April 2012 – Mozambique

Mozambique (2 Wochen) / 1.800km gefahren / ca. 19 Mio. Einwohner / 52 (!) % Analphabeten / ca. 5 PKW auf 1000 Einw. / ca. 2,6 Internetanschlüsse auf 1000 Einw. (Quelle)



Unser Track durch Mozambique

Das Vumba Gebirge liegt auf beiden Seite der Grenze Zimbabwe / Mozambique, so dass uns auch dieses Land erst mal mit wunderschöner Kulisse begrüßte. Die Grenzformalitäten waren die Üblichen, wenn man mal von dem High-Tech Visa mit Farbfoto und Fingerabdruck absieht.

Über den Preis waren wir vorgewarnt: 80 US $ für jeden...eine stolze Summe. Der zuständige Beamte ging zum Lachen in den Keller und fertigte uns mürrisch ab, dafür waren die restlichen Offiziellen (Zoll, Veterinär, Polizei) außerhalb des Büros umso netter und lustiger.



Wieder ein neues Land und wieder hatten wir noch keinen rechten Plan. Die Karten und das Navi zeigten uns nur, dass ziemlich nah der Grenze eine Lodge mit Campingmöglichkeit sein sollte und danach würde es dann ziemlich dünn. So fuhren wir schon gegen Mittag das Casa Msika an, direkt am Chicamba Stausee gelegen. Es war richtig nett dort, das Restaurant bot das beste Hühnchen, dass wir seit Monaten gegessen hatten und einen lauschigen Platz am Pool. Es gab Internet, das Toilettenhäuschen beim Camping war alt und mit windschiefem Charme aber es funktionierte alles.

Die Aussicht auf den See war eher bescheiden, denn obwohl die Regenzeit gerade erst dem Ende zugeht, war der Stausee extrem niedrig – das Wasser war zur Stromerzeugung ver(sch)wendet worden, was die Menschen dort machen sollen, wenn jetzt die Trockenzeit beginnt ist uns ein Rätsel...

Der Zimbabwe Bericht wurde ziemlich lang und wir arbeiteten 2 Tage an der homepage. Nach einem Ruhetag mit Herumspazieren, Buschbaby bewundern und Krokodile zählen ging es dann weiter.



Erst hatten wir ins Auge gefasst Richtung Tete am Zambesi zu fahren, dann den Fluss entlang nach Osten und von dort in den Norden des Landes. Im Casa Msika sprachen wir mit den Leuten darüber und uns wurde abgeraten: die Strecke nach Tete ist die Hauptroute der Laster nach Sambia und im Norden - ganz besonders im Inland - gibt es kaum Versorgungsmöglichkeiten.

Die gebündelten Infos zeigten, dass es neben den vielen Stränden und Orten am Ozean nicht viel Sehenswertes gibt. Natürlich sind auch hier Nationalparks aber es gibt wenig Wildtiere und die Preise waren uns dafür deutlich zu hoch. Wir schmiedeten Pläne und verwarfen sie wieder, letztlich entschieden wir an der Küste entlang nach Süden zu fahren – von der Hauptstraße (EN1) aus wollten wir die interessantesten Orte dann anfahren.

Der nächste ausgewiesene Ort mit Camping sollte die Hafenstadt Beira sein. Sogar in der Papierkarte war das Rio Savanne Camp eingetragen also machten wir uns auf Strandurlaub gefasst und fuhren los. Bis Inchobe ist die Gegend bergig und der Asphalt prima, wir kommen gut voran und erfreuen uns an der Buntheit der kleinen Orte und dass es endlich wieder Straßencafes gibt.

Ab Inchobe geht es über die EN 6 Richtung Meer und es ist nicht zu fassen: Schlaglöcher so tief, breit und in großer Zahl, wie wir sie in dieser Form noch nicht gesehen haben. Oft genug bleibt einem nur die Wahl zwischen diesen und jenen Löchern und dann – etwa alle 1-2 km – ist die Straße quasi komplett zerstört. Schon von Weitem immer gut erkennbar an den LKWs und PKWs die im Schritt Tempo kreuz und quer herumeiern – auf der Suche nach dem besten Weg durch dieses Desaster.

