Grenzübergang Richtung Zeerust / Südafrika, sondern den Kleinen bei Sikwane – Derdepoort. Dort waren wir mit den gelangweilten Zöllnern ganz allein und in sagenhaften 10 Minuten und ohne einen Cent Gebühr in Südafrika.

Das ist Rekord!

Über schlecht gepflegte Gravels zuckelten wir kreuz und quer herum um schließlich am Nachmittag den Camping beim Pilanesberg Game Reserve zu erreichen. Dabei fuhren wir zu Beginn am Madikwe Game Reserve vorbei und wurden für das miese Wellblech etwas mit Elefanten und Zebras belohnt. Pilanesberg ist DER Erholungs-Park für die Jo-burger, da er nur 2 Autostunden entfernt liegt und auch einen großen Spaßpark beherbergt. Nur auf Postkarten haben wir die riesige Sun City / Lost City Anlage gesehen – hat uns an Disneyland erinnert. Wir waren zufrieden mit der schön angelegten Campsite, die zwar recht gut besucht war aber enorme Ausmaße hatte, so dass sich für jeden ein ruhiges Eckchen fand. Den Abend verbrachten wir mal wieder im Cockpit des Landy, da es ununterbrochen regnete. Musik hören und der Impala Herde zugucken, die Mitten über den Campground zog war aber auch okay.

Weiter ging es nach Norden, denn da liegt der Grenzübergang nach Zimbabwe. Eile hatten wir nicht und auf halben Weg liegt der Waterberg Biosphere Reserve. Das „Waterberg Naturpraal Holiday Ressort" entpuppte sich als lauschiger, etwas pflegebedürftiger aber total verwunschener Camping Platz mitten in der Wildnis. Das reizende ältere Buren Paar und die nicht jüngeren Mitarbeiter gaben einem ein sehr familiäres Gefühl und wir verbrachten dort ganz allein – von Pavianen, Antilopen und einem sehr zutraulichen Pfau mal abgesehen – 2 Tage.

Die Landschaft im Norden Südafrikas ist sehr schön, mit vielen Gebirgszügen, interessanten Felsformationen und sagenhaften uralten Baobabs. In den Ortschaften machten wir nur kurze Versorgungs-Stopps, bei denen wir das Auto nicht lange aus den Augen ließen. Einbildung? Man meint, die farbige Bevölkerung schaut einen anders an. Hier fühlt man sich sehr als „Weißer", nicht sehr angenehm. Kurz vor der Grenze bei Beitbridge liegt der Ort Musina, hier wollten wir übernachten aber es war einfach keine Camping Möglichkeit zu finden. Unser Navi fand nur eine Gästefarm 35 km westlich und so kam es, das wir Gäste der Dongola Farm wurden. Die „Ranch" war eine ziemlich große und perfekte Ferienanlage. Jeder Stellplatz mit eigener Dusche und WC!

Hier gab es endlich mal wieder WIFI und wir konnten den Botswana Bericht ins Netz packen.

Das war viel Arbeit und so blieben wir auch hier 2 Tage.



So völlig ohne Altlasten konnten wir nun die Grenze in Angriff nehmen. Was hatten wir nicht alles für Geschichten gehört! Furchtbar, Unübersichtlich, Schrecklich, ohne Schlepper unmöglich...

Wie geht man also vor? 1. Gut Frühstücken! – 2. Langsam heranfahren und den ersten Offiziellen in Uniform sofort nett begrüßen und dann ausquetschen – 3. Immer freundlich und ruhig bleiben und sich bei Gelegenheit Dumm stellen (hilft super!!) - 4. Alle angerannten Schlepper nett begrüßen und sagen „dass man erst mal gucken möchte" - 5. Den nächsten Uniformierten anquatschen und sich dann in dieser Form allmählich durch alle Formalitäten hangeln.

„Dumm stellen" ist prima, so kommt man auch bei Beamten, die sich ganz wichtig geben (und einen erst mal wieder ans Ende der langen Schlange stellen wollen), weiter.



