Amerika - der Norden - Kanada
Quebec - ca. 1000 km in 12 Tagen gefahren / Text: Hermann
Jetzt sind wir also in Quebec. Martina hat leider Kopfschmerzen, daher muß ich nun wieder ran.
In Quebec haben sie ja ihre eigene Sprache, man weigert sich einfach Englisch zu sprechen, hier wird das Französisch ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Die Menschen sind nicht unfreundlich, jedoch nicht mehr so offen wie in den bisher bereisten Provinzen.
Zunächst ging es in das Visitor-Center, dort sagte uns ein netter Mitarbeiter, wir könnten auf dem nahegelegenen Schulhof über Nacht stehen. Das haben wir dann für die nächsten 2 Tage ausgenutzt.
In der örtlichen Micro-Brasserie haben wir dann die lokalen Biere getestet, konnten wegen des tollen Wetters sogar auf der Terasse sitzen. Als Raucher muß man allerdings die Terasse verlassen und 3 Meter weiter seine Zigarette rauchen. Sieht dann schon ein bißchen dämlich aus.
Im Provincial Park de Gaspesie hat man uns dann 48 Dollar für Eintritt und Übernachtung auf einem stinknormalen Parkplatz abgeknöpft. Die Kanadier wissen schon wie sie an unser Geld kommen. Zumindest konnten wir die ein oder andere Wanderung in diesem tollen Gebiet machen.
Um nach Rimouski zu kommen, sind wir die Küstenstraße 132 entlanggefahren. Eine interessante und abwechslungsreiche Strecke bei schönstem Wetter. Nach einigen Versuchen haben wir auch einen geeigneten Platz für die Nacht gefunden, wie sich jedoch im Laufe des Abends herausstellte, war es wohl ein beliebter Parkplatz für die örtlichen Handwerksbetriebe. Der Platz wurde immer voller und die Handwerker hatten Probleme Ihre Fahrzeuge abzustellen. Na ja, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Da wir uns unbedingt Quebec-City ansehen wollten, sind wir den Highway in einem Rutsch durchgefahren und haben uns in Levis - liegt auf der gegenüberliegenden Seite von Quebec-City - auf dem Wal-Mart Parkplatz eingerichtet, um auch mal wieder brauchbares Internet zu haben. Die Idee hatten auch andere, der Parkplatz sah am Abend aus wie eine Campsite.
Einige Kanadier, die wir kennengelernt hatten, nahmen uns am nächsten Tag mit zur Fähre, um den St. Lawrence-River zu überqueren und nach Quebec zu gelangen. Das klappt super und man hat mit dem großen Auto die Parkplatzprobleme elegant umgangen.
Neben der vollen Touri-Dröhnung hatten wir noch das Vergnügen, den örtlichen Highland-Games beizuwohnen. Dabei messen sich die Akteure im Werfen und Schleudern von großen Steinen oder Schleppen und Werfen von Baumstämmen. Das alles natürlich standesgemäß im Kilt.
Wir sind dann auf der anderen Seite des St.Lawrence-Rivers Richtung Baie St.Paul gefahren. Dieser Ort soll die Geburtsstadt des Cirque de Soleil sein. Hier gibt es viele kleine Künstler-Ateliers und auch nette Läden, wo diese Dinge auch käuflich erworben werden können.
Natürlich ist auch dieser Ort stark touristisch frequentiert, damit war unser Bedarf an Touri-Kram für die nächsten Tage gedeckt.
Unsere nächste Station war Tadoussac, die Fähre über den dortigen Fjord war kostenlos. Da wir dringend frisches Wasser benötigten und auch der Fäkalientank mal wieder geleert werden mußte, haben wir uns auf dem dortigen Camping einquartiert. Am nächsten Tag haben wir uns einen schönen Platz direkt in den Dünen von Tadoussac gesucht. Absolut genialer Platz. Wir sind dann noch in einen Provincial-Park gefahren, natürlich hat man uns auch hier Eintritt abgenommen. Auf meine Frage, ob wir auch Wale zu sehen bekommen, sagte die Rangerin: „ Wenn Sie sehr leise sind, sollte das so sein“. Wir machen uns auf den Weg, knapp 3 Kilometer durch den Wald, ist ja auch ein netter Spaziergang. Als wir am Walbeobachtungsspot angekommen sind, kamen uns schon die ersten schreienden Kinder entgegen. Mit Wale beobachten war da gar nichts. Haben uns dann an den Möwen und den Fjord durchquerenden Schiffen erfreut.
In Tadoussac fuhr uns dann plötzlich der Schreck in die Glieder, hinter uns fuhr ein Polizeiwagen und schaltete seine komplette Kampfbeleuchtung ein. Der Wagen folgte uns bis auf den Camping. Als der Polizist ausstieg und auf uns zuging, wußten wir überhaupt nicht, was er wollte. Witzigerweise wollte er sich nur unser Auto ansehen, so etwas hatte er noch nie gesehen.
Da wir ja nichts unversucht lassen, sind wir zu dem ultimativen Wal-Spot gefahren. In dem Kanada Nationalpark Marin konnten wir mit unserer Park Kanada Dauerkarte dann natürlich kostenlos auf Wal-Suche gehen. Diesmal war die Wanderung nur kurz, aber Wale waren auch Fehlanzeige. Nachdem wir mit einem Ranger ins Gespräch kamen, sagte dieser : „ Die Wale sind seit einer Woche kaum noch zu sehen, jedoch hätten sie auch sehr schöne Vögel und Enten“. Dabei zeigt er uns sofort Bilder der besagten Tiere. Wenn dann eine dieser Enten oder sogar ein Seelöwe auftauchte, war er komplett aus dem Häuschen und rief: Ein Seelöwe oder halt eine Ente und zeigte aufgeregt in die jeweilige Richtung. Na, so kann man auch aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, das ich nichts gegen Enten oder Seelöwen habe. Aber gegen einen echten Wal kommen sie halt nicht an.
Wir wollten nochmal zurück nach New Brunswick, dazu mußten wir den St.Lawrence-River erneut überqueren. Da hier noch Urlaubszeit herrscht, mußten wir für die Fähre von Les Escoumins nach Trois Pistoles eine Reservierung haben. Da dies nur telefonisch möglich war, wir aber weder Telefon haben noch ordentliche Französisch Kenntnisse, konnten wir den örtlichen offiziellen Mitarbeiter der Fährgesellschaft dazu gewinnen, dies für uns zu erledigen. Das hat auch gut geklappt, wir mußten zwar bis zum nächsten Tag warten, konnten dafür miterleben, wie schnell Nebel entsteht und man in kürzester Zeit nichts mehr sieht.
Das beste am Zwangsaufenthalt am Kai war jedoch, wir haben tatsächlich noch einen echten Wal beobachten können. Ich war so überrascht, ich hoffe man kann auf dem Foto etwas erkennen.
Insgesamt gesehen war Quebec nicht ganz so offen, wie wir es in den anderen Provinzen erlebt haben. Auch ist es unverständlich, warum hier so konsequent das Englische abgelehnt wird. Dafür ist es die einzige Provinz, wo es auch im Supermarkt Bier zu kaufen gibt. Na, die Franzosen waren ja schon immer etwas eigenwillig.