AMERIKA - der Norden - USA

Von Minnesota nach Tennessee

4.365 km in 21Tagen

Text: Martina / Filme: Martina / Fotos: Hermann + Martina

Die Vereinigten Staaten begannen sehr gut, die Grenze war in 30 Minuten erledigt gewesen und ohne Probleme hatten wir unsere erhofften 6 Monate Aufenthaltserlaubnis bekommen.

In Baudette fanden wir recht schnell eine kleine Werkstatt, die uns den 2. Steinschlag „reparierten“ (sieht ja noch immer hässlich aus aber hält hoffentlich lange).

Die ersten Supermarkt-Einkäufe waren ebenfalls erfreulich: eine größere und bessere Auswahl und dazu noch – teils erheblich – günstiger als in Kanada.

Als Hermann die Tankstellenpreise sah, hatte er glatt ein paar Freudentränchen und bei der Befüllung unseres Gastanks, dachten wir erst der Tankwart hätte sich vertan: knapp über 13 US $ - in Halifax haben wir noch über 77 CAN $ bezahlt.

(1 CAN $ = 0,7 € // 1 US $ = 0,9 € ungefähr im Moment)

 

Was ebenfalls gar nicht so unangenehm ist: die – bisherigen – Amerikaner sind viel zurückhaltender als die Kanadier und wir gewöhnen uns gerade daran, nicht ständig belagert zu werden.

 

Minnesota begrüßte uns mit kaltem, wolkigen Wetter gefolgt von einem Regentag.

Erst war die Gegend noch sehr bewaldet und abwechslungsreich, seit Dakota (erst Nord, dann Süd) dann nur noch Felder, Felder, Felder, Prärie und Felder.

Die Straßen: ein mit dem Lineal gezogenes Schachbrettmuster.

 

Also: Straße langweilig, Gegend langweilig, Wetter langweilig....

Optimal um Kilometer zu machen!!

Nach 3 Tagen waren wir schon im südlichen Bereich von South Dakota.

In den grandiosen Badlands machten wir dann erst mal 2 Tage Stop – diese Gegend muss man gesehen haben: vieles erinnert uns hier an Namibia – nur gibt es statt Erdmännchen , Zebras und Hyänen eben Präriehunde, Bison und Kojoten.

Außerdem hatten wir plötzlich wieder Sommer...

Tag 2 in den Badlands. Wir können uns gar nicht sattsehen....

Nach 3 Tagen im Badlands National Park ging es dann weiter zur nächsten großen Sehenswürdigkeit in dieser Gegend: Mount Rushmore.

Schon ganz nett aber noch viiiiiiiiiiel besser ist dann das ebenfalls nicht weit entfernte Crazy Horse Monument. Das ist absolut gigantisch und das Indianer Museum auf dem Gelände ist das Beste was wir je gesehen haben.

 

Danach haben wir wieder Kilometer gemacht, denn es stand ein besonderer Besuch in Missouri auf dem Plan: Familie! Meine Nichte lebt mir Ihren 3 Kindern zur Zeit in Saint Louis und endlich konnte ich die kleinen Racker auch mal in die Arme schließen.

Der Weg führte uns von South Dakota über Nebraska und Iowa. Meine Güte, so viele Provinzen in so kurzer Zeit...

Übernachtungsplätze zu finden war auch hier nicht so schwer, mal durften wir an einer Universität stehen, Walmart geht immer als letzte Möglichkeit und wir gönnten uns auch mal eine Campsite in den fast immer sehr schönen Provinz Parks, die sind hier nämlich auch viel günstiger als in Kanada.

 

In Saint Louis warteten schon 2 Päckchen auf uns (Hermann hat davon im letzten Bericht erzählt) und wir konnten unsere Fensterbaustellen abarbeiten.

Eine Herzensangelegenheit war es für mich bei Wounded Knee anzuhalten und den Opfern des Massakers dort die Ehre zu erweisen. Wir wurden aber sehr enttäuscht, denn außer einer Gedenktafel und 3 bettelnden Sioux war dort nichts.

Der nächste historische Ort auf dem Weg war Fort Randall, wo Sitting Bull damals gefangen gehalten wurde. Doch auch hier war – bis auf die alte Kapelle – nichts mehr zu sehen. Immerhin hatten wir am dortigen Stausee einen schönen Stellplatz.

 

Wie es dann immer so ist: plötzlich war erst ein, dann auch das andere Rücklicht bei Eddie kaputt. Na, kann passieren. Aber, dass es unmöglich sein würde in ganz Saint Louis neue 24V Lämpchen zu bekommen, damit hatten wir nicht gerechnet. Sogar NAPA hatte keine.

Hannah, meine Nichte bestellte also welche im Internet und wir hingen noch einen Tag dran. Beim Frühstück fing dann plötzlich unsere Wasserpumpe an seltsame Dinge zu tun: unmotiviertes Pumpen? Natürlich prüften wir erst mal alle Leitungen – kein Leck, dann alle Absperrungen zu – noch immer sprang die Pumpe an. Doch nirgendwo Wasser! Am Ende hatten wir die Lösung: der Vorfilter musste gereinigt werden! In den Wassertanks waren noch einige Plastikspäne verblieben und diese hatten den Filter leicht verstopft.

