AMERIKA - der Norden - USA

USA Dezember 2016 – Von Florida nach Arizona

3.800 km in 31 Tagen 

Text: Martina / Filme: Martina / Fotos: Hermann + Martina

Wie Hermann schon erwähnt hat im letzten Bericht, hatten wir nach 3 Wochen Florida (dessen Hauptstadt übrigens Tallahassee ist und nicht, wie ich immer gedacht habe, Miami) wirklich genug. Genug von den zugebauten Stränden, genug von dem vielen Verkehr an der Küste, genug von den vielen TRUMP Schildern und Aufklebern.....

 

Unser Ziel war nun New Orleans. Dazu fuhren wir die Interstate 10 Richtung Westen. Diese Route führt ein Stück durch Alabama und dann durch Mississippi, wo wir den coolsten Walmart Stellplatz überhaupt fanden: direkt am Long Beach.

Eine Empfehlung aus der IOverlander App, dafür nahmen wir den Abzweig auf die kleinere State #90 und wurden belohnt mit dem schönsten und längsten weißen Sandstrand, den wir je gesehen haben. Okay – es war kühl und das Wasser zu kalt zum Baden aber trotzdem wunderschön.

Nach 2 Tagen hatten wir New Orleans erreicht. Aus Sicherheitsgründen nahmen wir hier mal einen RV Park. So konnten wir sorgenlos den Wagen stehen lassen und mit dem Bus in die Innenstadt fahren.

Ich betone das so, weil nur 3 Tage vorher eine Schießerei mit einem Toten und Verletzten in der Stadt war und wenn man überall die Waffenläden sieht und die Werbung dafür, dass z.B. junge Mädchen auch unbedingt einen Revolver brauchen, dann kommt man schon ins Grübeln. Meinem Gefühl von Sicherheit ist es nicht zuträglich zu wissen, dass die meisten hier Waffen besitzen.....

 

Einen ganzen Tag verbrachten wir in dem wunderbaren French Quarter – der Altstadt von New Orleans. Es ist wirklich eine großartige Stadt mit Flair, Ambiente und toller Musik überall.

 

Kommt doch mit auf einen kleinen Spaziergang und schaut Euch den Film an. Besonders die Weltklasse Straßenmusikerin ist einmalig gut.

Wir nutzen das gute WIFI des RV Parks ausgiebig und planten die weitere Strecke. Um nach San Antonio zu kommen – dem nächsten Sightseeing Punkt auf unserer Liste – mussten wir wieder Kilometer machen. Also auf die nächste Interstate Richtung Westen.

 

Dann fing der Regen langsam an....

Als wir in San Antonio ankamen hatten wir 3 Tage Dauerregen hinter uns.

Kälte, Nebel, Niesel, dazwischen sintflutartige Schauer – ist ja wie November Wetter in Düsseldorf dachten wir.....

Das Land rings umher – wenn es nicht eh schon Sumpf war - soff so langsam ab.

 

Nachdem wir mit Columbus und Sulphur auch die unschöne Chemieindustrie Gegend hinter uns gelassen hatten, hörte die Sumpfgegend auf und ging in eine sanft hügelige und bewaldete Landschaft über.

San Antonio war den Besuch ebenfalls wert. Zum Einem sind hier 5 alte spanische Missionen – seit 2015 Weltkulturerbe - z.B. „The Alamo“, DAS nationale Denkmal des texanischen Unabhängigkeitskrieges.

Zum Anderen hat die Stadt mit dem wundervoll angelegten „Riverwalk“ etwas wirklich Außergewöhnliches zu bieten.

Nach so viel Stadt spazierten wir noch gemütlich durch die Mission San José und ruck-zuck war auch dieser Tag vorbei. Wir hatten solches Glück mit dem Wetter gehabt, denn am nächsten Morgen erwartete uns wieder nur Wolken und Temperaturen knapp unter 10°C.

