AMERIKA - der Norden - USA

USA – von Washington nach Colorado

2.220 km gefahren / Text: Martina / Fotos: Hermann + Martina / Filme: Martina

In Laurier nahmen wir den kleinen Grenzübergang – der Beamte dort war extrem spaßfrei und den einzigen Apfel, den wir noch hatten, musste ich vor seinen Augen aufessen aber sonst war die Einreise unkompliziert.

Die sommerlichen Waldbrände machten in Kanada nicht halt, auch in Washington State und im Norden Idahos loderte es und entsprechend war auch hier der Himmel verraucht und die Berge verhüllt. Nachdem wir die #395 nach Spokane gefahren waren ging es deshalb zügig über die Interstate 90 weiter nach Osten in die Rocky Mountains.

Nach nur einer Woche waren wir von Vancouver zum Yellowstone NP gefahren, ziemlich flott für unsere Verhältnisse. Dafür wurden wir aber auch mit super Wetter im Park belohnt.

Und kein Brand weit und breit! Wie erwartet gab es keine Chance im Park selber eine freie Campsite zu ergattern aber man kann den Park in alle 4 Himmelsrichtungen verlassen und sich dann außerhalb etwas suchen.

Die Ranger an den Parkeingängen haben uns dann leider etwas überrascht, denn sie wollten nicht nur den Park-Ausweis sehen (wir erinnern uns: Hermann hat im Big Bend einen Senior Pass bekommen), sondern auch einen US Pass dazu (eigentlich ist der Senior Pass nur für Amerikaner). 2x konnten wir uns durch schummeln aber wir wollten unser Glück dann nicht überstrapazieren und haben es bei 2 Tagen im Yellowstone NP belassen.

Aber was für 2 Tage! Was man da alles zu sehen bekommt!

Tag 1

Einfahrt von Norden her – Mammoth Hot Springs – Swan Lake – Roaring Mountain – Norris Geyser Basin – Madison – Ausfahrt Westeingang

Tag 2

Start Westeingang – Grand Canyon / Yellowstone River / Artist Point – am Hayden Valley entlang – Mud Vulcano – westliches Ufer des Yellowstone Lake – über den Craig Pass - Old Faithful und das Upper Geyser Basin – zurück zum Südeingang

Südlich des Yellowstone NP schließt sich – fast – nahtlos der Teton NP an. Dazwischen liegt etwas Land, dass vom National Forest und / oder BLM verwaltet wird, sprich: es gibt kostenlose Campsites, die man halt etwas suchen muss. Wir wurden vor dem Teton, später am Green River (singen CCR von diesem Fluss? Wer weiß das?) und auch danach – nahe der Stadt Jackson (Wyoming) fündig.

Der Platz bei Jackson erinnerte mehr an ein Zeltlager aber es stand ja auch wieder etwas Besonderes an: eine totale Sonnenfinsternis!

 

Die letzte in Nordamerika war 1974 und die nächste wird 2024 erwartet. Wir hatten eine komplett wolkenfreie Sicht und es war wirklich beeindruckend. Ab 10:15 Uhr schob sich der Mond langsam vor die Sonne (besser: zwischen uns und die Sonne), was man aber nur mit der passenden Sonnenfilter-Brille erkennen konnte.

Als die Sonne etwa zu 2/3 verdeckt war, konnte man merken wie die Temperatur langsam fiel. Merklich dämmriger wurde es erst die letzten 10-15 min und um 12:36 Uhr wurde es dann innerhalb von Sekunden plötzlich Nacht. Es war kalt, es war dunkel, man konnte Sterne sehen und natürlich die verdeckte Sonne mit ihrer Korona.

Es war irreal, mystisch, atemberaubend, berührend und verwirrend und dann zog der Mond – nach über 2 Minuten – langsam weiter und das Leben kam zurück.

 

Was für ein Erlebnis!

Noch schwer gefangen von diesem Naturschauspiel fuhren wir runter von unserem Hügel im Elk Refuge (im Winter tummeln sich bis zu 5000 der großen Hirsche hier) und durch Jackson hindurch. Dort war unglaublich was los. Die Straßen voll mit Leuten und die vielen Biergärten gut besucht.

Später ärgerten wir uns etwas, nicht angehalten und den netten, sympathischen Cowboy Ort besser erkundet zu haben. Wenn Ihr also mal durch Jackson kommt: angucken und genießen!

 

Unser Ziel hieß Rock Springs. Auf dem Weg haben wir tolle einsame Stellplätze gefunden in der Stadt war ganz unromantisch mal wieder Walmart Camping angesagt und wir saßen ein paar Stunden drinnen bei Subway um das Internet zu nutzen.

Dann suchten wir noch eine Waschgelegenheit für den STEYR, denn mit einer kleinen Motorwäsche wollten wir herausfinden, wo denn das Öl so herkommt, dass man so „untenherum“ bei Eddie sehen kann. Ist nicht viel was da tröpfelt – kein Vergleich zu den „leckenden“ amerikanischen Kisten - und wir verbrauchen mit 1 L Öl auf 1000 km auch nicht besorgniserregend viel aber man ist ja neugierig.

 

Als wir einen passenden Car-Wash für den nächsten Tag gefunden hatten, zog es uns in die Downtown des Ortes. Einfach mal einen Kaffee auf einer netten Terrasse trinken und den Leuten zugucken.....

Also – was in Jackson zuviel an Menschen gewesen war, hier war es definitiv zu wenig.

