AMERIKA - der Norden - KANADA

Kanada Mai 2017 – British Columbia

3.230 km in 31 Tagen

Text: Hermann / Filme: Martina / Fotos: Hermann + Martina

Der Mai beginnt natürlich mit einer Wellness-Kur für unseren Eddie. Die Reifen mußten neu besohlt werden. Also einen Reifenhändler unseres Vertrauens finden und dann ging es los. Da die Reifen nachschneidbar sind, was das bedeutet, wußten wir selber nicht so genau, sollte genau das gemacht werden. Der Monteur erklärte uns genau, was gemacht werden muß und los ging es. Zunächst mal unseren Steyr auf Stelzen stellen, sieht schon komisch aus, dann wurde an jedem Reifen das Profil neu herausgeschnitten. Geht eigentlich ganz einfach, nachher lagen jede Menge Gummistreifen auf dem Boden und der Reifen sah wie neu aus. Das sollte jetzt hoffentlich für mindestens 40 000 km reichen. Anhand der Bilder kann man recht gut erkennen, wie so etwas gemacht wird. Wir haben ja in unserem ganzen Leben noch nie einen Reifen nachschneiden lassen.

 

Zur Belohnung haben wir uns dann in Duncan die berühmten Totempfähle angesehen. Die Pfähle sind im ganzen Ort verteilt und Duncan ist bekannt dafür, die meisten Totempfähle zur Schau stellen zu können.

Über Nanaimo ging es dann Richtung Port Alberni, dort standen wir 2 Tage an der Bücherei, da hatten wir nämlich gutes Internet und konnten einige Mails schreiben und uns ein wenig über das Weltgeschehen informieren.

Den Highway 4 weiter bis Ucluelet gefahren und dann das Fischerdörfchen Tofino besucht. Hier ist im Sommer wohl richtig was los, der Ort wird dann von Touristen fast überrannt. Wir hatten das Glück, das zu unserer Zeit nicht sehr viel los war und wir uns den Ort in Ruhe ansehen konnten.

In Ucluelet trafen wir dann noch Michael aus dem Harz. Er will versuchen in Kanada Fuß zu fassen, hat dafür in Deutschland noch eine Tischler-Lehre absolviert. In Kanada sollte mit einem holzverarbeitenden Beruf doch was zu machen sein.

Haben dann noch schöne Spaziergänge am Long Beach unternommen, schon interessant, wieviel Treibgut, speziell große Baumstämme an solch einem großen Strand zusammenkommen.

Von Tofino wieder den Hwy 4 Richtung Qualicum Beach fahrend, kommt uns plötzlich ein Unimog mit Neusser Kennzeichen entgegen. Kurz danach bekommen wir eine Mail von Stephan und Petra, wir verabreden uns in Port Alberni und stehen neben einem Hundeplatz, super ruhig. Als die 2 dann am späten Nachmittag eintrudeln, gab es natürlich jede Menge zu erzählen. Witzig war, das sie Lothar und Martina gut kannten, Martina ist eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Martina und sind auch 7 Jahre auf Reise gewesen, sind im Augenblick wieder zuhause, das Reisemobil wurde bereits verkauft.

Von Port Alberni haben wir dann Tagesausflüge zum English-Man-River und Little-Qualicum-Falls gemacht.

Weiter ging es den Hwy 19a Richtung Campbell River an der Ostküste entlang. Dort stand der Besuch des Strathcona Provincial Park auf dem Programm. Dazu gehören der Buttle-Lake und die Myra-Falls. Wir konnten die Schönheit der Natur bei einigen Wanderungen genießen, es waren zu diesem Zeitpunkt erstaunlich wenige Touristen unterwegs.

Natürlich haben wir auch die Elk-Falls mit der imposanten Hängebrücke besucht. Ist schon ein komisches Gefühl, über so eine Konstruktion die sehr tiefe Schlucht zu überqueren.

Auf dem Rückweg zur Fähre hatten wir dann noch eine Übernachtung im Wald. Überall lag Munition herum und wir hatten schon Sorge, für Wild gehalten zu werden. Man hat da ja schon die tollsten Geschichten gehört. Es hielten wohl einige Jäger an, aber wohl eher um unseren Eddie zu bewundern und nicht um ihn zu erlegen.

Jetzt mußten wir uns aber endgültig von Vancouver-Island verabschieden und unsere Reise ging auf dem Festland, von Horseshoe-Bay aus weiter.