Hier ein kleiner Film zu dem schönen Tag in San Antonio:

Während der Fahrt auf der kleineren #90 nach Del Rio hatte ich ausgiebig Zeit zu versuchen einzufangen, was wir so sehen von dem Land.

Schon einmal hatte ich erwähnt, dass ich mich an Afrika erinnert fühle – dieser Teil von Texas, mit seinem dichten Busch, könnte landschaftlich so auch in Namibia oder Botswana sein. Und noch eine Parallele: in den großen Städten wird – in einigen Bezirken - ganz schön dick aufgetragen aber in vielen Innenstädten und auf dem Land ist es teilweise unfassbar ärmlich und schmuddelig.

Typisch amerikanisch sind aber die Malls mit ihren immer gleichen Läden, die Einkaufszonen am Ortseingang und Ausgang und die Reklameschilder.

Es ist immer der gleiche Anblick...

Del Rio war dann die letzte Möglichkeit einen größeren Einkauf zu machen, die Nächste würde sich erst wieder in El Paso bieten. Die Landschaft wurde nun immer schöner.

Mehr Prärie, mehr Wüste, mehr Hügel und Flusswindungen. Einfach abwechslungsreicher.

Hier liegt der kleine Seminole Canyon State Park. Wirklich winzig aber mit einzigartigen Felsmalereien aus den letzten 4.000 Jahren. Und wir hatten wieder Glück: genau für unsere Tour in den Canyon kam extra die Sonne heraus.

 

Die Wetter Vorhersage versprach dann höhere Temperaturen und Sonne für den Big Bend National Park. Wir machten nur einen kurzen Zwischenstopp in Marathon, dann ging es in diesen riesigen Park direkt am Rio Grande, der Grenze zu Mexiko.

Als erstes erstanden wir einen Jahrespass für alle amerikanischen National Parks: 80 $. Nicht pro Person – pro Fahrzeug!

Dann wurden wir sehr positiv überrascht als wir lernten, dass man zwar 12 $ für das Permit (Erlaubnis) zum Übernachten auf den primitiven Backcountry Campsites erstehen muss aber nicht pro Nacht, sondern für den gesamten Zeitraum!

Da haben wir direkt mal 14 Tage angegeben. Auch dass man für die ganze Zeit eine bestimmte Site buchen muss in nicht schlimm, das kann man jederzeit ändern.

Ein super Angebot!

 

Alle paar Tage waren wir daher am Visitor Center – auch praktisch für WIFI – und haben uns einen neuen Platz ausgesucht. Der Park bietet auch 3 „richtige“ Campingplätze aber wir sind ja autark und diese einfachen Stellplätze sind alle wunderbar gelegen, oft sehr einsam und einige nur mit viel Bodenfreiheit und Allrad zu erreichen.

Der Rio Grande ist also der Grenzfluss zu Mexiko und kann an vielen Stellen einfach überquert werden, zu Fuss, mit Boot oder auf einem Muli.

Das machen sich die Leute von der anderen Seite zunutze und versuchen kleine, nette Souvenire zu verkaufen – ist natürlich illegal...

Ein schöner kleiner Wanderweg führt in den Canyon Boquillas in der Sierra del Carmen.

Und was passiert meinem Mann, der eh schon einen Heidenrespekt vor Schlangen hat? Sie „laufen“ einem direkt über die Füße!

(Daraufhin hat Hermann sich sofort ein Info Büchlein über die hiesigen Schlangenarten zugelegt und wir legten uns stabile Wanderstöcke zu...)

Die einsamen primitive Stellplätze haben uns alle super gut gefallen. Ruhe und tolle Landschaften, was will man mehr...

Eine der schönsten Wanderungen des Parks im Wüstenbereich führt durch die Grapevine Hills. Als Highlight warten auf dem Gipfel dann die „Balancierenden Felsen“.