Das eigentliche Prozedere nach Zimbabwe hinein ist recht einfach und hat Struktur:

1. Laufzettel / Gate Pass kaufen (~ 8 €) 2. Visa kaufen (~ 25 € p.P.) 3. Beim Zoll das Carnet abstempeln lassen und am gleichen Schalter auch direkt alle Gebühren bezahlen und die Versicherung für den Wagen kaufen (~ 50 €) 4. Zur Polizei gehen, einmal freundlich Smalltalk halten und sich einen weiteren Stempel abholen (kostenlos) 5. Nochmals zum Zoll zur Wagenkontrolle (letzter Stempel) 6. An der Ausfahrt gibt man dann den voll gestempelten Laufzettel ab und man ist durch.

Die Wirklichkeit ist dann manchmal etwas schwieriger (unser Zollbeamter hatte noch nie ein Carnet gesehen und meinte erst, damit wären auch Versicherung und der andere Kram erledigt – Konfusion) aber oft auch einfacher (Wir mussten uns NICHT ein 2. mal in der Schlange anstellen, die Leute waren alle lieb und nachsichtig und wir durften vor UND wir mussten unser Auto beim Zoll NICHT auspacken - das Glück hatten viele andere nicht).

Wir haben viel nett geredet mit den Leuten, waren relaxt und haben nur 1:40 h für die „Horror-Grenze" gebraucht – ohne Schlepper. Danach waren wir ziemlich stolz auf uns – Geht doch!

100 km hinter der Grenze am Bubye River liegt das „Lion and Elephant Motel" direkt an der A4, eine der wenigen Campingmöglichkeiten außerhalb der Parks und so unser Ziel für den Tag.

Tankstellen, Fastfood-Läden und ein paar kleine Ortschaften liegen entlang der gut asphaltierten Straße und alles macht einen recht ordentlichen Eindruck. Und die Menschen sind herzlicher und freundlicher als in Südafrika!

Auffallend sind die vielen Polizei-Kontrollen auf den Straßen. An unserem 2.Tag in Zimbabwe werden wir erst geblitzt (wir hatten zu früh wieder von 60 auf 75 km/h beschleunigt – man muss auf das entsprechende Schild warten, wobei dieses auch schon mal fehlt und man nicht weiß, ob man schon wieder Gas geben darf...) und Hermann quatschte die Jungs schwindelig, damit es doch nur 10 $ und nicht 20 $ Strafe werden; keine 10 km weiter will ein junger, humorlose Polizist bei einer allgemeinen Kontrolle unsere Scheinwerfer prüfen – und was ist? Genau zu diesem Moment fällt unsere Nummernschild-Beleuchtung aus (später müssen wir nur die Sicherung erneuern...) und wir müssen erneut 10 $ zahlen. Als uns dann etwa 1 km später (!) wieder Polizei anhielt – wir wären zu schnell gefahren (72 km/h) platzte Hermann fast vor Wut.

„Das kann nicht sein. Hier ist 80 erlaubt! Ich verlasse sofort wieder dieses Land..."

Die Jungs waren aber ganz in Ordnung. Sie ließen Hermann ein bisschen toben, dann stellten sie uns frei, zurück zu fahren und das 60er Schild selbst noch mal anzusehen. Es war tatsächlich da.

Zerknirscht gaben wir Ihnen Recht. Und dann? Dann ließen sie uns so fahren – ohne Strafzettel.

An einem späteren Fahrtag brechen wir den Rekord und zählen 11 Polizeikontrollen – Strafmandate haben wir übrigens keine mehr bekommen. Eins muss man aber auch mal feststellen: „wichtige" Polizisten können schon schlimm sein - „wichtige" Polizistinnen sind aber noch viel schlimmer...



Das erste richtige Highlight für uns liegt im Süden des Landes: Great Zimbabwe, DAS Nationale Denkmal und seit 1980 Namensgeber für das Land, nachdem es unabhängig wurde (davor: Rhodesien). Während des 12. bis zum 15. Jahrhundert lebten hier mehr als 2000 Menschen. Die Burg im Granitfelsen (hier wohnte der König) und die dazugehörige Festung im Tal (Für die – vielen – Frauen und Kinder des Königs) ist ein wunderbares Beispiel der Baukunst und Staatsstrukturen der alten Kulturen – auch hier in Afrika, eine Tatsache, die die weiße, westliche Welt lange Zeit sehr überheblich bestritten hat. „Schwarze" hatten doch keine Kultur!