Das Ganze geht so 130 km lang! Wir sehen Jungs, die so tun als ob sie Löcher stopfen und dann versuchen sie dafür ein paar Münzen von den Autofahrern zu ergattern. Dann das Schild „Rio Savanne Camp – Lodge, Restaurant, Camping" und es geht nochmals 35 km weiter auf sandiger Buckelpiste.



Die Piste führt zu uns zu einem Schlagbaum, dahinter ein Parkplatz. Nebenan eine Anlegestelle für die Leute aus dem Dorf. Kleine Boote liegen dort und eines bringt gerade ca. 20 Menschen an Land.

„Ja" sagt der Parkwächter „Hier Rio Savanne – Camp da drüben". Mmh – auf der anderen Seite des ziemlich breiten Flusses also...Wie man denn da rüber kommt? „Ja – mit Fähre" sagt unser Parkwächter. Im weiteren Gespräch (wir kein Portugiesisch – er nur wenige Worte Englisch) stellt sich dann heraus, dass man mit dem Wagen gar nicht hinüber kommt, es gibt nur eine Personenfähre. Camping auf dieser Seite wäre aber kein Problem.

„Toilette? Yes!! Shower? Yes!"

Der Blick ins Clo hinter dem Wächterhäuschen (es gab natürlich keine Dusche) ist ernüchternd. Das Wasser geht nicht, daher duftet es etwas streng aber wir sind ja schon einiges gewöhnt. Für eine Nacht geht auch das. Auf einem kleinen Grünstreifen zwischen den Parkbuchten und dem Wasser richten wir uns ein und sagen unserem sehr bemühten Parkwächter, dass wir dann hier schlafen und drüben etwas Essen wollen. Wenn man schon da ist, kann man sich das Camp ja mal ansehen, dachten wir. Er wollte dann mit denen von der Lodge „sprechen", was so aussah, dass eine rote Flagge gehisst wurde – anscheinend das Zeichen für die da drüben,dass Gäste da sind.

Nach etwa 10 Minuten legte auch tatsächlich wieder ein Boot an – Menschen stiegen aus und es kam zu einem regen Meinungsaustausch zwischen dem Parkwächter und dem Fährmann an dessen Ende uns mitgeteilt wurde, dass heute kein Boot mehr ginge – aber morgen früh um 7 Uhr wieder.

Na, ja – etwas spät für ein Abendessen, war unsere Meinung dazu. Für diese Übernachtung mussten wir übrigens 400 MTC ( ~ 11 €) bezahlen.



Wir kochten uns selber etwas und waren gerade mit allem fertig als Penny mit Mann und Sohn vorfuhr. Wir hatten die kleine südafrikanische Familie schon in Casa Msika gesehen und waren ganz froh nicht völlig allein an diesem verlassenen Ort zu bleiben. Die 3 hatten zuerst den anderen Camping in Beira angefahren und waren wieder geflüchtet – damit fiel dann auch unsere Alternative für den morgigen Tag aus. Wir wurden mit frischen Orangen und Infos versorgt und es zeigte sich, dass wir nur eine Möglichkeit hatten, nämlich am nächsten Tag früh raus und dann die 510 km bis nach Inhassoro fahren, inklusive 35 km Buckelpiste und 130 km Desaster Straße.

Nach so einem Fahrtag sind wir erst mal total kaputt. Die EN 1 ab Inchobe war bis etwa 60 km vor dem Abzweig nach Inhassoro wirklich gut aber dann wechselten sich neu geteerte und Schlagloch verseuchte Abschnitte munter ab und dann lief uns auch noch eine junge Frau fast vor das Auto. Was für ein Schreck als sie plötzlich rückwärts – ohne auch nur einen Blick für die Straße zu haben – aus dem hohen Gras am Rand vor unseren Wagen hüpfte. Hätte Hermann nicht so gut reagiert oder wäre da gerade Gegenverkehr gekommen....wir wollen uns das gar nicht ausmalen. Nach einem Unfall mit Personenschaden werden in Mozambique übrigens alle Insassen des Wagens eingesperrt – zum Schutz vor Rache der Angehörigen...