Eine andere Wanderung, die man gemacht haben sollte ist der Weg in den Elena Canyon hinein. Wir mussten nur erst etwas suchen, bis wir den Einstieg gefunden hatten – der reguläre Weg war nämlich überflutet.

Ein Wintereinbruch mit stürmischen Böen und Minusgraden machte uns dann einen Strich durch die großartigen Bergwanderungen, die man in den Chinos Bergen finden kann.

Wenigstens einen Blick durch das berühmte „Fenster“ konnten wir noch werfen.

Diese Weiten kann man so schlecht in Fotos wiedergeben. Vielleicht macht dieser kleine Film über die Straßen im Park deutlicher, was ich meine.

 

Straßen im Big Bend – Teil 1: Teerstraßen

Die meisten Straßen im Park aber sind nicht geteert und viele auch nicht gepflegt.

Nach Regen z.B. hat man schon mal tiefe Auswaschungen oder unbefahrbare, verschlammte Bereiche – insbesondere Nahe am Fluss.

Einiges haben wir mit unserem Eddie gemacht aber nicht alles. Wir wollen unser „Zuhause“ ja noch einige Zeit heil behalten...

 

Straßen im Big Bend – Teil 2: Schotterpisten

Nach über einer Woche im Park schlug das Wetter dann um – eisige, arktische Luftströme hatten plötzlich den Norden Amerikas im Griff. Wir bekamen zwar keine -45 °C, wie in Chigago z.B. aber auch für diesen südlichen Zipfel von Texas waren Minusgrade und stürmische Böen angesagt. Daher planten wir um und bezogen doch einen der geschützter gelegenen Campingplätze. Als wir dafür im nächsten Visitor Center bezahlen wollten, hatten wir mal wieder riesiges Glück!

Die zuständige Rangerin buchte uns kurzerhand vom Jahrespass um auf einen Seniorpass für Hermann. 80$ zurück, 10$ bezahlt und nun lebenslang freien Eintritt in alle National Parks, National Monuments und National Historic Sites der USA und Camping dort überall für die Hälfte!

 

Wir hatten 10 wirklich schöne und abwechslungsreiche Tage im Big Bend, wie Ihr auch nochmal in dem folgenden kleinen Film sehen könnt.

Der Wetterbericht ließ uns dann die weitere Route gen Westen planen.

Über die #118 verließen wir den Big Bend und machten Pause im netten Städtchen Alpine.

Übernachtet haben wir kurz vor Marfa – dort ist eine Aussichts- und Picknickstelle, wo man auch übernachten darf. Das Besondere: hier kann man die Marfa Mystery Lights beobachten. Wir haben uns stundenlang die Augen aus dem Kopf geguckt und konnten uns die Lichter nicht erklären.

 

Nun waren unsere Vorräte aber extrem geschrumpft und so mal wieder Walmart dran. In El Paso konnten wir dort sicher campen und bei einem Großeinkauf einige Dollar lassen. Der Verkehr auf der Interstate 10 und die Großstadt reichten uns dann auch schon wieder.

Kurz hinter El Paso beginnt New Mexico – und vorher mal wieder eine neue Zeitzone.

Inzwischen haben wir 8 Stunden Unterschied zu Deutschland.

In La Cruces wechselten wir auf die Interstate 25 und konnten uns in dem kleinen Caballo Lake State Park etwas von der Fahrerei erholen.

Von Caballo führt die kleine #152 über Hillsboro bis nach Santa Clara und windet sich dabei in unzähligen Kurven durch den Gila National Forest. Eine Traumstraße!!

Die Strecke begann mit dem Hinweis, dass Autos über 12 ft 6 inch dort nicht fahren können. Wir sind ca. 10 cm niedriger....

Etwas angespannt fuhren wir los – was uns wohl erwartet? Ein ellenlanger Tunnel? Reicht da wirklich die Höhe??

Aufatmen, als wir dann nur 2 Brücken überqueren mussten, die dazu auch noch komfortabel höher waren als angedroht.