3 Stunden werden wir mit Mr. Love More - was für ein Name :-) - durch die Anlage wandern. Der Hill-Complex muss erst mal erstiegen werden. Eine imposante Festung, perfekt integriert in den Granitfelsen und dazu mit wundervollen Aussichten. Unser Guide sprudelte nur so die vielen Informationen hervor. Kraxeln, 36°C im Schatten und die volle Ladung Landschaft und Kultur – wir waren ganz schön geschafft danach.



Auf der gegenüberliegenden Seite des Lake Kyle liegt einer der vielen Parks und auch hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten (ein paar Hütten und eine Campsite). Es sollte dort viele Tiere geben und dafür sind wir ja immer zu haben. Dieser Park gehört zur Kategorie 4, d.h. er war mit 10 $ p.P. Parkeintritt einer der Günstigsten, dazu 10 $ für das Auto plus 10 $ für´s Campen – auch für jeden. Ruck Zuck ist man so 50 $ los – ein teurer Spass für eine Nacht im eigenen Bett schlafen. Die Campsite lag wunderschön ist aber total heruntergekommen und an Duschen sollten man erst gar nicht denken. Auch unser 3 stündiger „Game Drive" war sein Geld nicht wert, ein paar Gnus, Giraffen und Zebras, 45°C (!) im Schatten und Pisten, die man teilweise kaum noch erkennen konnte. Immerhin kannten wir jetzt die Parkgebühren im Land und wir ärgerten uns nicht zu sehr, hatten wir doch mal wieder einen Stellplatz ganz für uns allein. Na, ja – fast allein, denn während wir den Sternenhimmel bewunderten kam ein Schmatzen immer näher. Wir dachten erst die Warzenschweine, die schon einmal über den Platz gezogen waren, kämen zurück aber der Schatten war dann doch ein bisschen zu groß dafür. Das wird doch nicht...? Doch tatsächlich – ein Nilpferd!

Es graste gemütlich über den Campsite und kam bis auf 3 m heran.

So lange man so einem Hippo nicht im Weg steht, ist alles prima – ansonsten kann es leider schnell zu sehr gefährlichen „Zusammenstößen" kommen. Die Tiere können bis zu 3 Tonnen wiegen, da wird man als kleiner Mensch einfach über den Haufen gerannt.

Das Hippo ist daher auch das 3. gefährlichste Tier in Afrika. Das 2. schlimmste Tier ist die Puffotter, eine ziemlich giftige Schlange, die im Sand lauern aber sich auch von einem Baum fallen kann (es bleiben einem ca. 4 Stunden um ein Gegenserum zu bekommen – amputieren muss man aber meist dennoch) – DAS Tier aber, das quasi für einen Massenmord steht ist die Anophelesmücke, denn sie überträgt die Malaria.



Nach dem Kyle Recreation Park fuhren wir nach Bulawayo, der 2. größten Stadt in Zimbabwe.

Dort gibt es das National History und das Railway Museum und man kommt von dort schnell z.B. in den Matobo National Park. Der kommunale Camping liegt sehr schön mitten im Botanischen Park der recht netten Stadt. Die Strecke Masvingo – Zvishavane – Mbalabala (herrlicher Name, oder?) - Bulawayo ist landschaftlich schön, die Rastplätze dort aber alle inzwischen kaputt und sehr verdreckt. Pausen zu machen ist hier schwieriger und die Versorgungsmöglichkeiten in den Ortschaften und Tankstellen sehr übersichtlich.

An unserem 2.Tag in Bulawayo besuchten wir das Eisenbahn-Museum und wurden nicht enttäuscht.

Viele alte Loks, alte Waggons (z.B. der Salonwagen von Cecil Rhodes) Fotos und andere Sehenswürdigkeiten machten Spass – an allem nagt der Zahn der Zeit und etwas Pflege wäre dringend nötig. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch mit dem jungen, motivierten Angestellten und sind immer überrascht, wie relativ offen die Menschen doch über die Politik und ganz besonders über die korrupten Politiker schimpfen. Mit uns als Gästen aus Europa redet man da sicher offener als mit anderen Einheimischen – das könnte nämlich leider schnell gefährlich werden. Opposition ist hier keine einfache Sache.