Den Hwy 99 ging es dann Richtung Whistler und Pemberton. Auf der Strecke gab es rechts und links noch jede Menge Schnee, aber landschaftlich super schön. In Whistler wollten wir eine Kaffeepause einlegen und parkten ordentlich auf einem Parkplatz. Sofort kam ein Hilfs-Sheriff und meinte, unser Auto sei zu groß und wir müßten sofort den Platz räumen. So ein Verhalten sind wir von Kanadiern nicht gewöhnt. Nachdem ich meinen Unmut ihm gegenüber gezeigt hatte, wollte er mit seinen Vorgesetzten Kontakt aufnehmen, um vielleicht eine Ausnahmegenehmigung für uns zu bekommen. Das war uns dann aber doch zu blöd und wir suchten uns einen anderen Platz für unsere Pause. So ist das manchmal, wenn so ein Ort zu Touristen-verwöhnt ist. Da wir ja konsequent sind, hatte sich Whistler für uns damit erledigt.

Es ging also die 99 weiter bis Lilloet, dort hatten wir einen sehr schönen Schlafplatz auf einem Campground von BC Hydro für 0 Dollar. Der Platz liegt direkt am Seton-Lake , umgeben von hohen, schneebedeckten Bergen.

Weiter ging es Richtung Kamloops, kostenloses Dumping am dortigen Visitor-Center und dann den nächsten Schlafplatz in den Grasslands anvisiert. Traumschöne Gegend und absolut ruhig in der Nacht, nicht einmal Kojoten waren zu hören.

 

Da wir ja weiter Richtung Norden wollten, ging die Reise weiter den Hwy 5 entlang, nach Clearwater. Laut Reiseführer soll es dort eine ausgezeichnete deutsche Bäckerei geben. Voller Vorfreude machten wir uns also auf die Suche, leider erfolglos, die Bäckerei hat schon vor 3 Jahren dichtgemacht, heute ist dort ein BBQ Grill beheimatet. Schade, jetzt muß Martina das Brot doch wieder selber backen.

Im Wells Gray Provincial Park haben wir dann zum erstenmal seit Kalifornien wieder eine Campsite bezogen, für die wir bezahlen mußten. Da der Preis recht moderat war, haben wir dann das Camping 2 Tage genutzt. Allerdings wollen wir das nicht zur Regel machen, da wir mit unserem Eddie sehr autark sind, ist es genau genommen eigentlich nur eine Gebühr zum Parken. Also Parken können wir auch auf einem Waldweg.

Auf der Campsite haben wir dann noch Ina und Ralf aus Biberach kennengelernt und am abendlichen Lagerfeuer einige Biere zusammen getrunken. Die beiden sind seit Juli 2016 unterwegs und jetzt auf dem Weg nach Halifax , um wieder nach Hause zu verschiffen.

Im Park selber haben wir einige schöne Wanderungen unternommen und uns einige imposante Wasserfälle angesehen.

 

Von Clearwater ging es wieder ein Stück zurück auf der 5 um dann auf der 24 Richtung Hwy 97 zu fahren. Den nächsten Schlafplatz fanden wir in Williams-Lake, direkt an einem Vogelschutzgebiet. Auf einem sehr schönen Board-Walk kann man die Vögel im Schilf beobachten. Hier hatten wir auch endlich mal sommerliche Temperaturen und ich konnte mal ausprobieren, ob ich noch in die kurzen Hosen passe. Wie Ihr den Bildern entnehmen könnt, es klappt noch. (Anmerkung der Red./Martina: Dazu müsst Ihr aber den Film BC Mai 2017 ansehen)

 

Unser nächstes Ziel war Barkerville, ein originalgetreues Goldgräberdorf. Zu seiner Blütezeit, 1862 bis 1870 war Barkerville die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco. Über 100.000 Menschen waren auf der Cariboo-Wagon-Road unterwegs und versuchten auf den Goldfeldern rund um Barkerville reich zu werden. Wie so oft im Leben, gingen die meisten Miner ( Goldsucher ) ärmer als sie gekommen waren. Auch Barkerville war dann wieder sehr schnell nur ein kleines Dorf. Dieses ist allerdings sehr liebevoll und mit Freude am Detail erhalten bzw. wieder aufgebaut worden, so daß man hier einen sehr guten Eindruck des damaligen Lebens erhält. Das ganze wird noch aufgepeppt mit tollen Darbietungen aus der damaligen Zeit.