In Inhassoro erholten wir uns. Ein paar „Traumstrand" Fotos knipsen, frischen Hummer und Fisch genießen, etwas in dem kleinen Ort herum schlendern. Wir treffen Penny wieder und lernen Julian und Viktoria kennen, die seit Oktober unterwegs sind. Es ist schön mal wieder Erfahrungen und Bücher zu tauschen und wir verquatschen einen netten Abend.



Wir klappern so die Küste ab. Gestern Vilanculos, heute Morrungulo, morgen Tofo Beach bei Inhambane. Ein „Traumstrand" nach dem anderen. Ganz ehrlich Leute – wir halten eher 3 Tage bei Regen und Kälte in den Bergen Zimbabwes aus als einen Tag am Strand. Wir tauchen oder schnorcheln nicht, auf einem Boot wird Martina nur schlecht – kurz gesagt, wird fühlen uns total deplatziert. Vilanculos ist wenigstens noch ein lebendiger Ort mit Fischerbooten und Menschen, die Krebse am Strand fangen und Inhambane ist eine nette kleine Stadt aber sonst?



Tofo z.B. ist voll mit Backpackern und Südafrikanern (mit ihren dicken Booten), die alle in bester Partylaune sind – entsprechend ist der Lautpegel in der Nacht – uns hat dort gar nichts gefallen.

In Xai-Xai Beach ( man muss ja ans Meer – sonst gibt es ja keine Campsites) übernachten wir das letzte mal am Strand. Auch hier sind wir die einzigen Weißen ohne eigenes Boot aber es ist in der Nacht ruhiger, kühler und dunkler als man tagsüber erwartet hätte.

Auch hier sehen wir wieder Jungs, die den Urlaubern den Abwasch machen, Feuerholz besorgen und das Auto schrubben. Zwiespältig die Gefühle dazu – immerhin haben sie so eine Einnahmequelle.



Mozambique – was ist uns aufgefallen? Straßencafes; bunte, wunderschöne kleine Läden; stolze, hart arbeitende Menschen; fast alle Frauen tragen ein Baby mit sich herum – und balancieren dabei 25 kg Wasser oder ein paar dicke, schwere Äste auf dem Kopf. Viele sind arm und man merkt den Menschen die vielen Sorgen an. Wir werden einige male angebettelt und sehr, sehr oft freundlich und respektvoll begrüßt. Im Gegensatz zu Zimbabwe erleben wir nicht eine Polizeikontrolle!

Der Kontrast (südafrikanische) Touristen : Einheimische ist stark. Alles ist ziemlich teuer, die meisten Campsites gehören Südafrikanern und ohne Boot, Angelausrüstung oder Tauchequipment ist so ein Strand auf Dauer etwas öde.

Nach einem weiteren Übernachtungs-Stop nah der EN 1 (ein sehr netter Camping: Casa Lisa, etwa 50 km vor Maputo) war es das für uns. Wir gönnten uns ein Abendessen im Restaurant – die letzten Meticais müssen ja weg – und genießen ein tolles Essen und einen sehr netten Abend mit Bernd und Elke(waren jetzt fast 1,5 Jahre unterwegs und es geht nun bald zurück nach Deutschland), die dort ihren ersten Tag in Mozambique verbrachten. In Namibia ist man sich schon ein paar mal begegnet, nun hatte man auch mal Gelegenheit zu klönen. Wir wollen nur noch so schnell wie möglich nach Swasiland und freuen uns auf die Berge und die kühleren Temperaturen aber das ist eine andere Geschichte...