Über die Politik in Zimbabwe hat man ja sogar in unseren Nachrichten schon mal was gehört. Fast jeder hat mitbekommen, wie hier viele weiße Farmer seit dem Jahr 2000 enteignet und vertrieben worden sind. Das Unrecht von einigen Hundert Jahren Sklavenjagd und Kolonialzeit sollte durch modernes Unrecht abgegolten werden – was natürlich nicht funktioniert. Es kam zu einer richtigen Hungersnot und aus der ehemaligen Kornkammer für das südliche Afrika wurde ein Armenhaus, das auf Spenden angewiesen ist. Auf den Hunger folgten Krankheiten, wie die Cholera mit entsetzlich vielen Toten. Die Inflation konnte nicht mehr gestoppt werden und als die Menschen ihr Mehl mit Billionen-Scheinen bezahlen mussten, wurde dann doch die Bremse gezogen. Die Druckereien stellten ihren Betrieb ein und seit 2008 ist der US $ und der südafrikanische Rand hier offizielles Zahlungsmittel.

Vom Museum Angestellten bekamen wir einige alte Zimbabwe Geldscheine geschenkt:



Als wir am Morgen zu unsere Exkursion durch die Stadt starteten (das Railway Museum liegt etwa 3 km vom Camping entfernt) sahen wir im Park eine Fußball-Manschaft trainieren.

Es waren die „Chicken-Inn" von Bulawayo, das beste Team (1. Liga) der Stadt und es sollte an diesem Tag das erste Match der neuen Saison stattfinden. Wo? Etwas außerhalb (~ 11 km) im Luveve Stadion und sie würden sich freuen, wenn wir vorbei kämen. Nach unserer Kultureinlage wanderten wir also wieder zurück durch die Stadt (man, sind wir sportlich zur Zeit.....), schnappten uns unsere Film- und Fotoausrüstung und bestellten uns ein Taxi. Bulawayo gegen Harare, endlich mal wieder Fußball gucken :-)

1. Liga in Zimbabwe entspricht spielerisch so ungefähr unserer Landesliga – etwas altmodischer vielleicht vom Spiel her. Es waren ca. 250 Zuschauer da, Presse (1 Fotograf), Fan-Clubs (für jedes Team eine Gruppe mit Trommeln und Gesang), Vuvuzelas (2 Stück – nur, Gott-sei-Dank) und wir 2 als einzige Weiße. Der Manager der „Chicken-Inn" begrüßte uns mit Handschlag und erzählte, dass Dortmund gegen Stuttgart 4:4 gespielt hätte. Seine Erzählungen zu diesem Spiel waren dann auch spannender als das, was wir auf dem Platz sahen – erst gegen Ende der Partie kam etwas Leben in die Bude, doch es blieb beim 0:0.



Die große Frage war nun, was machen wir als Nächstes? In der Nähe der Stadt liegen z.B. die Khami Ruinen, doch Kultur hatten wir jetzt erst mal genug gehabt. Über uns brauten sich wieder dicke Wolken zusammen und bereits den ersten Abend hatten wir in unserem Vorzelt gesessen und regelmäßig die Pfützen von der Markise geschüttet. Am nächsten Morgen sah es nicht viel besser aus und wir beschlossen auf den Matobo Park zu verzichten. Der Park ist wegen seiner ungewöhnlichen Felsformationen lohnenswert aber Landschaften gucken und fotografieren bei Regenwetter macht nicht viel Sinn und Spass.

Eine weitere Idee war nochmals an die Vic-Falls und dann die Pisten am Lake Kariba entlang nach Osten zu fahren. Das hieße 4X4 Pisten und etliche Flussdurchfahrten – irgendwie fehlte uns die rechte Lust auf mögliche Schlammabenteuer und die Fälle hatten wir ja nun auch schon gesehen.

So entschlossen wir uns als Nächstes den „Antelope Park" bei Gweru anzufahren. Von dort kann man dann die A5 bis Chinoyi nehmen und weiter auf der A1 zum Kariba See fahren.