Noch heute kann sich hier jeder als Goldwäscher betätigen, mit Erfolgsgarantie, gegen ein kleines Entgelt.

Die Queen kommt übrigens nicht jeden Tag vorbei, sondern nur weil wir da waren.....oder vielleicht doch wegen dem Victoria-Day?

In Barkerville konnten wir auch einen Schwarzbären beobachten. Er war bis ca. 100 Meter an den Ort herangekommen und saß unter einem Baum. Nachdem die Offiziellen des Ortes versuchten, den Bären mit Lärm zu vertreiben, kletterte er auf einen Baum, atemberaubend wie schnell dieses große Tier so einen Baum hochklettert. Aber abhauen wollte der Bär absolut nicht. Als er den Baum wieder heruntergeklettert war und sich noch ein wenig Richtung Dorf zu bewegte, schossen die Offiziellen eine Leuchtrakete Richtung Bär, als diese direkt neben dem Bären mit einem lauten Knall explodierte, nahm der Bär in Windeseile Reißaus. Imposant, wie schnell so ein Bär ist. Kurze Zeit später stellte sich heraus, warum der Bär partout nicht weg wollte. Von dem Baum stiegen dann noch 2 junge Bären, cubs genannt, und liefen blitzschnell Richtung Mutter-Bär in den Wald. Eine Bärin mit Jungen ist mit größter Vorsicht zu genießen.

Um nach Barkerville zu kommen, muß man vom Hwy 97 in eine 81 km lange Sackgasse einbiegen, an deren Ende Barkerville liegt. Also mußten wir diese 81 km auch wieder zurückfahren. Auf dieser Strecke ist es dann passiert, ein Elch ist uns fast ins Auto gelaufen. Jeder, der weiß wie groß so ein Elch ist, kann nachvollziehen, welcher Schreck uns in die Glieder gefahren ist. Der Elch kam in vollem Galopp links aus dem Wald, Martina meinte, der Elch hatte Todesangst im Gesicht. Nachdem ich für einen Bruchteil einer Sekunde nach links in den Wald geschaut habe, wußte ich auch warum. Der Elch wurde von einem veritablen Schwarzbär gejagt. Glücklicherweise konnte ich eine Kollision mit diesem Riesen-Elch vermeiden, aber nach dieser Situation waren wir hellwach.

Martina meinte, das wäre alles nur aufgrund meiner tollen Reaktion und meinem hervorragenden fahrerischen Können gutgegangen, hmmm, na gut.

Leider ging das alles so schnell, das wir es bildtechnisch nicht dokumentieren konnten.

 

Es ging weiter nach Prince George, wo wir im örtlichen Walmart unsere Vorräte aufgefüllt haben und haben dann vor dem dortigen Railway-Museum einen kostenlosen Schlafplatz gefunden. Die Angestellten des Museums waren so freundlich und haben uns noch das Passwort für Ihr WiFi gegeben. So konnten wir die neuesten Nachrichten lesen ( z.B. die neuen Schandtaten des Herrn Trump, ist schon peinlich ) und auch einige Mails schicken und um die Homepage kümmern. An dem Abend war es super stürmisch und wir mußten darauf achten, nicht zu nahe bei den Bäumen zu stehen, da schon einige richtig dicke Äste von den Bäumen geweht wurden.

Als nächstes ging es nach Mackenzie, auf die kostenlose Campsite von BC Hydro. Dort haben wir uns bei schönstem Wetter 3 Tage dem Nichtstun gewidmet.

Da in den nächsten Tagen in Grande Prairie in Alberta ein großes Rodeo beginnt, mußten wir uns jetzt langsam auf den Weg dorthin machen. Wir hatten das Glück, auf dem Weg mehrere Schwarzbären zu beobachten, unter anderem eine Bären-Mutter mit 3 Jungen.

Als sie uns bemerkten sind die Jungen ruckzuck auf den nächsten Baum geklettert. Schon toll so etwas mal live zu sehen. Martina hat die Szene per Video festgehalten.

So, bevor es jetzt zum Rodeo geht, will Eddie noch einen Ölwechsel, der ist vielleicht verwöhnt, der Kerl.

Ob das alles klappt, werdet Ihr im nächsten Bericht von Martina erfahren. Dann soll es auch langsam Richtung Dempster Highway gehen.

 

Bis dahin

 

Beste Grüße

 

Hermann