Dann folgten etwa 90 km Bergstraße – zwischendurch waren wir auf fast 2.500 m!!

Es war zwar kühl – so um die 10°C aber eben glücklicherweise oberhalb des Gefrierpunktes. Ansonsten wäre diese Strecke nicht möglich gewesen.

Unvorbereitet traf uns dann der Anblick der megagroßen Kupfermine Chino Mine (auch Santa Rita genannt). Leider war der Aussichtspunkt abgeriegelt, daher nur ein paar Schnappschuss. Seit 1804 wird hier Kupfer abgebaut. Die Ausmaße sind einfach gigantisch.

Dann waren wir in Silver City. Wilder Westen. Die früher mal sehr raue Minenstadt ist inzwischen ein richtiges Künstlerdorf. Billy the Kid ist hier aufgewachsen und auch Butch Cassidy war in der Stadt und Geronimo – der berühmte Appache hat sich in einem nahen Canyon eine zeitlang verstecken können.

Da wir zu Weihnachten sicher sein wollten, dass das Skypen mit der Familie auch funktioniert nahmen wir einen kleinen RV Park in der Stadt.

Spaziergänge, Weihnachtsessen und Videotelefonieren mit den Lieben.

Als wir dann am 25.12. aufwachten, staunten wir nicht schlecht: Schnee!

Nicht nur in der Region um Silver City hatte es geschneit, sondern auf dem ganzen Weg bis Tucson, Arizona sahen wir weiß gepuderte Gipfel und Schnee in der Wüste.

Texas hatte uns schon extrem positiv überrascht, New Mexico war ebenso urig und abwechslungsreich aber Arizona war dann einfach gigantisch.

Was für Landschaften! Welche Weiten!

In Tucson war dann erst mal wieder Schluss mit Winter.

Die Stadt bietet wirklich viel. Wir haben uns folgende Orte angesehen:

 

Saguaro NP

Namensgeber ist hier die imposante Saguaro Kaktee.

Sie kann bis zu 15 m und 300 Jahre alt werden! Es gibt tolle Fahrstrecken und Wanderwege und auch hier sind Felsmalereien zu entdecken.

Dessert Museum

Ein wunderbares Museum / Freiluftgelände / Zoo. Die Wüste wird den Besucher in allen Facetten erklärt und man bekommt einen tollen Über- und Einblick in die Flora und Fauna.

Das hier z.B. auch Kolibris leben, wussten wir noch gar nicht. Wir haben Stunden dort verbracht.

 

Hier Bilder des Indoor Bereiches:

Die Tiere der Wüste im Außengelände:

Das Außengelände ist wunderbar angelegt und es macht wirklich Spaß sich alles anzusehen.

Und zum Schluss dann noch das Kolibri Haus! Großartige kleine Kerle.

Pima Air

In Tucson ist eine riesige Air Base der Armee und ein Flugzeugmuseum, für das man sich einen ganzen Tag Zeit nehmen sollte.

 

Hermann hatte noch die Möglichkeit, eine Rundfahrt über die eigentlich Air Base mit zumachen. Um 15 Uhr sollte Abfahrt sein. Er war um 10 Minuten vor 3 da....und wurde schon empfangen: "Are you Herman? Let´s go!!" Im Bus gab es dann Sonderapplaus...

 

Zu Beginn der Fahrt war mein Schatz noch beeindruckt, dann kippte das und zum Schluß war er nur noch sauer. Was wird hier ein Geld verschleudert!!! Unfassbar.

Den Jahreswechsel verbrachten wir dann im bzw. in der Nähe des Organ Pipe National Park, etwa 200 km südwestlich von Tucson.

Dieser Monat war wieder randvoll mit Eindrücken und Erlebnissen. So wie schon die letzten 7 Monate, seit wir wieder auf Reisen sind. Wir sind sehr dankbar, dass wir dies erleben dürfen und freuen uns auf ein spannendes Jahr 2017.