In unserer „Reise Know How" Karte ist der private Wildpark gar nicht eingezeichnet und unsere spärlichen Informationen waren aus dem 10 Jahre alten „Durch Afrika – Band 2" (Därr), daher wussten wir nicht, was uns erwarten würde. Jetzt wissen wir es: einer der Besten Plätze in Zimbabwe überhaupt !! Die wunderschöne, gepflegte Anlage bietet von der günstigen Campsite, über einfache Zimmer und Zelte bis zur exklusiven Honeymoon-Lodge alles, was das Herz begehrt. Dazu separate Unterkünfte für die Wildhüter und die Horden an Volontären, die dort viel Geld bezahlen, um 2-4 Wochen z.B. im Park zu arbeiten. Man kann bei dem Löwen-Projekt helfen, in einer Grundschule assistieren oder im Krankenhaus mitarbeiten. Wir sehen viele blonde amerikanische, britische und skandinavische Girlies und ein paar ältere Semester, die dort eine arbeitsreiche Zeit verbringen.



Gegen „Eintritt" kann man den kleinen Löwen beim Spielen zuschauen, die Fütterung der Großen beobachten oder – das Highlight – mit den Halbwüchsigen (bis maximal 18 Monaten – danach wird es zu gefährlich) herum wandern. Es werden 4 Elefanten täglich trainiert, was man besuchen könnte und verschiedene Ausritte bieten sie auch an. Mit genügend Geld und Zeit kann man also im „Antelope Park" bestimmt 2 Wochen verbringen. Wir entschieden uns für den „Walk with Lions"

Die Löwinnen Leila und Leiwa sind 15 bzw. 16 Monate alt und es war schon ein irres Gefühl so nah bei diesen imposanten Tieren sein zu dürfen. Etwa 1 Stunde spazierten die beiden mit ihren Wildpflegern und uns durch das Gelände. Ein echtes Erlebnis!



Damit sich unser Treffen mit den Löwen auch fototechnisch lohnte, mussten wir 3 Tage warten, denn es war sehr bewölkt, nieselig und mit 13 °C am Tag ziemlich kalt. Dabei hat der Winter noch gar nicht richtig angefangen – hier auf der Südhalbkugel. Aber mit warmen Klamotten, Wolldecken und unserem Vorzelt sind wir auch darauf vorbereitet.

Offensichtlich hatten wir uns in der Kälte wohl doch einen Pips geholt, denn als wir schließlich weiter fuhren, kämpften wir 2 mit Kopfschmerzen und waren ziemlich schlapp. Die Fahrt nach Chinoyi war sehr anstrengend für uns und dann noch dies: als wir an unserem Camping am Big Lake ankamen, existierte der nicht mehr. Wie blöd – die einzige weitere Möglichkeit in der Umgebung liegt an den Chinoyi Höhlen. Eine staatliche Campsite in dem kleinen National Park.

Die Kommentare zu dem Platz waren nicht sehr positiv: miese, kaputte, dreckige Sanitäranlagen und dazu ein hoher Preis plus Parkgebühren. Wir müssen diesen Bewertungen leider zustimmen.

Da wir keine Wahl hatten, machten wir uns eine Toilette eben selber sauber, verzichteten auf eine Dusche und gingen früh ins Bett. Wir schlafen hier so viel! Das ist wirklich bemerkenswert. In Deutschland kamen wir mit 6-8 Stunden Schlaf gut hin - hier sind wir inzwischen bei 9,5 Stunden als Standard und in dieser Nacht mussten es 11 Stunden ein. Danach waren wir aber auch wieder fit!

Die weitere Strecke zum Lake Kariba war dann eine echte Motorrad Straße. Kurvig, guter Asphalt, wunderschöne Landschaft. Ganz besonders das letzte Stück zum See würde in deutschen ADAC Karten als „grüne Moped Strecke" gekennzeichnet sein! Der durch den Kariba Staudamm (1955-1959) entstandene See ist ein beliebtes Ausflugsziel und wir treffen zahlreiche weiße Zimbabwer mit Booten, die dort die Osterferien verbringen. Es gibt mehrere Campingmöglichkeiten – so haben wir die Auswahl und verzichten bei dem Ersten – die wollten am Charara tatsächlich 28 US $ für eine Nacht, verrückt. Für 18 $ bleiben wir in einem Camp, das ursprünglich von weißen Farmern aus der Umgebung mal gegründet worden ist. Herrlich direkt am See gelegen und wir hatten das Glück ein paar reizende Einheimische kennen zu lernen, die uns spontan auf einen kleinen Bootstrip zum Sonnenuntergang einluden. Les und ihre nette Familie waren sehr an unserer Reise interessiert und für uns war spannend vom Alltag im Land zu hören, wie es war die Farm zu verlieren und es trotzdem irgendwie weiterging.