Eigentlich waren hier so gut wie gar keine Menschen....und Cafes gab es auch nicht.

Eine Geisterstadt...

 

Da es für uns nach Wyoming nach Utah ging, kauften wir nicht nur Lebensmittel sondern auch Alkohol ein (Über 60% der Einwohner Utahs sind sehr christlich bzw. Mormonen – wer weiß wie teuer da das Bier wohl ist....) aber auch hier war das Ganze schon nicht so einfach:

im Supermarkt gab es einen abgetrennten Bereich für Alkoholika – ist i.O.;

Hermann stellte Bier in den Wagen, ich eine Kiste Wein; bezahlen muss man dann direkt im Shop – auch i.O.; dann die Ansage: „nun müssen Sie beide Ihre Ausweise zeigen“ - nicht i.O., denn ich hatte meinen gar nicht dabei; der Hinweis, dass wir nun beide doch sichtbar älter als 40 Jahre sind, wurde abgeschmettert; Hermann´s Versuch mich wegzuschicken (hatte in Alaska funktioniert) fruchtete auch nicht: die Kameras hatten genau aufgenommen, wie ich den Wein aus dem Regal genommen habe!!!

Ende vom Lied: wir mussten ohne isotonische Getränke den Laden verlassen.

 

Später sind wir dann nochmal mit unsere Pässen hinein – war auch gut, denn ohne hätte Hermann auch keine Zigaretten bekommen...

Der murmelte sowieso die ganze Zeit was von „so ein scheinheiliges Land....verlogenes Getue....“ und noch erheblich „nettere“ Sachen über den aktuellen Präsidenten, dass es eine Freude war.

 

Am nächsten Tag bekam Eddie die versprochene Waschung.

Der STEYR war nun soweit sauber und wir entsprechend schmutzig, daher sollte unser nächster Stellplatz ein Camping mit Dusche sein – kann man sich ja mal gönnen.

Etwa 45 km südlich von Rock Springs war so eine Campsite in IOverlander erwähnt, also guckten wir uns das mal an – und waren schwer begeistert!

Das ganze Gebiet nennt sich Flaming Gorge National Recreation Area und unser Ziel war der Firehole Canyon: absolut großartig! Die 20 $ waren gut angelegtes Geld – diese Aussicht spricht doch Bände, oder?

Die Landschaften am Canyon entlang sind einfach wunderschön. Der Green River schlängelt sich durch die Felsen und ganz im Süden wird er dann in einem Stausee aufgedammt. Bei Antilope Flat sieht man nicht nur Antilopen, sondern auch die eigentliche Flaming Gorge Formation und später dann den Damm selber.

Aber der Hammer kam dann am „Red Canyon“.

Hierzu fehlen mir die Worte – bitte guckt einfach:

Der nördliche Teil des Flaming Gorge Gebietes liegt noch in Wyoming und der südliche Zipfel – mit dem Red Canyon – dann schon in Utah. Wir fuhren die #191 weiter nach Süden und übernachteten auf 2.500 m im Ashley National Forest. Dort sah es aus wie im Allgäu. Welche landschaftlichen Kontraste!

Den Hauptanteil von Utah sparen wir uns für September auf. Dann sind die Ferien in USA vorüber und die Parks hoffentlich nicht mehr so voll. Eine weitere Nacht allerdings verbrachten wir noch dort und zwar im Dinosaur National Monument.

Der Park erstreckt sich von Utah nach Colorado aber nur auf der westlichen Seite kann man echte Dino-Knochen bewundern. Und wie! Und in welchen Mengen!!

Bei 32°C im Schatten war es auch sehr schön, dass die „Wall of Bones“ quasi eingehaust worden ist. So konnten wir ohne Sonnenstich alles bewundern.

Nach einer Nacht auf dem schönen Park Campground verließen wir Utah wieder und setzten die Tour in Colorado fort. Der erste Ort heißt passenderweise Dinosaur und alle Straßen haben entsprechende Namen – ansonsten ist dort der Hund begraben.

Ab hier fuhren wir die #64 nach Süden. Vorbei an Rangley mit seinen Ölfeldern – leider hatte das Auto-Museum geschlossen. 

Die Temperaturen kletterten langsam auf 34°C, die Gegend war beeindruckend aber staubtrocken, dann machten wir langsam wieder Höhe und es ging von 1.700 m hoch auf fast 2.600 m (Douglas Pass).

Aus den Bergen dann hinunter ins Tal des Colorado Rivers und nun war die Hitze echt zehrend. In Fruita prüften wir kurz die Möglichkeiten und sahen, dass gegenüber in den Bergen der Park Colorado National Monument liegt und dort auch ein Camping sein soll.

Kann man sich ja anschauen...

Am Parkeingang dann der Hinweis: Tunnel! Maximal 10 ft!

Mmh. Wir sind etwas mehr als 12 ft hoch (3,70 m).

Aber der Ranger am Parkeingang zeigte uns ein Bild und meinte mittig wären die Tunnel 16 ft hoch, sollte also passen.

 

Es passte wirklich und wir waren so dankbar, denn schon die Anfahrt war einfach unglaublich. Was für Aussichten! Schnell entschieden wir uns, 2 Tage vor Ort zu bleiben und möglichst viel zu sehen von diesem wunderbaren Flecken Erde.

Unglaublich, was wir alles in diesem Monat gesehen haben.

Wir ziehen noch ein wenig durch Colorado um dann nach Labor Day in Utah zu sein.

Davon wird Euch dann Hermann berichten.