So ein Leben im Auto ist wie im Haus: irgendetwas ist immer.

Wir sind nur sehr froh, dass wir bisher alles relativ einfach beheben konnten. Sogar unser momentaner Keilriemen läuft ohne Mucken!

Drückt uns mal die Daumen, dass das so bleibt ;-

 

Die Birnchen kamen pünktlich: 24 Volt, Größe passt....und funktionieren NICHT...

Kurz vorher bekamen wir hohen Besuch: die Jungs von der Feuerwehr waren soooo neugierig! Das mussten sie sich einfach näher angucken.

 

Jeder recherchierte dann erst mal nach 24 V Birnchen...

 

In Rapid City auf einem Militärgelände hatten wir jedenfalls 2 „STEYR“ gesehen (die heißen hier Stewart and Stevenson, glaube ich), äußerlich der gleiche Wagen. Und die Feuerwehrjungs meinten auch bei Armee-Fahrzeugen sollten 24V üblich sein.

Im Internet fanden wir schließlich einen Händler, der sich auf Militärfahrzeuge und deren Zubehör spezialisiert hat und er war gar nicht weit: in Memphis.

Also stand unser nächstes Ziel fest. In einem Rutsch – also langweiligen Interstate Highway fuhren wir nach Memphis, fanden auch nach kurzen Suchen die Firma aber – es war kurz nach 17 Uhr – sie hatten schon zu.

Der Laden lag in einer Sackgasse, nicht einsehbar von der Hauptstrasse aus. Nebenan ein kleines Mietshaus. Auf dem Parkplatz war genug Platz also blieben wir einfach da.

Noch beim Abendessen kam der zuständige Wachmann vorgefahren und – wie in den amerikanischen Filmen – machte er erst mal eine Ansage über seinen Lautsprecher:

„Was machen Sie da? Kommen Sie heraus und zeigen sich!“

Wir zeigten uns brav und er war dann auch ganz nett und freundlich. Nachdem er die üblichen Fragen beantwortet bekommen hatte, wollte er noch wissen:

„Ist das Auto schusssicher?“

 

Es wurde dunkel – sehr früh hier so gegen 18:30 Uhr, wir sind ja schon sehr weit im Süden und der nächste Wagen tauchte auf. Diesmal die Polizei – wieder Small Talk, neugierige Fragen zum Auto und was wir hier treiben – dann der Abschied mit den Worten:

„Seien Sie vorsichtig, das ist hier nicht die beste Gegend der Stadt.“

 

Danach wurde uns nicht direkt mulmig aber man kommt schon ins Grübeln. Im Nachbarhaus kamen Frauen und Kinder nach Hause – wir wollten uns nicht verrückt machen lassen. Aber – vorsichtshalber haben wir doch mal unsere Außentreppe eingefahren.

 

Dann fing der Lärm an... direkt neben an waren Bahngleise und nun ging das Rangieren, Abkoppeln und der ganze Kram los. Es war unfassbar laut.

Und um diese unruhige Nacht zu toppen, hörten wir – bereits im Bett – wieder ein Auto stoppen und 2 herumpalavern:

„Oh. Was ein Auto! Der parkt hier!“

Dann merkten wir, wie am STEYR herumgeklettert wurde. Gut, dass die Treppe drin war!

Ein Blick aus dem Fenster: wieder Security! Kurzer Plausch, dann ließen sie uns in Frieden. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass wir am nächsten Morgen ziemlich gerädert waren...

 

Die „Memphis Equipment Company“ machte pünktlich um 7:30 Uhr auf und wir waren die ersten Kunden. Tatsächlich hatten sie was wir suchten und wir kauften direkt ein wenig auf Vorrat ein.

 

Elvis Denkmal, Graceland – hat uns alles nicht interessiert. Die Tour durch die Gibson Gitarren Fabrik schon eher aber es war noch zu früh. Und was wir von Memphis sahen lud uns jetzt nicht wirklich nicht zum Verweilen ein. Dann doch lieber Nashville!

DIE Stadt hat uns wirklich gut gefallen.

Eine Musikkneipe neben der anderen und die Live Musik überall ist absolut vom Besten – leider viel zu laut. Ein wenig erinnert es an die Düsseldorfer Altstadt, mit Touristen-Gruppen, die Ihren Spass suchen und Feiern wollen. Hier eine Cola bei Cajun Musik, dort ein Sandwich im Jonny Cash Museum, vorbei spazieren am „Ugly Coyote“ und tollen Blues Kneipen. Hier könnte man 3 Monate durchfeiern.

 

Das war ja schon mal ein interessanter Anfang in den USA. Von Stadt hatten wir nun aber wirklich die Nase voll und nun sollte es für uns erst mal wieder in die Natur gehen.