Etwa 140 km von Kariba entfernt, direkt am Sambesi, liegt der Mana Pools Nationalpark. Man fährt 60 km die A1 weiter nach Norden, dann meldet man sich im Park Büro in Marangora und bekommt dort Infos und das Permit den Park zu betreten. Sehr schön zu hören ist, dass im Moment fast keine Tze-Tze Fliegen unterwegs sind (zu kalt), der Nachteil der Jahreszeit ist, dass man auf nicht ganz so viele Tiere treffen wird wie z.B. im Oktober. Wir waren auf miese Waschbrettpiste vorbereitet und die kam auch tatsächlich – schönerweise aber „nur" die ersten 40 km, danach machte die Strecke eher Spass (Sand, etwas Matsch und ein paar Pfützen). Wenn es hier richtig regnet sitzt man allerdings fest, denn der Laterit verwandelt sich dann in Schmierseife und Modder.



Mana Pools hat etwas Magisches. Die Landschaft ist herrlich, der Sambesi hier besonders schön. Man kann ohne Guide selbst herumfahren, darf aussteigen und herumlaufen. Die Parkgebühren sind einmalig, d.h. je länger man bleibt, desto günstiger wird es.



Wir sehen viele verschiedene Antilopen, Warzenschweine, Affen, Paviane, Nilpferde, Elefanten und Löwen. Wir freuen uns über die Elefanten, insbesondere der Kleine hat es uns angetan – er wusste noch gar nicht so Recht etwas mit diesem langen Ding im Gesicht anzufangen.



Besonders das Beobachten des Löwenrudels war ein spannendes Erlebnis. Während des Tages liegen sie so harmlos faul im Schatten herum aber sobald die Sonne untergeht kommt Bewegung in die Tiere – und in uns, denn ganz schnell ist man dann doch wieder im sicheren Auto!



Leider machen wir aber schon am ersten Abend eine sehr unschöne Entdeckung: unser Kühlschrank arbeitet nicht mehr so, wie er sollte. Am 2. Tag veranstalten wir ein großes Reste-Essen und müssen trotzdem noch ein paar Vorräte wegschmeißen. Die Batterien sind voll, der Kühlschrank arbeitet – aber nur während der Fahrt. Externen Strom gibt es hier nicht und auch keinen Laden. Schweren Herzens machen wir uns daher am 3. Tag wieder auf.

Also auf kürzestem Weg nach Harare, der Hauptstadt. Wir machen wieder einen Zwischenstopp in Karoi. Schon auf dem Weg von Lake Kariba nach Mana Pools hatten wir im Spring Fever übernachtet (Campen vor der Lodge), denn wir hatten uns dummerweise darauf verlassen in Makuti Diesel zu bekommen, was leider nicht ging und am Parkbüro sagten sie uns, dass es auch in Chirundu keinen Sprit gibt. So mussten wir zurück nach Karoi, tanken und da es dann zu spät für den Park wurde blieben wir dort. Wir kannten also den Platz und es war uns wichtig den schlimmen Camping in Chinoyi zu vermeiden. Am nächsten Tag kamen wir gegen Mittag in Harare an. Unser erstes Ziel war die Land Rover Werkstatt, hier hatten wir die GPS Koordinaten und wenn sie uns schon nicht helfen können, wüssten sie wenigsten wo wir hinfahren könnten.

Wir störten wohl gerade die Mittagspause – jedenfalls hatten sie dort so gar keine Lust auch nur zu gucken, direkt nebenan war aber eine Fachwerkstatt für Batterien etc.

Die Batterien wurden geprüft: alles in Ordnung. Wo eine Werkstatt für Kühlsysteme wäre? Wir bekamen den Weg erklärt. Machen wir es kurz: am Ende des Tages hatten wir 5 Werkstätten in Harare abgeklappert, den Kühlschrank letztlich ausgebaut und auf Nachfrage von Martina fiel dann endlich dem letzten „Fachmann" auf, dass mit der Steuerung etwas nicht stimmte. Wir wissen nicht wie aber es scheint, dass bei der letzten Holperpiste etwas so verrutscht ist im Wagen, dass es auf einen der Steuerknöpfe gedrückt hat – mit fatalem Erfolg.

Es war nun schon nach 17 Uhr (um 18 Uhr wird es Dunkel) und wir mussten feststellen, dass es den einzigen Campingplatz der Stadt seit 2 Jahren nicht mehr gibt. Seit Namibia haben wir daher das erste mal wieder in einem Zimmer (B&B) übernachtet. Wäre es 2 Tage später gewesen, hätten wir uns wohl bei Charly gemeldet – ihn und Ulli hatten wir im Antelope Park kennen gelernt. Charly arbeitet seit Jahren als Entwicklungshelfer im Land und hat uns ein paar sehr gute Tipps gegeben. Es bestand die Möglichkeit bei ihm im Garten in Harare mit dem Landy zu stehen, doch er war selber noch unterwegs. („Jedenfalls Danke für das Angebot, Charly!")

 

Der Kühlschrank lief wieder und wir plünderten das nächste SPAR, was ein teurer Spass ist in Zimbabwe. Es gibt inzwischen ein relativ großes Warenangebot aber die Preise sind gesalzen – oft sind die Produkte um 25 – 50 % teurer als z.B. in Südafrika, mal abgesehen von Marktständen.

Weiter ging es nach Osten, dem landschaftlich vielleicht aller schönsten Teil des Landes – jedenfalls für den, der Berge liebt. Wunderbare Gebirgszüge links und rechts der kurvigen, abwechslungsreichen Straße.



Zuerst fuhren wir über Rusape zum Rhodes-Nyanga-Nationalpark, wo der höchste Berg des Landes – der Inyangani (2500 m) – liegt. Was für Extreme – nach 45°C im Kyle Park, 13°C bei Nieselregen in Gweru, schwüler Wärme in Mana Pools waren wir nun wieder bei Temperaturen unter Null in der Nacht angekommen. Der Park Camping lag auf ca. 1800 m und wir schliefen mit Mütze und Wolldecken über den Schlafsäcken. Die Gegend hier sah aus wie in Norwegen oder den Dolomiten.



Nach 3 Tagen Berge, Wasserfällen, glasklaren Flüssen und Kälte ging es über Mutare zum Bvumba Gebirge.



Auch hier herrliche Landschaft und als besondere Sehenswürdigkeit der Botanische Garten. Ziemlich nah am Park campten wir bei der Ndungu Lodge. Der schnuckelige, kleine Platz inmitten eines wunderbaren Gartens gehörte uns ganz allein und wir blieben auch hier 3 Tage.

Beim Parkeintritt hatten wir diesmal eine Variante ausprobiert: statt zu sagen, dass wir aus Deutschland sind, behaupteten wir Namibier zu sein (dann hätten wir nur 8 $ statt 10 $ bezahlt) – die Park-Ranger waren aber noch flexibler und rieten uns unser Camping als Adresse anzugeben, so kamen wir für 3 $ in den Garten :-)



Unser Kühlschrank lief wieder wie eine Eins – es stand also unserem Plan nun nach Mozambique zu fahren nichts mehr im Wege. Von Charly wussten wir, dass das Visa sehr teuer sein würde (80 US $ p.P.) und von vielen Südafrikanern und Leuten aus Zimbabwe, dass hier die Marlaria-Prophylaxe dringend nötig ist. Bisher hatten wir die Tabletten dafür nur mit herum gefahren – man kann nicht monatelang Antibiotika schlucken – doch nun haben wir schon seit Lake Kariba mit der Medizin begonnen. Wir sind bis jetzt gesund geblieben und so soll es auch bleiben.

 

Zimbabwe hat uns ausgesprochen gut gefallen. Vielfältig, fantastische Landschaften, sehr nette Menschen. Wir wünschen dem Land nur das Beste für die Zukunft – und die wird ziemlich schnell beginnen, denn Robert Mugabe ist nun schon 88 und nicht mehr ganz gesund...

 

Mozambique – wie wird dieses Land für uns wohl sein, wo wir doch fast kein Wort portugiesisch verstehen? Aber das ist eine andere Geschichte...

 

 

Und zum Schluss noch ein paar Fotos - für alle die lieber Bilder gucken als Text zu lesen...